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Kitzingen guckt in die Röhre(n)


Autor: Diana Fuchs

Kitzingen, Freitag, 17. Mai 2013

Die Stadt Kitzingen hat ihre eigene K-Frage: Wie viel Kohle kostet die Kanalsanierung?
Dieser Kanalabschnitt im Kitzinger Untergrund weißt deutliche Risse und Einbrüche auf.


Die unsichtbare Kitzinger Welt bröckelt. So viel steht fest. "Es ist unbedingt erforderlich, das ganze Kitzinger Kanalnetz zu untersuchen", betonte Bauamtsleiter Oliver Graumann in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend. Diese komplexe, kostenträchtige Aufgabe wird Stadt und Bürger viele Jahre lang begleiten.

Das machte Dipl.-Ing. (univ.) Klaus Peter Gaul deutlich. Sein Büro, die Gaul Ingenieure GmbH aus Bamberg, hat seit über 20 Jahren Erfahrung mit Kanalsanierung. Ehe er in die freie Wirtschaft ging, war Klaus Peter Gaul stellvertretender Bauamtsleiter in Bamberg und kennt daher auch die Verwaltungsseite gut. "Kitzingen", sagte er, "steht mit seinen Kanalproblemen nicht alleine da. Sie sind typisch für einen Altstadt-Kern".

Das "Feuerwehr-Prinzip" - also dort zu sanieren, wo's halt gerade "brennt" - sei immer das teuerste, machte Gaul klar.

Er plädierte dafür, den Zustand der insgesamt rund 145 Kanal-Kilometer im Kitzinger Untergrund mit moderner TV-Untersuchungstechnik zu erfassen, zu beschreiben und in einem KIS - einem digitalen Kanal-Informations-System - zu hinterlegen. Die KIS-Daten seien mit ein paar Maus-Klicks jederzeit abrufbar. "Jeder kann sich für seine Arbeit dann die Informationen holen, die er braucht."

Kitzingen habe bereits eine gute Vorarbeit geleistet, Flurkarten und Vermessungsdaten seien vorhanden, 35 Prozent der Kanäle zudem schon untersucht. "Das schreit alles nach einer geordneten Auswertung."

Rohr im Rohr

Anhand der Schadensklassen, in die die Kanäle nach der Untersuchung eingestuft werden, soll ein "Fahrplan fürs nächste Jahrzehnt" erstellt werden. Die baufälligsten Rohre werden zuerst saniert. Und zwar, wenn möglich, ohne die Straße aufzureißen. Gaul erklärte das System des "Schlauch-Relinings", das "wesentlich wirtschaftlicher" sei als das Aufgraben des Untergrunds. Dem schadhaften Kanal wird quasi ein neues "Rohr im Rohr" verpasst, und zwar mittels einen Schlauchs, der mit einem Spezialharz getränkt ist und nach dem Einführen in den Kanal mit Wasser- oder Luftdruck an dessen Wände gepresst wird. Das Harz härtet dann aus - fertig.

"Diese Inliner-Sanierung gilt als Neubau", erklärte Gaul. Das bedeutet, Anliegerbeiträge werden nicht erhoben. Die Sanierungskosten fließen aber natürlich in die Gebührenberechnung ein. Bei kleineren Schäden sollen Fräs- und Spachtelroboter zum Einsatz kommen.

7,2 Kanalkilometer - also etwa ein Zwanzigstel des gesamten Netzes - hat die Gaul GmbH schon untersucht. Ergebnis: 1,3 Millionen Euro wird allein die Sanierung der beiden höchsten Schadensklassen in diesem Abschnitt kosten.

Mit 23:3 Stimmen - schließlich gibt es ja auch noch die gesetzliche Verpflichtung zur Eigenüberwachung - beschloss der Stadtrat am Ende, dass das gesamte städtische Kanalnetz in den nächsten zehn Jahren untersucht und bewertet werden soll. Abzüglich der Kosten für die bereits "befahrenen" Kanäle wird die Untersuchung insgesamt noch rund 1,14 Millionen Euro kosten.

Die nötigen Sanierungen sollen nach einer Prioritätenliste erfolgen, die im Vorfeld mit erforderlichen Renovierungen im Straßen- und Trinkwassernetz abgeglichen wird.