In Wässerndorf spielt die Musik
Autor: Gerhard Bauer
Wässerndorf, Dienstag, 14. August 2012
Das Wiesenfest hat im Seinsheimer Ortsteil Tradition. Die Anfänge liegen bereits 35 Jahre zurück. Am Konzept hat sich nicht viel verändert. Warum auch? Die Menschen kommen auch weiter her.
"Das Fest hat 1977 begonnen", erzählt Günther Jamm. Anlass war die Fußballweltmeisterschaft 1974, als die Feuerwehr für ihre Mitglieder und Freunde gegenüber der Alten Schule gegrillt hat. Günther Jamm, Julius Neusser und Josef Wanner kam damals der Gedanke, dass man das Grillfest ja auch öfter machen könnte.
Drei Jahre später war es soweit: In einer kleinen Garage wurde Kesselfleisch angeboten, es gab einige Tische und Bänke und Blasmusik zur Unterhaltung, aber noch kein Zelt. Von Beginn an haben die Organisatoren den Termin auf den zweiten Sonntag im August festgelegt. Inzwischen haben die Söhne der Initiatoren das Heft in die Hand genommen.
"Den Termin haben von Anfang an ehemalige Wässerndorfer zu einem Besuch bei Freunden und Verwandten genutzt", erzählt Jamm. Das anfangs kleine beschauliche Fest habe sich dann aber sehr schnell herumgesprochen und wurde Dank des guten Rufes immer größer.
An diesem Sonntag gab es das Kesselfleisch längst nicht mehr aus der Garage. Es wurde seit morgens um 4 Uhr in vier Kesseln zubereitet und war gerade gegen Ende des überaus gut besuchten Gottesdienstes mit Pfarrer Wilson in der Cyriakuskirche fertig.
Der Bezug zu guten Metzgern mit hochwertiger Ware hat sich von je her ausgezahlt und zum guten Ruf des Festes beigetragen. Hinzu kam schon immer der Vorsatz "Kesselfleisch frisch vom Kessel" und nicht aufgewärmt anzubieten.
"Die Wiese liegt innerorts, rundum sind weitere Wiesen, dazwischen plätschert der Iffbach", begründet Jamm den Namen des Festes, für das die Feuerwehr nach wie vor verantwortlich zeichnet. Zu den Gästen der ersten Stunde zählt Otto Koas aus dem rund sechs Kilometer entfernten Obernbreit. Auch mit seinen 82 Jahren ließ er sich die Teilnahme am Fest nicht nehmen. "Vor 35 Jahren war ich immer zum Dreschen im Dorf", erzählt er, wie er damals erstmals von dem Wiesenfest erfuhr. Da er die meisten Familien im Dorf von seiner Arbeit her kannte, war die Teilnahme zunächst Ehrensache, gelegentlich kam er sogar zu Fuß in den Nachbarort.
An Größe zugelegt
Das damalige Fest sei mit dem der heutigen Prägung nur bedingt vergleichbar, denn es habe ständig an Größe zugelegt. Koas findet als Mann der ersten Stunde vor allem den bis heute geltenden Zusammenhalt im Dorf bemerkenswert.
Das ist auch der Grund für Michael Rützel, nach Möglichkeit alljährlich zum Wiesenfest aus seiner neuen Heimat
Schwaig bei Nürnberg anzureisen. Die Familiengründung ließ ihn vor 35 Jahren wegziehen. Geblieben ist ihm die Freude auf das Wiedersehen mit der Familie, vor allem aber mit anderen ebenfalls weggezogenen Bekannten aus Jugendtagen.
Die kleine Dorfkirche, die Menschen im Dorf, das alles bedeutet für Michael Rützel einen Tag der Freiheit, der Erholung in der alten Heimat. Er bedauert nur, dass der Besuch des Wiesenfestes seinen Kindern weniger bedeutet.