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In Unterfranken gedeihen auch Sonnenblumen


Autor: Sabine Paulus

Rüdenhausen, Freitag, 26. Juli 2013

Wo Wein gedeiht, geht es auch Sonnenblumen gut. Das haben einige Landwirte im Landkreis Kitzingen vor Jahren erkannt und sich zu einer speziellen Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen - mit Erfolg. Einen Strich durch die Rechnung kann nur das Wetter machen.
Kontrolle im Sonnenblumenfeld: In anderen Jahren waren die Pflanzen Ende Juli schon viel höher gewachsen. Fotos: Sabine Paulus


Bei glühender Hitze stehen Landwirt Uwe Pfeifer und sein Vater Wilhelm auf ihrem Acker mit Sonnenblumen. Kaum zu glauben, dass es den attraktiven Pflanzen mit dem gelben Blütenkorb im Frühjahr zu kalt zum Aufwachsen war. Am 15. April hatten die Rüdenhausener Erzeuger auf ihrem Feld die Sonnenblumensamen gesät. Dann kam der nasse und kalte Mai. Die Ölpflanzen mögen es aber trocken und warm, anders gesagt, ein Weinbauklima, wie es im Landkreis Kitzingen herrscht. Sie mochten nicht so recht in die Höhe wachsen.

Uwe Pfeifer blickt übers Feld. Kaum eine Pflanze reicht ihm über die Hüfte. "So extrem niedrig wie heuer waren sie schon lange nicht mehr", sagt er. Die Pfeifers gehören zur Erzeugergemeinschaft für Qualitätsgetreide und Sonnenblumenkerne Kitzingen und Umgebung w.V.

Dieser wirtschaftliche Verein wurde 1987 als Zusammenschluss Kitzinger Landwirte zum Zwecke der gemeinsamen Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten, damals vornehmlich von Getreide, gegründet.

Sortenreiner Anbau besonders ölsäurehaltiger Sonnenblumen

2002 startete die Erzeugergemeinschaft den sortenreinen Anbau von High-Oleic (HO)-Sonnenblumen für die Industrie, der heute die Haupttätigkeit der Erzeugergemeinschaft darstellt. 90 Prozent der Pflanzen wachsen auf Feldern im Landkreis Kitzingen, wenige Landwirte aus den umliegenden Landkreisen haben sich dort angeschlossen, wo es klimatisch möglich ist.

Im Jahr 2003 haben die Pfeifers in ihrer Ölmühle zum ersten mal für die Gemeinschaft Sonnenblumenkerne gepresst und das gewonnene Speiseöl in speziell dafür angefertigte Flaschen abgefüllt. Mit dem Anbau haben sie viel früher, Mitte der 1980-er Jahre, begonnen. Seitdem richten sie sich - wie ihre Kollegen - nach den Entwicklungen des Weltmarktes.

Aus dem Basisrohstoff entstehen verschiedene Produkte

Als einen Glücksfall bezeichnete es Herbert Pfriem, 1. Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft, bei einem Pressegespräch auf dem Pfeifer'schen Hof, dass die Landwirte mit der in Wiesentheid ansässigen Firma Dako AG zusammenarbeiten. 2001 bauten die Partner eine Herstellungs- und Verarbeitungskette auf der Basis dieser Spezialsonnenblumen auf. Das in Rüdenhausen gepresste Öl, das nicht als Speiseöl im Einzelhandel in Franken und in Teilen Baden-Württembergs verkauft wird, holen Lkw ab und fahren es nach Wiesentheid, wo die Dako AG aus dem Basisrohstoff verschiedene Produkte wie Esteröle, Schmiermittel, Hydrauliköle, Lösungsmittel, Kosmetikrohstoffe oder Reinigungsmittel herstellt.

Und noch ein weiterer Partner kooperiert mit den Sonnenblumen-Produzenten: das Lagerhaus Krämer in Kleinlangheim, das sich um die Qualität des Saatgutes kümmert. "Wir profitieren von diesem System der kurzen Wege", betonte Pfriem. Und die Wertschöpfung bleibe somit in der Region. Abnehmer ist nicht nur die Firma Dako AG. Auch Kraftfutterwerke nehmen den Ölkuchen ab, der beim Pressen anfällt, und machen daraus zum Beispiel Eiweißfutter für Geflügel.

Der Ertrag kann trotzdem gut ausfallen

Wilhelm und Uwe Pfeifer besichtigten am Freitag mit Gunter Eitel und Dr. Bastian Theis von der Geschäftsführung der Firma Dako, mit Herbert Pfriem, Rudolf Schaller, dem Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft, und Gerd Düll, dem Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen, ihr Sonnenblumenfeld. Die Pflanzen stehen in voller Blüte, sind aber relativ mickrig. Herbert Pfriem sagte auf die Frage, ob die geringe Wuchshöhe schlecht sei: "Das muss nicht unbedingt einen Einfluss auf den Ertrag haben." Wichtig sei jetzt, dass es im August ordentlich regnet. Im Herbst allerdings sollte es für die Abreife wieder trocken und warm sein - ähnlich wie bei der Weinlese.