Kitzinger Schul-Sanis halten auch mal Händchen
Autor: Julia Volkamer
Kitzingen, Mittwoch, 06. Februar 2013
Wenn es ihren Mitschülern schlecht geht, ist Elisabeth gefragt. Sie organisiert die Sanitätsgruppe der Richard-Rother-Realschule in Kitzingen - und hat ordentlich zu tun.
Ein bisschen blass schaut sie schon aus. Und sie hält sich den Bauch. Nichts gegessen? Oder etwas Falsches? Wie auch immer, Dunja ist ein Fall für die Schulsanitäter. Kevin, Angelique und Albina sind schnell zur Stelle, Einsatzleiterin Elisabeth hat sie in den Sanitätsraum gerufen. "Wir haben eigentlich jeden Tag etwas zu tun", sagt die 16-jährige Schülerin der Richard-Rother-Realschule - auch wenn dieser Einsatz nur nachgestellt war.
Die "kranke" Dunja ist nämlich auch eine von 23 Schulsanitätern, die sich in ihrer Schule haben ausbilden lassen. "Weil wir weniger Unterricht haben" ist ein Grund, oder "weil man die Ausbildung als Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein nehmen kann". Vor allem aber wollen die 13- bis 16-jährigen Ersthelfer helfen, wenn sich an der Schule jemand wehtut oder Schmerzen hat.
Verantwortung und Werte
Für Rektor Stefan Wolbert ist das ein wichtiger Schritt zur harmonischen Schulgemeinschaft. Mit der Einrichtung des Schüler-Sanitätsdienstes wird nicht nur das Sekretariat, das den Job bisher innehatte, entlastet, sondern insgesamt mehr Verantwortung in die Hand der Schüler gelegt.
"Damit tragen wir einen Teil zur Werteerziehung unserer Schüler bei", sagt Wolbert. "Sie lernen, füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen."
Die Schulsanitäter tun das in Gruppen von vier bis sechs Schülern an einem Tag in der Woche. Den Dienstplan schreibt Einsatzleiterin Elisabeth, die demokratisch in ihr Amt gewählt wurde. "Ich erledige den Papierkram und stimme mich dabei mit Herrn Wolbert ab", stellt sie ihren Aufgabenbereich vor - und sie hat ganz schön zu tun. Schließlich gibt es in der Pause immer mal Streit und ein Kind fällt aufs Knie, verstaucht sich das Handgelenk oder schrammt sich den Ellbogen auf. Außerdem gibt es viel Kopf- oder Bauchweh-Patienten, die einfach mal eine kurze Pause brauchen.
"Wir haben schon ziemlich viel zu tun", sagt Theresa, und zeigt gleich auf die Walkie-Talkies, die der Elternbeirat für die Sanis gestiftet hat. "Wer Dienst hat, muss immer in Bereitschaft sein, wenn etwas passiert." In ihren leuchtend roten Shirts sind sie leicht zu erkennen und rücken im Notfall mit Pflaster, Mullbinde und Co. an.
Wie man damit umgeht, haben sie im Kurs gelernt - es gab überhaupt sehr viel Neues. "Mund-zu-Mund-Beatmung zum Beispiel", sagt Melanie und grinst. "Eigentlich haben wir aber mehr Mund-zu-Nase beatmet, auch wenn es mit der Puppe ein bisschen komisch war." Die Bundesfreiwillige beim BRK in Kitzingen, Vanessa Näck, hat sich der Schüler angenommen und mit ihnen die Grundlagen der Ersten Hilfe geübt. Somit ist jeder Schulsanitäter für den Einsatz auf dem Schulhof, beim Sport- oder Schulfest, bestens gewappnet.
Mitreden und mithelfen
An der Richard-Rother-Realschule sollen die Schüler in Zukunft aber noch mehr mitreden und mithelfen können. Nach Schülerlotsen, Sanitätern und dem Projekt "Schule gegen Rassismus" sollen im zweiten Halbjahr Tutoren ausgebildet werden, die sich um die Neuankömmlinge in den fünften Klassen kümmern. "Die Schülerschaft darf und soll Verantwortung übernehmen", sagt Rektor Wolbert - und zwar nicht nur im Erste-Hilfe-Zimmer.