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Iphofen: Knauf plant neues Bergwerk in Altertheimer Mulde - Umweltschützer fordern Stopp


Autor: Ralf Welz

Iphofen, Dienstag, 13. Dezember 2022

Der fränkische Gips-Hersteller Knauf will ein neues Bergwerk bauen. Der Standort liegt aber womöglich in einem künftigen Wasserschutzgebiet. Der Bund Naturschutz fordert daher, die Pläne zu stoppen.


  • Iphofen: Knauf will riesiges Bergwerk im Kreis Würzburg bauen
  • Baustoff-Konzern plant neuen Standort in Altertheimer Mulde
  • Areal könnte allerdings in erweitertes Wasserschutzgebiet fallen
  • Umweltschützer wollen Projekt stoppen - Knauf hält an Vorhaben fest

Der unterfränkische Baustoff-Hersteller Knauf plant im Landkreis Würzburg ein gigantisches Bergwerk. In der sogenannten Altertheimer Mulde sollen künftig rund eine Million Tonnen Gips pro Jahr abgebaut werden. Der Standort liegt allerdings in einem Areal, das das Landratsamt Würzburg womöglich als zukünftiges Wasserschutzgebiet vorsieht. Der Bund Naturschutz fordert daher den sofortigen Stopp der Planungen. Das Familienunternehmen mit Sitz in Iphofen (Kreis Kitzingen) verteidigt derweil sein Vorhaben.

Wegen Gipsknappheit: Knauf will neues Bergwerk in Altertheimer Mulde bauen - "zentraler Baustoff"

Das Wasserschutzgebiet "Zeller Quellen" soll künftig rund achtmal so groß sein wie aktuell. Das Landratsamt Würzburg prüft derzeit einen entsprechenden Antrag des zuständigen Trinkwasserversorgers. Nach der Neuausweisung soll das Areal dann statt acht stolze 66 Quadratkilometer aufweisen. Auch die Altertheimer Mulde würde damit künftig im Wasserschutzgebiet liegen. Genau dort will der Baustoff-Konzern Knauf ein neues, großflächiges Bergwerk errichten. Der Grund: Gips wird allmählich knapp.

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"Bislang fielen große Gipsmengen als Nebenprodukt der Kohleverstromung an", erklärt Knauf-Sprecher Andreas Gabriel gegenüber inFranken.de. Aktuell decken sie demnach immer noch rund 40 Prozent des Bedarfs in Deutschland. Mit dem von der Politik geplanten Kohleausstieg versiege diese Quelle jedoch spätestens ab 2038. "Daher müssen wir Gips zunehmend natürlich gewinnen", hält Gabriel fest. Gips sei in nahezu jeder Wohnung verbaut. "Er ist ein zentraler Baustoff, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und Gebäude energetisch zu modernisieren." 

In der Altertheimer Mulde liegt laut Firmenangaben eines der "qualitativ hochwertigsten" Gipsvorkommen Deutschlands. "Wir wollen den hier gewonnenen Gips in unseren Werken in der Region verarbeiten". Das vorgesehene Areal sei für den natürlichen Abbau "bestens geeignet". Die Arbeiten sollen vor Ort in 70 bis 130 Metern Tiefe erfolgen. Knauf geht auf dem Areal von einem Gipsvorkommen von 70 bis 75 Millionen Tonnen aus. Etwa die Hälfte davon könne abgebaut werden. "Wir rechnen später mit einem Abbau von etwa einer Million Tonnen pro Jahr", teilt der Unternehmenssprecher mit. "Anfangs werden es geringere Mengen sein."

Kreis Würzburg: Bund Naturschutz will Gipsabbau in Wasserschutzgebiet verhindern

Im laufenden Jahr haben laut Gabriel bereits umfangreiche Probebohrungen stattgefunden. Die Auswertung soll im ersten Halbjahr 2023 durch unabhängige Gutachter erfolgen. Ein mögliches Szenario sieht den Abbau von Gips ab 2026 vor - in trockenen Tüchern ist allerdings noch nichts. "Einem solchen Projekt geht ein umfangreicher und gründlicher Genehmigungsprozess voraus, in dem die zuständigen Behörden alle relevanten Faktoren berücksichtigen und abwägen", betont Gabriel.

Geht es nach dem Bund Naturschutz (BN), geht das geplante Groß-Bergwerk erst gar nicht in Betrieb. "Wir fordern, dass die Erweiterung des Wasserschutzgebiets entsprechend umgesetzt wird", sagt Steffen Jodl, Regionalreferent für Unterfranken, im Gespräch mit inFranken.de. Ihm zufolge versorgen die "Zeller Quellen" rund 50 Prozent der Bürger im Landkreis Würzburg mit Trinkwasser - etwa 60.000 Menschen. "Das heißt, das Wasser muss besonders geschützt werden - qualitativ und quantitativ." 

Im Zuge des Klimawandels gingen Wasserstände vielerorts zurück. "Wasserschutz wird immer notwendiger." In Hinblick auf das geplante Knauf-Bergwerk hält Jodl fest: "Uns ist das Risiko, das da über Jahrzehnte bestehen wird, zu groß." Selbst ein Restrisiko wäre aus Sicht der Umweltschützer nicht akzeptabel - "dafür ist das Thema Trinkwasserversorgung zu wichtig". Dem BN-Regionalreferenten zufolge sei "das Brisante", dass der Gipsabbau nur wenige Meter unter dem für die Trinkwasserversorgung wichtigen Grundwasserleiter erfolge.

Umweltschützer sieht "enormes Risko" für Trinkwasser - Knauf-Sprecher bezeichnet Wasserversorgung als "sicher"

Jodl sieht darin "ein enormes Risiko" für die Trinkwasserversorgung. "Deshalb lehnen wir das geplante Bergwerk ab, das eine Fläche von 7,4 Quadratkilometern haben soll." Dabei seien er und seine Mitstreiter nicht gegen jeglichen Abbau von Gips. "Er muss aber nachhaltig sein", so Jodl. "Das Recycling von Gips ist ein ganz wichtiger Baustein", sagt der Naturschützer mit Blick auf die Knappheit des Baustoffes. Jodl spricht sich zugleich dafür aus, auf alternative Materialien wie Holz oder Lehmprodukte auszuweichen. "Man muss ganz einfach umdenken." Der Bund Naturschutz sieht die Wasserversorgung der Bürger durch das Knauf-Vorhaben gefährdet.

"Trinkwasser hat unserer Meinung nach höhere Priorität als die Gewinnung von Gipskartonplatten", konstatiert Jodl. "Trinkwasser kann ich nicht ersetzen, Gipskartonplatten schon." Knauf weist indessen darauf hin, dass sich das neue Bergwerk nicht negativ auf die Trinkwasserversorgung ausübe. "Die Wasserversorgung in der Region ist und bleibt sicher - wir wollen jedwede Gefährdung ausschließen", teilt Sprecher Andreas Gabriel inFranken.de mit. Die Gipsschicht liegt ihm zufolge mehrere Meter unter der Grundwasser führenden Schicht - "also in sicherem Abstand". Der untertägige Abbau werde die Gesteinsschichten, durch die das Grundwasser fließt, nicht berühren.

Der fränkische Baustoff-Hersteller hält daher an seinen Plänen, das Vorkommen mit einem Bergwerk unter Tage zu erschließen, fest. Das familiengeführte Unternehmen trage so zudem dazu bei, die mehr als 2000 Arbeitsplätze bei Knauf in Mainfranken zu sichern. Gleichzeitig reduziere das Vorgehen vor Ort den CO₂-Ausstoß im Vergleich zu von weit her angelieferten Mengen an Gips. "Zudem macht uns der Abbau in Deutschland unabhängiger von Importen", erklärt Gabriel. Die Altertheimer Mulde sei für den natürlichen Gipsabbau bestens geeignet. "Die geologischen Voraussetzungen sind günstig und die Qualität des Gipses hoch", hält der Sprecher der Knauf Gips KG in Iphofen fest.

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