Julian will als Schülersprecher hoch hinaus
Autor: Julia Volkamer
Lülsfeld, Mittwoch, 09. Januar 2013
Ob Abschlussfahrt, Sommerfest oder Faschingsball - Julian Fick hat nicht nur als Schülersprecher am Gymnasium in Gaibach allerhand zu organisieren. Zusätzlich macht er auch unterfrankenweit von sich reden.
Julian Fick ist ein ganz normaler Siebzehnjähriger: Er sitzt gern mit seinen Freunden zusammen, weiß noch nicht so richtig, was er nach der Schule machen will und hat dort viel zu tun - schließlich steht er kurz vor dem Abitur. Dazu hat Julian aber noch ein Amt inne, das nur ein Bruchteil seiner Altersgenossen ausübt: Ende letzten Jahres wurde der Lülsfelder zum Bezirksschülersprecher gewählt - und hat seitdem immer weniger Zeit, sich mit seinen Freunden zu treffen, über seine Zukunft nachzudenken oder für Klausuren und Co. zu büffeln.
Trotzdem ist Julian glücklich mit der Wahl, die sämtliche Schülersprecher der unterfränkischen Gymnasien getroffen haben. "Ich bin schon jemand, der gerne seine Meinung sagt", erklärt er selbstbewusst.
Die Möglichkeit, seine Meinung zu sagen, hat Julian als Bezirksschülersprecher verstärkt. Er ist nicht nur der Vorsitzende bei der zwei Mal jährlich stattfindenden Tagung aller Schülersprecher im Bezirk, sondern kann auch auf Landesebene seine Ideen einbringen - auch wenn es ein langwieriger Prozess ist, bis sie ganz oben ankommen. "Die Landesschülerkonferenz hat lediglich ein Informations-, Vorschlags- und Anhörungsrecht", erklärt er. "Bis da nach endlosen Diskussionen einmal etwas passiert, vergeht viel Zeit." Der größte - und wichtigste - Erfolg der Schülersprechervereinigung war bisher die Installation der Schülermitverantwortung (SMV) auf Landesebene selbst.
Wochenenden verplant
Unterstützung erhält die Landeskonferenz von der LandesschülerInnenvereinigung, einem Verein, in dem Julian zusätzlich noch Mitglied ist. Insgesamt geht einiges an Zeit drauf für sein Engagement als Schülersprecher - ob auf Schul-, Bezirks- oder Landesebene. "Die Wochenenden sind meistens verplant", erklärt Julian. Da ist es fast obligatorisch, dass er in seinem Heimatort Lülsfeld nur noch wenig aktiv ist. "Das Fußballspielen musste ich nach einigen Verletzungen aufgeben", sagt er. "Aber jetzt hätte ich eh keine Zeit mehr dafür."
Chauffeure im Einsatz
Und auch manch anderer muss sich Zeit nehmen, damit Julian sein Bezirksschülersprecheramt ausführen kann - immerhin hat er noch keinen Führerschein. Als Chauffeure fungieren dann oft seine Eltern - oder auch der Direktor des Gaibacher Gymnasiums, Wolfgang Kremer. Der steht der SMV grundsätzlich sehr liberal gegenüber. "Das kenne ich von anderen Schulen auch ganz anders." Dazu haben auch die Verbindungslehrer Marco König, Birgit Pauli und Martin Redweik immer ein offenes Ohr. "Leider wird oft vergessen, dass hinter so einem Amt noch viele andere Menschen stecken, die für den Erfolg mitverantwortlich sind" - zum Beispiel seine Stellvertreter Kai Binkowsky, Annina Arnold und Daniel Schmidt auf Schul- und Katharina Storch auf Bezirksebene.
Trotz aller Unterstützung ist Planung inzwischen Julians halbes Leben - schließlich steht er kurz vorm Abitur. Ob Julian sich nächstes Jahr noch einmal aufstellen lässt, hält er selbst für fragwürdig, "Ich möchte aber das Amt zuerst in dieser Periode erfolgreich ausführen, bevor ich mir über die Wahl im nächsten Schuljahr genauere Gedanken mache. Ich bin aber sicher, dass man auch einen geeigneten Nachfolger finden kann." Möglicherweise wird dann wieder ein ganz normaler 17-Jähriger über sich hinauswachsen - so wie Julian es gerade tut.
Wahl Ein Bezirksschülersprecher Gymnasium und sein Stellvertreter werden in Bayern von den Schülersprechern während der Bezirksaussprachetagung (BAT) gewählt. Insgesamt gibt es acht Bezirksschülersprecher - weil aus dem Regierungsbezirk Oberbayern zwei "Schulbezirke" gebildet werden. Sie werden etwa einen Monat nach der Wahl der Schülersprecher für ein Jahr gewählt.
Aufgaben Der Bezirksschülersprecher hat den Vorsitz bei der Bezirksaussprachetagung, nimmt an der Landesschülerkonferenz teil und kann dort zum Landesschülersprecher gewählt werden. Außerdem kann er dort Anträge vorbringen, die als Positionen des Landesschülerrats übernommen werden. In seinem Bezirk gibt er mit Zustimmung des Ministerialbeauftragten Informationen an die Schülersprecher weiter, soweit sie dem Erfahrungsaustausch und der Arbeit der Schülermitverantwortung dienlich sind. Darüber hinaus engagieren sich einige der Bezirksschülersprecher freiwillig in der LandesschülerInnenvereinigung Bayern e.V., einem Verein, der allen Schülern in Bayern eine Plattform für Austausch von Erfahrung, Wissen und Kompetenzen bietet.
Andere Schularten Die FOS/BOS verfügen über drei Bezirke. Bei den Hauptschulen gibt es noch eine Stadt-/Kreisebene mit eigenen Schülersprechern. Für die sechs Schularten (Förderschule, Gymnasium, Realschule, Hauptschule, BOS/FOS und berufliche Schulen) gibt es in Bayern 40 Bezirksschülersprecher und 40 Stellvertreter.
Geschichte Bezirksschülersprecher werden in Bayern seit 2008 offiziell für alle Schularten gewählt. Davor waren sie nur für die Gymnasien vom Kultusministerium anerkannt.
Kosten Die anfallenden Kosten auf der Stadt-, Landkreis-, Bezirks- und Landesebene trägt der Freistaat Bayern im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel - die sind allerdings eher gering.