Kitzingen wurde vor 78 Jahren bombardiert - Bürgermeisterin erinnert an "unheilvollsten Tag"
Autor: Redaktion
Kitzingen, Donnerstag, 23. Februar 2023
Vor 78 Jahren ereignete sich in Kitzingen ein verheerender Luftangriff. Bürgermeisterin Astrid Glos erinnerte zum Jahrestag unter anderem daran, "wie wichtig und zerbrechlich der Frieden ist".
78 Jahre nach dem Luftangriff auf Kitzingen gedachte Bürgermeisterin Astrid Glos zusammen mit Vertretern der Stadt am Neuen Friedhof den Opfern – und erinnerte daran, wie wichtig und zerbrechlich der Frieden ist. Gedenktage hätten - auch und gerade angesichts der jüngsten Ereignisse in der Ukraine - eine wichtige Bedeutung, betonte sie.
Mehr als 700 Menschen starben am 23. Februar 1945 in Kitzingen, schreibt die Stadt Kitzingen. Im Verlauf des kaum 90 Minuten währenden Angriffs wurden 800 Häuser und 2020 Wohnungen sowie die Kanalisation und die Gas- und Kabelanlagen der Stadt zerstört. Astrid Glos erinnerte in eindrücklichen Worten an die vielen Einzelschicksale: Menschen wurden von herabstürzenden Balken und Steinen erschlagen oder erstickten jämmerlich unter Schutt und Staub. Andere, die den rettenden Luftschutzkeller nicht mehr erreichen konnten, wurden durch die Wucht der explodierenden Bomben an die Mauern der Häuser geschleudert und zerschmettert.
Wieder andere, die im Luftschutzkeller bereits verschüttet waren, wurden von den Trümmern elendig zerquetscht, die durch weitere Bomben in Bewegung geraten waren. Zu den Opfern gehörten auch viele Helfer und Helferinnen der verschiedenen Einsatzkommandos, die sofort nach der ersten Angriffswelle mit den Bergungs- und Aufräumarbeiten begonnen hatten. Sie starben im Bombenhagel der zweiten und dritten Angriffswelle.
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Jahrzehnte nach dem unheilvollsten Tag der Stadtgeschichte gibt es nicht wenige Menschen, die meinen, dass man diesen Gedenktag nicht mehr begehen sollte, erinnerte Glos. Eine lebendige Erinnerung sei aber aus vielen Gründen notwendig: „Damit wir das Elend der Opfer und das Leid der Hinterbliebenen niemals vergessen und uns immer wieder die Mechanismen ins Gedächtnis rufen, die dazu führen.“ Krieg sei kein Naturgesetz, betonte Glos. Krieg breche nicht nach Art einer Naturkatastrophe einfach aus. „Krieg wird zur Katastrophe für Mensch und Natur, weil politisch verantwortlich handelnde Menschen versagen oder im Vorfeld versagt haben.“ Das lasse sich auch beinahe acht Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkrieges beobachten.
In der Nacht auf den Gedenktag im Jahr 2022 machte Russland mobil, erinnerte die Bürgermeisterin. „Und führt seitdem einen erbitterten Krieg gegen die Ukraine.“ Viele unschuldige Menschen erleiden dort Szenarien, wie sie die Zeitzeugen des 23. Februar 1945 schilderten. Dabei sei Frieden die Bedingung dafür, dass die Menschheit gedeihen kann. Frieden existiere jedoch nicht aus eigenem Willen. „Es hängt von uns ab, von unserem Mut, ihn zu bauen und zu bewachen, zu bewahren und an zukünftige Generationen weiter zu geben“, so Glos. Mit Worten und Taten müsse die Menschheit dafür einstehen, dass wieder mehr Frieden werden kann. „Wir sind es den Opfern und Überlebenden des 23. Februar 1945 weiter schuldig“, so Glos. „Und unseren Kindern.“
Der Evangelische Posaunenchor umrahmte die Gedenkveranstaltung, Dekanin Kerstin Baderschneider und Pfarrvikar Nicolas Kehl sprachen ein Gebet.