Interview mit Ernst F. Astnacht: Mit Humor durch die Pandemie
Autor: Andreas Brachs
Kitzingen, Montag, 15. Februar 2021
Von Fastnacht ist heuer nur wenig zu hören und zu sehen. Unsere Antwort: ein hoffentlich lustiger Beitrag in traurigen Zeiten. Selbstverständlich alles andere als ernst gemeint.
Karneval, Fastnacht, Fasching: Im Landkreis ist so gut wie nichts davon zu sehen. Wir haben uns mit dem Narren-Papst und Fastnachtsexperten Ernst F. Astnacht unterhalten. Selbstverständlich alles andere als ernst gemeint.
F. Astnacht: Es ist ja nicht nur eine Session; eine ganze Jahreszeit ist ausgefallen. Vom Winter direkt in den Frühling – ohne Fastnacht dazwischen – das ist eigentlich undenkbar. Das ist, als wenn auf den Frühling direkt der Herbst folgen würde, ohne Sommer. Mir ist dieser Wechsel der Jahreszeiten einfach zu abrupt.
Also kein Lichtblick?F. Astnacht: Na, immerhin verkleiden sich die Leute. Seit Monaten laufen sie mit Masken herum, um ihre Solidarität mit der Fastnacht zum Ausdruck zu bringen. Dieser stille Protest hat einen tieferen Sinn. Ich frage mich nur, ob die Verantwortlichen das erkennen.
F. Astnacht: Ja und nein. Eigentlich war ich schon immer der Meinung, dass nach Markus Söder kein größeres Schlappmaul mehr kommen könnte. Insofern könnte man ihn als Schlappmaul auf Lebenszeit im Amt lassen. Das hätte auch den Vorteil, dass er jedes Jahr aufs Neue eine Laudatio auf sich selbst halten müsste. Ich glaube, das würde ihm gefallen. Am Rosenmontag 2021 hätte er das genau genommen machen müssen, aber die KiKaG hat diese einmalige Pointe versäumt. Dabei wäre das virtuell und digital durchaus möglich gewesen.
F. Astnacht: Selbstverständlich! Wäre ich die KiKaG, hätte ich dieses Jahr den Franken an sich als Schlappmaul mit dem Orden geehrt. Symbolisch und virtuell, versteht sich. Denn der Franke ist nun mal ein Schlappmaul von Geburt an und hat diese Ehrung für sein Lebenswerk schon lange verdient. Als Ehren-Schlappmaul sozusagen. Das wäre lustig gewesen. Und wieder hätte der Söder die Laudatio halten müssen. Übrigens auch ein bisschen auf sich; er ist ja Franke.
Apropos KiKaG: Vermissen Sie die Prunksitzungen dieser und anderer Faschingsvereine?F. Astnacht: Die einen mehr, die anderen weniger. Viel Prunk und lange sitzen sind nicht so mein Fall. Ich mag originelle, spritzige und kurzweilige Unterhaltung. Ich finde, viele Prunksitzungen sind in einer Daseinskrise: immer das Gleiche, immer dieselben auf der Bühne, viel zu lang. Ich wäre für Reformen: Lasst doch mal die Besucher spontan auf der Bühne was Lustiges machen. Und der Elferrat muss ins Publikum und zuschauen. Das wäre spannend, unvorhersehbar und urbasisdemokratisch.
Das klingt, als hätten Sie was gegen die närrischen Hoheiten?F. Astnacht: In der Tat: Wo leben wir denn! Seit über 100 Jahren sind der Kaiser und die Monarchie in Deutschland abgeschafft. Aber in der 5. Jahreszeit sollen uns plötzlich Prinzen, Prinzessinnen und ein Elferrat regieren! Ein Anachronismus. Wer hat sie denn gewählt? Lasst doch lieber das Volk abstimmen. Wie wär's, wenn die Bevölkerung einen Faschings-Bürgermeister, -Landrat oder von mir aus -Kanzler wählt? Und wenn er nicht lustig ist, wird er gleich wieder abgewählt. Fertig.