Kitzingen hat keinen Plan für die Marshall-Heights
Autor: Tom Müller
Kitzingen, Sonntag, 24. Februar 2013
Die Entscheidungsfindung rund um den möglichen Kauf der Marshall-Heights durch die Stadt Kitzingen sollte eine Ortsbegehung erleichtern. Die Meinungen im Stadtrat wesentlich verändern konnte der Vor-Ort-Termin jedoch eher nicht.
Ist das noch eine Wahl zwischen "Fluch und Segen" oder doch eher der zwischen "Pest und Cholera"? Für Klaus Christof (KIK) sind die Marshall-Heights "eindeutig ein Segen". Dies machte er nach der großen Ortsbesichtigung der Kitzinger Stadträte am Samstagmorgen klar. Andere wiederum blickten mit eher sorgenvollen Mienen aus dem Bus, der die Kommunalpolitiker von Station zu Station in der Geisterstadt kutschierte.
Viele wirkten so, als habe ihnen der Osterhase ein verspätetes Weihnachtsgeschenk vor die Füße gelegt, das keiner so richtig will. Vielleicht auch deshalb, weil jeder im Stadtrat weiß, dass - egal wie er sich entscheidet - es Ärger hageln wird.
Wer die Bedenken über zu hohe Kosten vom Tisch wischt und locker den mutigen Befürworter gibt, hat dabei allerdings die angenehmere Rolle.
"Wir müssen uns halt überlegen", argumentiert Christof medienwirksam, "ob wir Kitzingen mutig weiter entwickeln oder ob wir konservativ und rückwärts gewandt bleiben wollen". Kritiker des Projekts wie zum Beispiel Jens Pauluhn (ödp) argumentieren anders: "Das ist für uns drei Nummern zu hoch", warnt der Politiker. "Wir haben so schon viele Gebäude im städtischen Besitz, deren Instandhaltung nicht gerade wenig kostet." Dies sei schon Aufgabe genug. "Die Gebäude hier auf einen zeitgemäßen Standard zu bringen, verschlingt Kosten, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können".
Was will die Stadt?
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hatte an diesem Samstag exklusiv für die Kommunalpolitiker die Tore der einstiegen US-Siedlung im Kitzinger Norden geöffnet. Besichtigt wurden die 1977 gebaute Schule, die Turnhalle, der Kindergarten aus dem Jahr 2000 und einige der über 700 Wohnungen, von denen manche bereits saniert waren, andere nicht. Bis zum 21. Mai 2013 muss die Stadt nun ein "grundsätzliches Kaufinteresse" äußern. Für eine "endgültige Kaufentscheidung" hat die Kommune dann genau ein Jahr Zeit.
Die Bima drängt somit zum Handeln. "Die Stadt muss zeitnah planerische Überlegungen präsentieren", forderte Larissa Komnick, Bima-Teamleiterin für den Verkauf der US-Liegenschaften in Franken. "Sie hat ein Erstzugriffsrecht." Nimmt die Stadt dieses nicht wahr, wird das Gelände einem Bieterverfahren geöffnet. "Die Stadt muss erklären, dass sie will und was sie will", ergänzt Monika Maucher, Verkaufsleiterin für Bayern und Baden-Württemberg bei der Bima.
Hier liegt dann aber der berühmte Hase im Pfeffer, denn die Meinungen im Stadtrat sind noch völlig offen. Die einen wollen das gesamte Areal erwerben, nur ein kleinerer Teil scheint sich mit dem Erwerb von Teilflächen anfreunden zu können und eine dritte Gruppe sieht im finanziellen Abenteuer generell ein Fass ohne Boden.
Kaufpreis noch offen
Erst wenn die Zweckerklärung der Stadt bei der Bima vorliegt, kann aber auch ein Preis genannt werden. "Dieser setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen", so Komnick. "Der Bodenwert, der Gebäudewert und die Nutzungsart sind entscheidend. Eine reine Wohnnutzung wird es auf dem riesigen Areal so oder so nicht geben", erklärt die Bima-Teamleiterin.
Einen Vorteil zumindest bieten die Marshall-Heights gegenüber den anderen Konversionsflächen rund um Kitzingen. "Hinsichtlich der Altlasten und vor allem der Kampfmittel-Verdachtspunkte bestehen hier weitaus weniger Brennpunkte als zum Beispiel in den Harvey-Barracks", sagt Komnick. Ein Gutachten über die Schadstoffe in den Häusern liege der Stadt seit 2008 bereits vor. "Wir haben natürlich nicht jedes Haus und jede Wohnung analysieren lassen", so Monika Maucher. "Nach den Stichproben ist das aber alles im Rahmen".
Stadt auf Partnersuche?
Denkbar ist also auch der Erwerb von Teilflächen oder einzelnen Objekten. "Natürlich kann die Stadt sich mit privaten Partnern zusammenschließen", so Maucher. "Sie muss aber die Mehrheit daran behalten". Dies, so die Bima-Verkaufsleiterin, ließe dann viele Möglichkeiten offen. "Allerdings dürfen für die Bima in einem solchen Fall keine unverkäuflichen Flächen übrig bleiben". Damit war dann auch indirekt klar, dass sicher nicht alles Gold ist, was im Schnee glänzte. Wer sich was auch immer aus den Marshall-Heights herauspickt, wird immer auch die eine oder andere Leiche im Keller erwerben müssen.
Ob die Besichtigung nun die Gräben im Stadtrat geglättet hat, darf bezweifelt werden. Mögen auch wenig Kampfmittel im Boden der Marshall-Heights schlummern, so ist nach dem Besichtigungstermin allerhand Sprengstoff für die kommenden Sitzungen zu diesem Thema gelegt.