Druckartikel: Kitzingen: "Dracula-Grab" sorgte für wilde Spekulationen bei Soldaten - das steckt dahinter

Kitzingen: "Dracula-Grab" sorgte für wilde Spekulationen bei Soldaten - das steckt dahinter


Autor: Daniel Krüger

Kitzingen, Donnerstag, 03. November 2022

Auf dem Alten Friedhof in Kitzingen ist eine Grabstätte zu finden, die in den 1980er Jahren für seltsame Spekulationen unter US-Soldaten sorgte. Ihre Mutmaßung: In der Gruft liegt Graf Dracula begraben.
Der Alte Friedhof in Kitzingen ist ein Ort, der voller Mythen steckt. Gerüchte besagen, dass hier "Dracula" sein Grab haben soll.


  • Kitzingen: Angebliches "Dracula"-Grab machte US-Soldaten Angst
  • "Warten darauf, dass er herauskommt": Regelmäßig nächtliche Wachen
  • Grusel-Gruft mit Totenköpfen verziert - Friedhof wegen Pest neu gebaut 
  • Das steckt wirklich hinter der Grabstätte - Stadt Kitzingen erklärt

"Um Mitternacht versammeln sich die US-Soldaten vor dem fledermausgeschmückten Grabmal und warten darauf, dass Graf Dracula auf seiner vampirischen Suche nach Opfern auftaucht, die lebenswichtiges Blut liefern." Mit diesem Satz beginnt ein Artikel der US-amerikanischen Nachrichtenagentur UPI aus dem Jahr 1981. 

"Wie ein Schrein": Grusel-Gruft in Kitzingen zog die US-Soldaten magisch an 

Der Ort, der hier gemeint ist, versprüht vor allem eins: Gruselfaktor. 1542 wurde der "Alte Friedhof" in Kitzingen errichtet, weil schlicht kein Platz mehr für die vielen Toten war - die Pest forderte zu viele Opfer, wie die Stadt erklärt. "Mit seinem beeindruckenden Torpavillon, den Arkaden und vielen interessanten, alten Gräbern ist der Friedhof eine echte Sehenswürdigkeit", heißt es weiter. 

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Links direkt in der Nähe des Eingangs befindet sich bis heute eine Gruft, die selbst bei den hartgesottenen amerikanischen Soldaten für Gänsehaut sorgte. "Es ist ein bisschen unheimlich, ein bisschen alt und ein bisschen geheimnisvoll, bemalt und mit einem Zaun versehen - wie ein Schrein", zitierte die UPI die Sprecherin der 3rd Infantry Division in Kitzingen, Anneliese Funk, in dem Artikel von 1981. 

Die Fantasie der GIs hatten demzufolge damals vor allem die Verzierungen des mysteriösen Grabs angeregt: Fledermäuse und Totenköpfe inmitten von Szenen aus dem Alten Testament. Dies habe dazu geführt, dass amerikanische Soldaten regelmäßig nächtliche Vampirwachen vor dem Grab abhielten. Demnach lag dort niemand Geringeres als der berüchtigte Graf Dracula unter der Erde. 

War Dracula ein Franke? Mittelalter-Mythos bis heute nicht aufgeklärt

"Ich war nachts noch nicht dort unten, aber viele Jungs sitzen dort und warten darauf, dass er herauskommt", wird in dem Archivtext ein skeptischer Sergeant Robert Richard aus Lafayette, Los Angeles, zitiert. "Ich weiß nicht, ob sie wirklich glauben, dass sie ihn sehen werden, aber wenn jemand überzeugt ist, können sie es vielleicht schaffen."

In Wirklichkeit aber handelt es sich aber eher nicht um das Grab von Graf Dracula. Bereits zu Beginn der 80er Jahre versuchte man, den GIs in Kitzingen klarzumachen, dass hier lediglich die Ratsherrenfamilie Herold ihre letzte Ruhe sucht. Anstoß für das Gerücht, so erzählt man sich, sei ein Zeitungsartikel aus den 1970er Jahren gewesen, in dem das Grab wegen des Aussehens spaßeshalber Dracula zugeschrieben wurde. 

"Das Grab wurde mit viel Mühe 2003-2004 komplett restauriert. Aber die Gruft wurde ja nicht geöffnet... Wer weiß, vielleicht liegt Graf Dracula doch drin?", schreibt die Stadt Kitzingen am Dienstag (1. November 2022) mit einem Augenzwinkern. Und tatsächlich: Historikern und Historikerinnen zufolge ließ sich der Autor Bram Stocker bei der Hauptfigur im "Dracula"-Roman wohl von dem echten Herrscher Vlad III. inspirieren. Dieser wiederum soll vielen Expertenmeinungen zufolge während einer Reise seiner Eltern in Nürnberg geboren worden sein. Und um den Verbleib des Leichnams des Herrschers ranken sich die Mythen.