Kitzingen soll eine Marke werden
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Freitag, 30. November 2012
Mit Profis zum Profil: Einheimische, aber auch Gäste sollen Kitzingen in Zukunft als etwas Einmaliges erleben.
Über 30 Zuhörer drängten sich am Donnerstagabend im Sitzungssaal des Kitzinger Rathauses. Sie erlebten live mit, wie der Stadtrat beschloss, dass Kitzingen eine "Marke" werden soll. Die große Mehrheit - 23: 5 - leitete einen so genannten Profilbildungsprozess in die Wege.
Wozu das Ganze? Das erklärte Thomas Most, Geschäftsführer des Kitzinger Stadtmarketing-Vereins (StMV). Er war eingeladen worden, nachdem eine ähnliche Diskussion im Sommer kein Ergebnis gebracht hatte. Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW) formulierte es am Donnerstagabend so: "Viele Leute haben gesprochen, aber nicht über das gleiche Thema."
Most stellte nun fest, dass der Verein in der Vergangenheit oft angegangen worden sei: Ihm fehle eine Strategie, ein roter Faden, habe es geheißen.
Klar sei allen, dass gute Veranstaltungen allein nicht ausreichen, um im Wettbewerb der Städte zu punkten. "Kitzingen soll sich positionieren, soll eine Marke werden und eine Marketingstrategie entwickeln." Dazu müsse man herausfinden, wofür Kitzingen steht - und aus den Antworten ein "markantes Profil" entwickeln, das aus der Masse herausragt. Als Beispiel nannte er die Marke "Nivea", die jeder kenne.
"Alleinstellungsmerkmal" sei das Stichwort. Es gehe nicht nur um ein Logo oder einen Slogan, sondern um weit mehr. Wein, Main, Fachwerk - all das hätten andere Städte auch. "Wir wollen eine Geschichte erzählen, die sich einen Platz in den Köpfen der Menschen erobert, von der wir aber noch nicht wissen, wie sie geht", fasste Thomas Most das Ziel zusammen. "Dafür brauchen wir professionelle Unterstützung."
"Ein Alleinstellungsmerkmal haben wir doch schon durch unseren Stadtrat", wandte Jens Pauluhn (ödp) grinsend ein - und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Ganz im Ernst fragte Pauluhn dann aber, nach welchen Kriterien das professionelle Büro ausgewählt werden soll, mit dem der StMV das Dachmarketing in Angriff nehmen will. Most antwortete, man wolle bei renommierten Büros anfragen, die entsprechende Erfolge vorweisen können. Am Ende werde eines - wohl das mit dem wirtschaftlichsten Angebot - ausgewählt.
Hartmut Stiller (CSU) fand, ehe man ein Werbebüro einsetzt, solle die Stadt erst einmal einen Bürgerdialog vorschalten. Franz Böhm (ProKT) widersprach: "Wenn wir etwas Neues, Zündendes, Überraschendes wollen, müssen wir Leute von außen auf Kitzingen schauen lassen. Wir selbst sind schon viel zu sehr Fachidioten."
Zweifel am ganzen Prozess äußerte Karl-Heinz Schmidt (UsW). Es gebe schon eine Vielzahl von Konzepten, die in Kitzinger Schreibtischschubladen verschwunden seien. "Ich bezweifle, dass wir Nivea-Niveau erreichen."
Noch negativer sah Thomas Steinruck (KIK) die Sache: "Wir wollen nichts, was von außen übergestülpt wird."
Dr. Brigitte Endres-Paul (SPD) schüttelte energisch den Kopf. Die Profilbildung müsse zwar professionell begleitet werden, funktioniere aber ansonsten in enger Zusammenarbeit mit dem StMV und den Bürgern. Der Prozess könne zukunftsentscheidend sein; es gehe darum, Touristen, aber auch Neubürger in die Stadt zu holen.
Meinung geändert
"Die neuen Informationen überzeugen mich", meinte schließlich Andrea Schmidt (ödp), die sich im Sommer bezüglich der Profilbildung noch sehr skeptisch gezeigt hatte. "Wenn Bürger und Geschäftsleute mit ihren Ideen dabei sind, kann etwas Gutes rauskommen. Ich bin gespannt, was es wird!" Mit 23:5 gab die große Mehrheit der Stadtverwaltung den Auftrag, mindestens drei Angebote von Fachbüros einzuholen und dem Stadtrat zur Entscheidung vorzulegen.
Thomas Most zeigte sich gestern zufrieden mit dem Ergebnis der Abstimmung, wollte aber einige Aussagen "geraderücken", da er dazu während der Sitzung aus Zeitgründen keine Gelegenheit mehr hatte. "Für den StMV wurde bisher noch kein Konzept in Auftrag gegeben, das nicht umgesetzt wurde."
Zur Befürchtung von Jutta Wallrapp, das niemand da sei, der eine neue Marketingstrategie mit Leben füllt, sagt Most: "Doch! Im StMV gibt es viele Mitglieder mit einer großen Bereitschaft, Dinge umzusetzen, sofern man sie lässt." Most betonte auch, dass die Helfer und Beiräte im StMV "alle ehrenamtlich arbeiten" und dass man durch die Unterstützung der Stadt "dieses Potenzial weiter nutzen sollte".
Thomas Steinrucks Aussage, Kitzingen werde etwas übergestülpt und dafür wolle die KIK kein Geld ausgeben, fand Most gar nicht in Ordnung: "Das ist Unsinn. Gerade das Vorhaben der Bürgerbeteiligungen und die Gespräche mit den unterschiedlichsten Gruppierungen macht die Angelegenheit so kostenintensiv! Dass etwas Übergestülptes nicht funktioniert, sehen wir ja seit vielen Jahren..."