Druckartikel: In Schwarzach ist es Zeit für einen Aufbruch

In Schwarzach ist es Zeit für einen Aufbruch


Autor: Peter Pfannes

Stadtschwarzach, Mittwoch, 12. Dezember 2012

Die Stadtschwarzacher haben einiges vor. Der Ort soll von vielen Einzelmaßnahmen profitieren. Nur ein Gemeinderat spricht sich gegen die Pläne für eine Naherholungszone aus.
Im 15. Jahrhundert war der Zugang nach Stadtschwarzach vom südwestlich gelegenen Main nur über das einstige Würzburger Tor möglich. Heute ist von der einstigen Stadtmauer nichts mehr zu sehen. Zwei Stelen sollen künftig an den Ortseingang erinnern.  Foto: fp


Bei der umfassenden Dorferneuerung in Stadtschwarzach haben die Verantwortlichen und die Planer vor allem an die Einheimischen gedacht. Nach der Neugestaltung des Marktplatzes steht im kommenden Jahr mit der Verschönerung der ehemaligen, stillgelegten Verbindungsstraße von Stadtschwarzach zur einstigen Mainbrücke nach Schwarzenau ein weiteres großes Projekt an.
Am Dienstagabend stellte Robert Sitzmann vom Kitzinger Architektenbüro Arc.Grün die Planungsentwürfe vor. Die alte asphaltierte Straße wird zur Naherholungszone für die Schwarzacher umfunktioniert. Beach-Volleyballfeld, Boccia-Bahn, Kinderspielplatz, Festplatz und ein Multifunktionsplatz, auf dem Hockey gespielt werden kann und der zur Eisfläche mutieren kann, stehen auf dem Wunschzettel kurz vor Weihnachten, den der Gemeinderat gegen die Stimme von Josef Wächter (CSU) mit großer Mehrheit absegnete.

Gefördert wird die 720 000 Euro teure Maßnahme zu 50 Prozent vom Amt für ländliche Entwicklung.
"Stadtpark Alte Straße" nennt sich das Projekt, dessen Eingangsbereich an der Würzburger Straße ebenfalls umgestaltet wird. Zwei Stelen werden künftig symbolisch den Ortseingang von Hörblach kommend kennzeichnen. Künstlerisch gestaltet sollen die Stelen das "Würzburger Tor" darstellen, das im 15. Jahrhundert den Zugang zur Stadt durch die Stadtmauer von Südwesten her zuließ.
Viele Stunden haben sich die Mitglieder des Arbeitskreises Gedanken über die Neugestaltung der bislang brach liegenden Naherholungszone gemacht. "Ich möchte Ihnen an dieser Stelle den Dank der Bevölkerung aussprechen", wandte sich Bürgermeister Lothar Nagel (FCW) an die anwesenden Mitglieder der Projektgruppe. Auch Jugendbeauftragter Armin Weckert (CSU) fand positive Worte: "Alle Ideen wurden in der Planung sehr gut umgesetzt."
Weil es sich bei der Alten Straße um einen relativ "langen Schlauch" handelt, bezeichnete Sitzmann deren Neuordnung als gestalterische Herausforderung. Die gesamte etwa 16 Meter breite und fast 400 Meter lange Fläche hat der Planer in mehrere Funktionseinheiten unterteilt, die durch Baumgruppen unterbrochen sind. Unzählige Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Auf dem Kinderspielplatz sind Wipp-Geräte, Klettermöglichkeiten, ein Spielhaus und ein Spaßmoped eingeplant. Freilandschach und Outdoor-Fitnessgeräte werden bei Jung und Alt für reichlich Abwechslung sorgen.
Kleine Tore sollen auf der Multifunktionsfläche vor allem den Nachwuchs zum Street-Hockey animieren. Sport, Spiel und Spaß stehen also bei der Konzeption im Vordergrund.
Der Festplatz erhält einen Wasser-, Abwasser- und Stromanschluss und wird als Rasenfläche ausgeführt. Eine Straßenbeleuchtung soll bis auf Höhe des Festplatzes auch in den Abendstunden für leuchtende Momente sorgen. Johanna Sendners Vorschlag, öffentliche Toiletten einzurichten, dürfte an den hohen (Folge-)Kosten scheitern. Josef Wächters (CSU) Ansinnen, mehr Parkplätze einzurichten, stieß im Gremium auf Unverständnis. Hartmut Ratz (FCW) wandte sich vehement gegen mehr Verkehrsflächen für Autos: "Wir wollen für unsere Bürger Naherholung schaffen und nicht neue Parkplätze, auf denen am Ende auch noch Lkw stehen."
Einen wichtigen Aspekt der Landwirtschaft brachte Pater Franziskus Büll (Klosterliste) ins Gespräch. "Die Zufahrt für die immer größer werdenden landwirtschaftlichen Maschinen muss auch in Zukunft gewährleistet sein", sagte er. Landwirt Klaus Burger, dem ausnahmsweise das Wort erteilt wurde, bestätigte die Problematik bei der vorliegenden Planung. Der Gutsverwalter der Abtei gab zu bedenken, dass Ballfangzäune errichtet werden müssen. "Sonst wird unser Getreide von den Kindern, die ihre Bälle holen, zusammen getrampelt."
Einhellig war das Gremium der Meinung, die Bedenken in Sachen "Zufahrt zu den Äckern" ernst zu nehmen. Sitzmann wurde beauftragt, den Entwurf entsprechend zu ändern.
Nicht zur Ruhe kam Josef Wächter. "Das Projekt ist höchstens wünschenswert, aber nicht notwendig", stellte er die gesamte, bereits genehmigte Dorferneuerungsmaßnahme in Frage. "Wir gehen doch drei Schritte zurück", meinte er, fand aber im Ratsgremium niemanden, der mit ihm rückwärts laufen wollte. Im Gegenteil: Wolfgang Etzel (FCW) unterstrich die positiven Aspekte: "Das ist ein gutes Konzept, das wir hier im Gemeinderat nicht zerreden sollten."
Kopfschütteln löste Wächters Meinung bei Ortschef Nagel aus: "Gehen Sie in die Arbeitskreise und diskutieren dort mit. Sie sollten nicht erst meckern, wenn die Entwürfe so gut wie fertig sind." Wächter nahm´s zur Kenntnis und stimmte als einziges Ratsmitglied gegen Stadtschwarzachs neue Naherholungszone.