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Keine Kehrtwende bei Fehrer


Autor: Diana Fuchs

Kitzingen, Montag, 15. April 2013

Der "Runde Tisch" zur Zukunft Fehrers bleibt ohne greifbares Ergebnis. Trotz aller Gesprächsbereitschaft legt die Geschäftsführung erneut die Notwendigkeit des Stellenabbaus dar.
Bernd Welzel und Tom Graf von der Fehrer-Geschäftsleitung gingen ohne ein Wort zu sagen an den Demonstranten vorbei.  Fotos: Sabine Herteux


Um den geplanten Abbau von insgesamt rund 500 Stellen am Fehrer-Standort Kitzingen ging es gestern am "Runden Tisch" im Rathaus. Die von den Mitarbeitern ersehnte Kehrtwende der Geschäftsleitung blieb aus. Aber die Politik versprach, alle Möglichkeiten auszuloten, wie man den betroffenen Mitarbeitern helfen kann.

Der Landtagsabgeordnete Dr. Otto Hünnerkopf sagte nach der Sitzung auf Anfrage, es würden "alle Möglichkeiten abgeklopft, wo geholfen werden könnte". Hünnerkopf hatte sich vor der Tür zum Rathaus eine ganze Weile mit der Schar von "Fehrerianern" unterhalten, die mit Plakaten und Trillerpfeifen auf den Ernst ihrer Lage aufmerksam machte.

"Es ist für uns schon mal was, dass etwas gemacht und zugehört wird", kommentierte Johanna Weiß das nichtöffentliche Treffen; Weiß gehörte am Samstag zum Organisationsteam des großen Protestzuges, bei dem viele Hundert Menschen ihren Unmut über die Entwicklung kundgetan hatten.

Am "Runden Tisch" saßen gestern Landrätin Tamara Bischof, Oberbürgermeister Siegfried Müller, Vertreter des Fehrer-Betriebsrats, der IG Metall, des Wirtschafts- und Arbeitsministeriums, der Regierung von Unterfranken und der Agentur für Arbeit, Staatssekretär Gerhard Eck, Europa- und Landtagsabgeordnete sowie mit Tom Graf und Bernd Welzel die Geschäftsführung von Fehrer Automotive.

"Politik, Betriebsrat und Gewerkschaft kämpfen um den Erhalt des Produktionsstandorts in Kitzingen. Zudem sind Geschäftsführung und Betriebsrat von Fehrer dazu aufgefordert, Alternativen zu finden", heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung, die Landratsamts-Pressesprecherin Corinna Petzold nach dem Treffen herausgab. Zu suchen seien diese Alternativen "vor allem vor dem Hintergrund des Know-hows der Kitzinger im Heißschaumverfahren und in Verbindung mit Innovationen, die in diesem Bereich möglich sind, und auch durch die EU-Gesetzgebung im Hinblick auf den CO2-Ausstoß - Fahrzeuge dürfen immer weniger CO2 ausstoßen und müssen demnach leichter werden - notwendig werden."

Appell vom Staatssekretär

Staatssekretär Gerhard Eck appellierte an die Geschäftsführung, den Zeitplan für die geplanten Maßnahmen - die Kündigungen sollen Ende 2014 ausgesprochen sein - zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern. "Von Seiten der Staatsregierung und der Mandatsträger wurde versichert, alles Mögliche zu leisten, den Produktionsstandort in Kitzingen zu erhalten", schreibt Petzold.

Dr. Otto Hünnerkopf kommentierte das Treffen so: "Wir haben Hoffnung. Es wäre aber vermessen zu sagen, wir könnten alle Arbeitsplätze erhalten." Er, Hünnerkopf, habe unmittelbar nach Bekanntwerden der Entlassungspläne mit dem Ministerpräsidenten Kontakt gehabt und könne sagen: "Es werden alle Möglichkeiten geprüft, wie man eventuell unterstützen kann." Wenn die Sache schon nicht generell aufzuhalten sei, so müsse man sie zumindest so stark minimieren, wie es nur geht, und so verträglich wie möglich machen.

"Es war eine sehr konstruktive Atmosphäre, das muss ich sagen", zollte Hünnerkopf allen Gesprächspartnern Respekt. Man habe aufeinander gehört, "auch wenn es ein paar Punkte gab, an denen die Worte schärfer wurden". Der CSU-Politiker versprach, er werde "über die Ministerien die Finger drauf halten und Einfluss nehmen, so weit ich kann!".

Der "Runde Tisch" soll in gleicher Besetzung spätestens Anfang Juni fortgesetzt werden, meldet Pressesprecherin Petzold. Bis dahin bleibe für alle Beteiligte "Zeit, nach Alternativen zu suchen".