Kitzingen fördert kein Öl, aber Sole
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Freitag, 21. Dezember 2012
Kitzingen hat die erste Sole-Tankstelle Nordbayerns eröffnet. Sie soll Umwelt und kommunale Kassen schonen.
Eigentlich hätte die Sonne scheinen müssen. Zum Zeichen der Freude über die innovative, umweltschonende Technik. So aber strahlte im Nieselregen zumindest Oberbürgermeister Siegfried Müller, als er gestern am Kitzinger Hallenbad "Aqua-Sole" die erste Sole-Tankstelle in Nordbayern eröffnete. Mit ihrer Hilfe können Kommunen nicht nur bares Geld sparen, sondern auch einen vergleichsweise umweltfreundlichen Winterdienst bieten.
Wer tankt Sole?
Wer tankt denn Sole? Diese Frage stand gestern so manchem ins Gesicht geschrieben. Leider kann die Sole zwar weder Diesel noch Benzin ersetzen. Aber zumindest einen Gutteil des Streusalzes. Die Winterdienst-Fahrzeuge in Stadt und Landkreis Kitzingen haben es heuer schon ausprobiert. "Mit sehr gutem Erfolg", stellt Straßenwärter Bernd Weiß fest.
120 000 Euro hat die Sole-Tankstelle mit ihrem 30 Kubikmeter großen Sole-Tank etwa gekostet - Geld, das nicht nur Oberbürgermeister Siegfried Müller für "gut investiert" hält. Auch Stadtkämmerer und Stadtbetriebe-Geschäftsführer Bernhard Weber ist angetan: "Wir sind unheimlich stolz auf diese Innovation."
Die Idee, eine Sole-Tankstelle zu schaffen, entstand schon 2005. Die Hochbauabteilung hatte eruiert, ob Sole als Streugut für den Winterdienst genutzt werden könnte. Doch zunächst musste geklärt werden, ob Kitzingen künftig überhaupt auf seine Sole setzen will. Mit dem Beschluss zur Generalsanierung und Erweiterung des Hallenbades im Mai 2006 wurden schließlich die Weichen dafür gestellt, dass das Bad auch weiterhin mit Sole-Wasser betrieben wird, wenig später wurde auch der Neubau eines Sole-Brunnens auf den Weg gebracht.
Seit zwei Jahren fördert der Brunnen an der Achtelstetter Mühle aus 180 Metern Tiefe nun eine 26-prozentige Solelösung zu Tage. Diese wird fürs Hallenbad auf zwei Prozent reduziert. Für den Winterdienst zur Feuchtsalzstreuung wird eine 19-bis 21-prozentige Salz-Waser-Lösung zur Verfügung gestellt.
"Die Sole kann im Winterdienst auf verschiedene Weise eingesetzt werden", erklärt OB Müller. Durch das Anfeuchten des trockenen Auftausalzes mit einer Salzlösung während des Streuvorganges wird verhindert, dass das Salz verweht. Zudem können auf einmal größere Flächen gestreut werden.
Feuchtsalz haftet auf reif- und eisglatter Fahrbahn besser als Trockensalz, setzt dazu den Auftauprozess schneller in Gang und hält die Straßen länger eisfrei. "Außerdem können wir damit gut präventiv streuen, wenn Glatteis droht", ergänzte Andreas Schneider, Straßenmeister im Kreisbauhof.
Lauter Vorteile also, die OB Müller so beschreibt: "Durch die schnellere Wirkung und die geringeren Weh-Verluste ist bei Feuchtsalz die Verwendung geringerer Mengen Steinsalz möglich - bei gleichzeitig höherer Wirksamkeit."
Durch die Feuchtsalztechnik könne im Winterdienst eine Einsparung beim jährlichen Salzverbrauch von durchschnittlich 24 Prozent erreicht werden, konstatiert OB Müller. "Dies kann Umweltschäden verhindern und ermöglicht Einsparungen im öffentlichen Haushalt." Der Bauhof der Stadt Kitzingen hat bereits drei Fahrzeuge für diese Art von Streudienst aus- und umgerüstet. "Der Vorteil der Kitzinger Sole besteht darin, dass sie ohne weitere lohn- und zeitintensive Bearbeitung sofort eingesetzt werden kann", betont OB Müller.
Wunsch: Viele Kunden
"Da es sich um einen Prototypen handelt und auf keine Erfahrung von Anbietern zurückgegriffen werden konnte, sind wir heute besonders stolz darauf, Ihnen unser Bauwerk vorstellen zu dürfen", wandte sich Müller gestern an zahlreiche Ehrengäste, darunter der stellvertretende Landrat Paul Streng, der Schwarzacher Bürgermeister Lothar Nagel, Stadträte und Verantwortliche der Kitzinger Stadtbetriebe GmbH, die Müller besonders lobte: Mit Hilfe eines Geologen und einer Fachfirma hätten Dipl.-Ing. Stefan Rückert und Bademeister Rainer Trabert die Sole-Tankstelle eigenverantwortlich geplant und entwickelt.
Letztere wird in der laufenden Wintersaison vorerst zur Probe betrieben, um den Betriebsablauf zu optimieren. Schon zur nächsten Wintersaison wünscht Müller sich aber "viele zufriedene Kunden". Diese könnten darauf verlassen, dass die unterirdische Sole-Quelle noch lange sprudelt: "Die nächsten 200 Jahre hält der Salzstock."
ZAHLEN:
30 Kubikmeter Sole fasst der schwarze Kunststofftank neben dem Aqua-Sole. Die Steuerungs-/Lagertechnik ist in einem zweckmäßigen Gebäude in Stahlbauweise untergebracht.
Wer tanken will, wählt am Steuerschrank die gewünschte Menge an Sole vor. Mittels einer Tauchpumpe wird das zu betankende Fahrzeug über einen speziellen Sicherheitsschlauch befüllt. Durch verschiedene elektronische und mechanische Sicherheitseinrichtungen wird verhindert, dass Sole unkontrolliert auslaufen kann.
Vier bis fünf Minuten dauert die Betanktung eines herkömmlichen Feuchtsalzstreuers im Durchschnitt (Fassungsvermögen 1,8 bis 2 Kubikmeter Sole).
Halb Kitzingen ist von unterirdischen Salzstöcken durchzogen. Die Sole - also Salz-Wasser-Lösung - fürs Hallenbad und für die Sole-Tankstelle stammt aus einem Vorkommen in 180 Metern Tiefe, nahe der Achtelstetter Mühle.