Kitzingen will ein Wohnraumkonzept 2030
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Freitag, 18. Januar 2013
Wie und wo wohnen die Kitzinger im Jahr 2030? Gibt es genug oder zu viel Wohnungen? Wo kommen die sozial benachteiligten Menschen dann unter? Fragen über Fragen. Ein Konzept soll Antworten liefern.
Äußerlich nahm er es ganz gelassen. Aber innerlich hat es ihn vielleicht doch ein wenig gefreut. Klaus Christof (KIK) hat am Donnerstagabend sehr viel Lob eingeheimst - und das aus allen Fraktionen. Eine Rarität.
"Eine bedarfsorientierte Politik ist nötig", forderte Christof und sprach damit die Wohnsituation in Kitzingen an. Seine Prognose: Für große Teile der Bevölkerung wird es finanziell immer schwieriger, Wohnraum zu bezahlen. Die Armutsfalle, die für künftige Rentner prognostiziert wird, wird auch auf Kitzingen Auswirkungen haben. "Wir sollten attraktiven Wohnraum anbieten", forderte deshalb der Bürgermeister. Ein weiterer Vorteil einer vorausschauenden Wohnungspolitik: Der vorausgesagte Bevölkerungsrückgang von zwei bis fünf Prozent bis ins Jahr 2030 könnte abgefedert werden.
In naher Zukunft stehen wichtige Weichenstellungen im Kitzinger Wohnungsmarkt an. Was geschieht mit den 80 Wohnungen in der Breslauer Straße? Was wird mit den insgesamt 53 Wohnungen am Galgenwasen, von denen 46 im Eigentum der Stadt sind?
Teilweise veraltete Wohnungen
Insgesamt betreut die Baugesellschaft rund 800 Wohnungen im Stadtgebiet. Einige sind nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand. Die Wohnungen in der Breslauer Straße und am Galgenwasen in der Siedlung stammen beispielsweise aus den 30er Jahren. "In der Breslauer Straße wollen wir entmieten", sagt Geschäftsführer Norbert Brand. Gemeinsam mit den Bewohnern sucht er nach Alternativwohnungen. "Wir haben aber niemandem gekündigt", betont er.
Die drängendste Frage lautet allerdings: Was passiert in den Marshall-Heights? In der ehemaligen US-Kaserne sind rund 730 Wohneinheiten seit sechs Jahren unbewohnt. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hat der Stadt ein Erstzugriffsrecht eingeräumt. Bis Ende Mai muss ein etwaiges Interesse bekundet werden. "Wir werden den Versuch starten, ein Erstzugriffsrecht zu definieren", kündigt Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW) an. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man aber überhaupt nicht abschätzen, wie die Sache ausgeht.
Anspruchsvoller Zeitplan
Klar ist, dass sich der Stadtentwicklungsbeirat Ende Februar mit dem Thema beschäftigen wird, um eine Grundausrichtung festzulegen. Eine Sondersitzung des Stadtrates Anfang März soll weitere Klärung bringen, ehe der Stadtrat im April entscheidet, ob ein entsprechender Antrag gestellt wird. Ein Erstzugriffsrecht der Stadt kann sich auf das gesamte, rund
32 Hektar Hektar große Areal beziehen, aber auch auf Teilflächen. Das Problem für die Stadt: Erst wenn sie den Antrag gestellt hat, wird sie Einblicke in das Wertgutachten der Bima erhalten. "Danach haben wir ein Jahr Zeit, um eine endgültige Entscheidung zu treffen", sagt Müller. "Es hängt natürlich vieles vom Preis ab."
Konsens herrschte im Finanzausschuss bei der Frage, ob ein Wohnraumkonzept 2030 für Kitzingen sinnvoll ist. Alle Parteien lobten Christof für sein Engagement in dieser Sache. "Das ist ein ganz wichtiges Thema", bestätigte Karl-Heinz Schmidt (UsW). "Wir müssen jetzt die Weichen stellen, sonst beschließen wir womöglich die falschen Investitionen."
Einig waren sich die Räte auch darin, dass zunächst einmal kein externer Gutachter eingeschaltet werden soll. "Wir brauchen nicht schon wieder eine Expertise für die Schublade", meinte Christof. Stattdessen sollen die notwendigen Daten wie Bestand, Wohnungsalter, Wohnungszustand, Mietspiegel und vieles mehr von der städtischen Baugesellschaft und der Stadtverwaltung gesammelt und im Stadtentwicklungsbeirat besprochen werden. Bei der Umwandlung dieser Datenanalyse in eine Prognose soll dann ein externer Gutachter eingeschaltet werden. "Letztendlich beschließt das Ganze natürlich der Stadtrat", versicherte Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW).
Applaus für Klaus Christof
Am Ende gab es Applaus für den Antrag und die Arbeit von Klaus Christof. Der betonte noch einmal den Vorteil eines Wohnraumkonzeptes für die Stadt: "Es ist notwendig, neues Blut nach Kitzingen zu holen." Die Aufgabe einer Kommune liege außerdem auch darin, eine Hilfestellung für wirtschaftlich Benachteiligte zu schaffen - zum Beispiel, in dem sie entsprechenden Wohnraum schafft. Laut Norbert Brand von der Kitzinger Baugesellschaft hat sich der Markt in den letzten Monaten gebessert. "Derzeit kann die Nachfrage nach Wohnraum in Kitzingen gedeckt werden." Aber wie es im Jahr 2030 aussehen wird, kann er natürlich auch nicht sagen.