Druckartikel: Kitzingen: Wo die Kaufkraft zu Hause ist

Kitzingen: Wo die Kaufkraft zu Hause ist


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Dienstag, 03. Sept. 2013

Eine Studie der IHK bringt es an den Tag: Stadt und Land Kitzingen sind besser als ihr Ruf.
Rekord: Markt Einersheim weist die höchste einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Einwohner in Mainfranken auf. Die Ursache: Relativ hohes Durchschnittseinkommen bei relativ niedrigen Mieten.


Der Titel der Arbeit ist ein wenig sperrig: "Kaufkraft, Umsatz und Zentralität. Kennzahlen für den Einzelhandel in Mainfranken 2013." Die Aussagen dahinter sind dagegen lebendig und von großer Bedeutung. Für Kitzingen Stadt und Land.

Christian Sturm ist Referent für Standortpolitik, Recht und Steuern bei der IHK Würzburg-Schweinfurt. Er hat hunderte Kennzahlen für den Einzelhandel in Mainfranken zusammen gefasst. Den Ist-Zustand und die Prognose für den Landkreis Kitzingen kann er auch aus privaten Gründen gut beurteilen. Christian Sturm kommt aus Wiesentheid.

"Die Stadt Kitzingen steht gut da, was die Kaufkraftbindung betrifft", sagt Sturm. Und das ist gar nicht selbstverständlich - schließlich liegt das attraktive Oberzentrum Würzburg gerade mal 20 Kilometer entfernt. Dennoch: Die Leute fahren gezielt zum Einkaufen nach Kitzingen.

Beim entsprechenden Index landet die Große Kreisstadt denn auch bei 171 Punkten. Gutes Mittelfeld im Vergleich zu ähnlich großen Städten in Mainfranken.
Genau das muss auch das Ziel für die Zukunft sein: Die Nahversorgung auf dem Land so gut es geht beibehalten. Deshalb haben für Sturm auch die Märkte auf den so genannten Grünen Wiesen, im Außenbereich der Städte, ihre Berechtigung. "Die Kaufkraft muss vor Ort gehalten werden", sagt er. "Es ist doch besser, die Leute fahren hier auf die Grüne Wiese, als irgendwo anders hin."

Einfach ist es nicht, die Balance hinzubekommen. Das weiß auch Sturm. Schließlich dürfen auch die Innenstädte nicht ausbluten. "Die Innenstadt von Kitzingen muss attraktiv bleiben", fordert er. Leerstände sollten so weit als möglich verhindert werden. Das bindet einerseits Geld. Andererseits müssen gerade die älteren Bewohner in der Stadt einkaufen können.

In Mainfranken gibt es grundsätzlich einen kaufkraftstarken Korridor, wie es in der Analyse der Daten heißt, die einmal pro Jahr von der Gesellschaft für Konsumforschung zur Verfügung gestellt werden. 39 der 243 Gemeinden liegen demnach über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Rekordhalter ist Markt Einersheim, gefolgt von Ochsenfurt und Iphofen. 7720 Euro pro Einwohner weist die Studie als "einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Einwohner" für Markt Einersheim auf. Sturms Erklärung: In diesen Gemeinden ist das Mietniveau relativ niedrig und das Einkommen der Bewohner relativ hoch. Weltfirmen wie Fritsch und Knauf lassen grüßen.

Die Stadt Kitzingen liegt bei dieser Kennzahl mit 4872 Euro pro Einwohner an letzter Stelle. Verantwortlich dafür dürfte genau der umgekehrte Effekt wie in Markt Einersheim sein: Relativ teure Mieten bei relativ niedrigen Einkommen.

Die Aussichten? Gar nicht schlecht. Deutschlandweit wird jeder Bürger im Jahr 2013 im Durchschnitt 5035 Euro im Einzelhandel ausgegeben. Ein Plus von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Mainfranken liegt der Wert bei 4895 Euro. Für Sturm liegt eine Ursache in den recht hohen Tarifabschlüssen der Gewerkschaften in den letzten Monaten.

Trotz der Sogwirkung von Würzburg hat die Stadt Kitzingen nach der vorliegenden Studie eine nicht zu unterschätzende Bedeutung, was die Versorgung der Menschen angeht. In den Kassen der Einzelhändler landet per Saldo deutlich mehr an Umsatz, als dies aufgrund der Einkommensverhältnisse der Bevölkerung vor Ort zu erwarten wäre. "Es wird fast dreiviertel mehr an Geld umgesetzt, als die Leute eigentlich zur Verfügung haben", sagt Sturm. Eine Kennzahl von großer Bedeutung für die Region.