Kitzingens OB Müller: Entspannter Rückblick eines Verwalters
Autor: Andreas Brachs
Kitzingen, Mittwoch, 22. April 2020
Nach zwölf Jahren endet die Amtszeit eines UsW-Oberbürgermeisters in Kitzingen. Siegfried Müller blickt zurück und erklärt, warum er als Stadtrat weitermachen will.
Es war Anfang der 1990er-Jahre, als in Kitzingen die Geburtsstunde der Unabhängigen sozialen Wählergruppe (UsW) schlug: Im innerparteilichen Streit um die damalige OB-Wahl spaltete sich die UsW von der SPD ab. Mit ins neue Lager wechselte ein Kommunalpolitiker, der 1990 auf der SPD-Liste erstmals in den Kitzinger Stadtrat gewählt worden war: Siegfried Müller.
Beim Stadtrat blieb es nicht: Der Sparkassen-Betriebswirt kandidierte 2002 als OB-Bewerber gegen Amtsinhaber Bernd Moser (SPD) und unterlag in der Stichwahl knapp mit 137 Stimmen Unterschied. 2008 schlug dann Müllers Stunde: Er errang in der Stichwahl gegen Angelika Küspert (CSU) recht deutlich das Oberbürgermeisteramt, das er noch bis 30. April ausübt.
Müllers Ausstieg bedeutet Abstieg der UsW
Mit dem Abtreten Müllers geht es auch mit der UsW bergab: Die einst stolze Fraktion hat im Stadtrat künftig neben Müller nur noch Werner May als Vertreter, im Kreistag ist Müller gar ihr einziger. Deshalb sollen laut Müller nun die Jungen in der Wählergruppe entscheiden, wie es weitergehe. Ob man sich der SPD anschließen wird? Oder den Freien Wählern? Oder selbstständig bleibt?
Müller selbst war mehr Verwalter als Gestalter. Große Reden sind seine Sache nicht; er selbst sieht sich als Pragmatiker. Der Blick zurück:
Die Zusammenarbeit im heterogenen Stadtrat habe sich verbessert. Mit seinen Stellvertretern Stefan Güntner (CSU) und Klaus Heisel (SPD) war er sehr zufrieden. Sie hätten ihn viel unterstützt und es habe "menschlich gepasst".
Müller erinnert an Meilensteine seiner Amtszeit: Die Kleine Landesgartenschau, obwohl noch vor seiner Amtszeit beschlossen, sei eine Initialzündung für die Stadt gewesen. Trotz weniger, aber beharrlicher Gegner habe sie die Stadt vorangebracht und wie die Gestaltung des Mainufers auf der Altstadt-Seite die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert. Auch ein Großprojekt: die Sanierung der Brauhöfe der ehemaligen Bürgerbräu in der Innenstadt und ihr Umbau zu einem modernen Wohnquartier.
Konversion als Kitzinger Herkulesaufgabe
Ein Wendepunkt: die Konversion der ehemaligen US-Gelände. Der OB verteidigt die Entscheidung, die Kasernen-Areale Privatinvestoren überlassen zu haben. In der Folge hätten sich neue Firmen angesiedelt; über 1000 Arbeitsplätze seien entstanden.