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Junges Blut fürs Kitzinger BRK


Autor: Nina Grötsch

Kitzingen, Sonntag, 08. Sept. 2013

Acht Schulabsolventen unterstützen das BRK-Team in Kitzingen seit Montag in einem freiwilligen sozialen Jahr. Sie machen den Führerschein für den Rettungswagen und steuern auf viele weitere Herausforderungen zu.
Einen Patienten aufs so genannte Spineboard schnallen? Das beherrschen Ines Hörlin, Jan Götz, Barbara Lorey und Amina Schmitt schon perfekt - ganz zum Leidwesen ihrer Kollegin Tamara Rudzki.Foto: Nina Grötsch


"Ich war mega-aufgeregt", erzählt Ines. "Richtig gezittert hab' ich." Ihre erste Fahrt in einem Rettungswagen hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Es wird nicht der letzte spannende Moment in nächster Zeit gewesen sein. Die Willanzheimerin steht am Anfang ihres Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) beim BRK-Kreisverband Kitzingen.
Dabei ist Ines nicht allein. Sechs weitere Mädels und ein junger Mann bringen seit letzter Woche frischen Wind in die Wache. Dass die Stimmung passt, ist nicht zu überhören. In der Küche wird beim Austauschen der ersten Erlebnisse viel gelacht. Mit den meisten hauptamtlichen Mitarbeitern ist man schon per "Du", die ersten Handgriffe des neuen Jobs sitzen.

Die FSJ-ler und die Bundesfreiwilligendienstleistende (Bufdis) haben im Jahr 2011 die Zivildienstleistenden abgelöst. Um mangelnde Bewerber muss sich das BRK in Kitzingen seitdem nicht sorgen.

Laut dem stellvertretenden Kreisgeschäftsführer Sven Appold steigt die Nachfrage sogar. Vor allem Mädels interessieren sich nach der Schule für die Arbeit im Rettungsdienst. Sven Appold lacht, wenn er an die Reaktionen auf seine jüngsten Bestellungen denkt: Schuhe in Größe 37 und Hosen mit Bundweite 42. "Der durchschnittliche Rettungsdienstler in Bayern sieht eben doch anders aus."

Jan ist schon länger ehrenamtlich beim BRK tätig - wie bei Tamara kam der Kontakt als Schulsanitäter am Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach zustande. Er ist schon oft als dritter Mann im Rettungswagen mitgefahren. Auch Barbara hat schon Erfahrung und schon so manche Schicht als Sanitäter bei Weinfesten und anderen Feierlichkeiten hinter sich.

Der Reiz am FSJ war da, weil sie nach der Schule "einfach erst mal was anderes sehen wollten". Sie nutzen es als Chance zur Orientierung und freuen sich, dabei auch noch anderen Menschen helfen zu können. Sven Appold sieht es als eine "Win-Win"-Situation. Viele bleiben dem BRK nach dem Jahr erhalten, helfen in den Semesterferien oder an Wochenenden im Rettungsdienst aus.

"Das FSJ macht sich auch in der Bewerbung gut", nennt Amina einen weiteren Beweggrund für ihre Entscheidung. Sie hat schon letztes Jahr ihr Abi gemacht. Dann hat sich ihre Idee, Hauptschul-Lehramt zu studieren, nicht als die richtige entpuppt. Da sie für eine Ausbildung schon zu spät dran war, suchte sie nach einer sinnvollen Überbrückung - und fand sie im FSJ. Sie wird beim BRK im Bereich "Soziale Dienste" eingesetzt - eine Aufgabe, auf die sie sich schon sehr freut. Essen auf Rädern oder der Hausnotruf fallen in ihren Bereich. Neben dem Hauptfeld Rettungsdienst und dem Sozialen Dienst hat das BRK noch einen FSJ-ler in der Kinderkrippe untergebracht. Einer lässt sich zusätzlich zum Rettungsdienst auch noch als Erste-Hilfe-Ausbilder schulen.
Neben den sozialen Erfahrungen bilden sich die jungen Menschen in dem kommenden Jahr auch fort. "Fast alle absolvieren ihre Ausbildung zum Rettungssanitäter", erzählt Sven Appold. "Auch diese hier sind schon ganz heiß." Ein Blick in die Runde bestätigt es.

390 Euro "Taschengeld" bekommen die Jugendlichen im Monat. "Wer vorher Schüler war, für den ist das viel", findet Jan. Zudem übernimmt das BRK die Hälfte der Kosten für den Führerschein der Klasse C. Die andere Hälfte zahlen die FSJ-ler bis zum Ende durch Arbeit ab. Schließlich sollen die jungen Helfer bald auch selbst auf Einsatz fahren können. Eine große Verantwortung, der sich die engagierten "Neuen" beim BRK stellen.

"Ich hab' jetzt schon drei Blaulichteinsätze hinter mir", erzählt Ines von ihren ersten Tagen. Ihr Chef Sven Appold bestätigt, dass aktuell sehr viel los ist. Im August gab es rekordverdächtige 300 Einsätze für die Rettungskräfte im Landkreis - darunter mehr Notfallrettungen als Krankentransporte.

Ebenfalls Einsätze - wenn auch anderer Art - warten auf Freiwilligendienstleistende in anderen Bereichen. So wird zum Beispiel an der Volksschule in Dettelbach noch ein Helfer gesucht. "Die Arbeit an Schulen ist abwechslungsreich", beschreibt Esther Bopp vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. Austeilen von Mittagessen, Aufsicht, Hausaufgabenbetreuung, Freizeitangebote und Projektgruppen warten auf den FSJ-ler. Oft sei er eine Stütze für schwache Schüler oder Schüler mit Migrationshintergrund. "Der Freiwilligendienst prägt das ganze Leben", ist Bopp überzeugt. Er vermittle neue Sichtweisen über Verständnis, Toleranz und Mitmenschlichkeit.
Dazu kommen Spaß und Abwechslung - davon ist Ines schon nach den ersten Tagen überzeugt. Und voller Euphorie schiebt sie hinterher: "Wenn's zu mir passt, studiere ich danach vielleicht sogar Medizin."