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Infiziert vom Kakteenfieber


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Dienstag, 29. April 2014

Die Familie Schürrer pflegt ein seltenes Hobby. Rund 2500 Kakteen blühen in diesen Tagen in ihren Gewächshäusern auf. Am Wochenende sind noch mehr Kakteen bei den Schautagen in Dettelbach zu bewundern.
Peter und Thomas Schürrer haben rund 1500 in diesem Gewächshaus.


Es ist so etwas wie eine Familientradition. Und die trägt Früchte. Vor allem jetzt, im Frühjahr.
Thomas Schürrer ist der Vorsitzende des Vereins für Kakteen- und Pflanzenkunde in Würzburg. Was ein wenig sperrig klingt, ist in diesen Tagen besonders schön anzuschauen. Tausende Kakteen stehen in den Gewächshäusern der Familien Schürrer. Beim 38-jährigen Thomas gedeihen die Pflanzen im neuen Gewächshaus im Garten. Bei seinem 66-jährigen Vater steht das Gewächshaus am ehemaligen Freisitz. Nach und nach ist es gewachsen. Sechs auf sieben Meter misst es heute. Und beherbergt rund 1500 Sorten.
Vom Kakteen-Virus infiziert
Als Thomas zehn Jahre jung war, machte er mit seinen Eltern Urlaub im Allgäu. In der Ferienwohnung standen Hunderte Kakteen. Spätestens da war er infiziert. Wenig später baute sein Vater das erste Gewächshaus auf dem heimischen Grundstück. Einen auf einen Meter.

"Nach und nach haben wir angebaut", erzählt er. Als Thomas auszog, errichtete er bald sein eigenes Gewächshaus. Rund 800 Pflanzen finden heute dort ein Zuhause.
Gemeinsam ist beiden Gewächshäusern die enorme Pflanzenvielfalt. Kleine, runde und längliche Kakteen gedeihen dort. Manche wiegen ein paar Gramm, andere bis zu 70 Kilo. Vor allem mexikanische Kakteen haben es den beiden angetan. Beim Blick in die Gewächshäuser der Schürrers fühlt man sich deshalb auch für einen Moment in die mexikanische Wüste entführt.
Die Familientradition wurde vor mehr als 50 Jahren begründet. Thomas Großvater Anton hat die ersten Felsenkakteen gesammelt. "Die haben so schön geblüht", erinnert sich Peter Schürrer. Er selbst war schnell angetan von der Pracht. Und sein Sohn Thomas erst recht. "Wer einmal gestochen wird, ist infiziert", lautet ein Sprichwort unter den Kakteenfreunden. Die Hände und Arme der Schürrers zeigen, wie sehr sie vom Kakteenfieber befallen sind.
Am Wochenende wird sich der Verein bei den Mainfränkischen Kakteentagen in der Dettelbacher Frankenhalle seit langer Zeit wieder einmal der Öffentlichkeit präsentieren. Seit 1999 hat es keine große Kakteenschau mehr in Mainfranken gegeben. 33 Fachhändler erwartet der Vorsitzende. Aus Holland oder der Tschechei werden die Experten anreisen. "Es wird die größte Veranstaltung dieser Art in Bayern sein", kündigt er an.
In den 90er Jahren hatten die Würzburger Kakteenfreunde einen guten Namen in Deutschland. Bis zu 10 000 Besucher kamen zu den Ausstellungen in der damaligen Carl-Diem-Halle. Mittlerweile hat auch der Verein für Kakteen- und Pflanzenkunde mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Thomas Schürrer ist seit einem Jahr deren Vorsitzender. Er will dem Negativtrend etwas entgegensetzen. "Weil Kakteen spannend sind und eine große Faszination ausüben", sagt er. Was den Vorsitzenden beeindruckt? Die Widerstandskraft und Genügsamkeit der Pflanzen. Und ihre Schönheit.
Der ideale Lebensraum
Von Oktober bis März sind die Pflanzen in den Gewächshäusern untergebracht. Trocken muss es sein und relativ kühl. Sieben Grad plus sind ideal. Vater und Sohn Schürrer schauen nach Schädlingen und bekämpfen sie im Fall des Falles mit einer Wasser-Seife-Spiritus-Mischung. Ansonsten ist Winterruhe. "Im Frühjahr blühen die Kakteen zum Dank förmlich auf", sagt Peter Schürrer. Und tatsächlich: Die ersten roten, rosa und gelben Farbtupfer sind in den Gewächshäusern zu sehen. "Am Wochenende können sich die Besucher auf ein richtiges Blütenmeer freuen", kündigt Thomas Schürrer an. Und dazu gibt es Fachvorträge und jede Menge Informationen. Thomas Schürrer hofft auf rund 1000 Besucher an den beiden Tagen. Und natürlich auch auf Nachwuchs für seinen Verein. Der Nachwuchs aus dem eigenen Haus ist bereits infiziert. Tochter Melina ist zehn Jahre. Und hat bereits das Kakteenfieber im Blut.

Ausstellung: Die Mainfränkischen Kakteentage finden am 3. und 4. Mai jeweils von 9.30 bis 18 Uhr in der Frankenhalle in Dettelbach statt. Die Tageskarte kostet 2,50 Euro. Jugendliche unter 16 Jahren haben freien Eintritt. Ein Teil der Eintrittsgelder und der Erlös aus dem Verkauf von gegrilltem Mais wird gespendet. Empfänger sind die Station Regenbogen beziehungsweise die Aktion "Rosa Hasen helfen Rheuma heilen"