Japan, wie es noch keiner gesehen hat
Autor: Sabine Paulus
Iphofen, Donnerstag, 14. März 2013
In der neuen Sonderausstellung des Knauf-Museums können sich die Besucher auf die Spuren zweier bedeutender Entdecker in das Land der aufgehenden Sonne begeben: Philipp Franz von Siebold und Wilhelm Heine.
Markus Mergenthaler, Museumsleiter am Knauf-Museum Iphofen, hatte immer wieder mit der Arbeit Philipp Franz von Siebolds zu tun. Der Arzt und Naturwissenschaftler ist 1796 in Würzburg geboren. Dort gibt es ein nach ihm benanntes Museum in der Frankfurter Straße.
Auf verbotenem Terrain
Siebold gelang es zu einer Zeit, als es Europäern verboten war, das japanische Festland zu betreten, Kontakte zu Personen herzustellen, weil seine Dienste als Arzt gefragt waren. Er begann, alles zu sammeln, was die Japaner kennzeichnet: Schreibetuis, Rauchsets, Gefäße mit Holzkohle, Speisebehälter, Priesterfiguren, Masken, Gebetsschreine und vieles mehr.
Von München nach Iphofen
Mergenthaler hatte die Idee, diese Exponate, die sich im Staatlichen Museum für Völkerkunde in München befinden, für eine Sonderausstellung nach Iphofen zu holen.
Er tat dies in enger und freundschaftlicher Zusammenarbeit mit Dr. Bruno J. Richts feld, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Ostasien, Sibirien und Zentralasien am Völkerkundemuseum.
Enzyklopädische Sammlung japanischer Utensilien
"Siebold wollte ein Gesamtbild von Japan sammeln", erkärte Richtsfeld bei der Pressekonferenz anlässlich der bevorstehenden Eröffnung der Sonderausstellung. Gezielt habe Siebold nach Stücken geschaut, die möglichst sämtliche Lebensbereiche der Japaner dokumentierten. "Enzyklopädisch", nennt dies der Wissenschaftler. Es sei ihm nicht so sehr wichtig gewesen, künstlerisch Hochwertiges zu sammeln, sagte Richtsfeld.
Diese Aussage soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Sonderausstellung "Streifzüge durchs alte Japan" Sensationelles bietet. Der Nachbau eines Landhauses und eines Palastes oder die mit Birnenschalen-Goldstreulack, in mühseliger und sorgfältiger Arbeit aufgetragen, versehenen Gegenstände sind äußerst beeindruckend.
Briefkontakt bricht eines Tages ab
Im ersten Stock des Knauf-Museums sind diese von Siebold gesammelten Exponate zu sehen. Räumlich davon getrennt, im zweiten Stock, befindet sich die Gemäldesammlung des zweiten Japan-Kenners: Der Kunstmaler und Reisende Wilhelm Heine prägte im 19. Jahrhundert durch seine Publikationen und Vorträge entscheidend das Bild vom "Land der aufgehenden Sonne" innerhalb der westlichen Welt. Heine stand mit Siebold im Briefkontakt. Persönlich haben sie sich nie getroffen. Dennoch gerieten sie, beide sehr selbstbewusste und komplizierte Persönlichkeiten, irgendwann in Streit. Es kam zum Bruch.
Was diese beiden Männer aber geschafft haben, ist, dass sie Japan den Europäern nahe gebracht haben durch ihre Bilder und Berichte. "Das ist das Verbindende, deswegen zeigt die Ausstellung Exponate von beiden", sagte Dr. Richtsfeld.