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In Prichsenstadt sprießt endlich der Spargel


Autor: Sabine Memmel

Prichsenstadt, Donnerstag, 04. April 2013

Christian und Hans Wolf strahlen nicht ohne Grund: Endlich ist der erste Spargel da! Nach einem langen Winter könnte das Gemüse schon nächste Woche auf dem Teller liegen.
Christian und Hans Wolf wollen mit dem Ausstechen am liebsten sofort beginnen. Fotos: Sabine Herteux


Hans und Christian Wolf trauen ihren Augen nicht. Schauen dreimal hin, bevor sie es glauben können. Damit hatten sie wirklich nicht gerechnet. Zumindest jetzt noch nicht. Der Winter war lang. Zu lang. Doch das, was sie da sehen, hat nichts mehr mit Winter, Frost und Kälte zu tun. Zwei kleine Spargelspitzen haben sich einen Weg durch die Erde gebahnt, strecken kerzengerade ihre Stängel in die Luft. Die allerersten in diesem Jahr. Endlich! "Das ist einfach nur Wahnsinn", ruft Hans Wolf über die weiten Spargelfelder und kann es immer noch nicht fassen.

In den letzten Tagen immer wieder ist der Spargelanbauer aus Prichsenstadt seine Spargelbeete abgelaufen, wartete sehnsüchtig darauf, das Gemüse sprießen zu sehen. Doch nichts passierte. Es war einfach zu kalt. Zu frostig. "Dieser Winter war schon eine Seltenheit, es gab extrem viele Nachtfröste. Das habe ich so noch nie erlebt", erzählt der gelernte Landwirt.

Letztes Jahr wurden auf seinem Spargelhof bereits am 26. März die ersten Spargel gestochen. Das weiß er noch genau. Dieses Jahr wurde daraus nichts. Zwei Wochen ist er jetzt schon im Verzug. Einbußen kalkuliert er bereits mit ein. "Manchmal hat man natürlich Bedenken", gibt Wolf zu.


Schon zehn Zentimeter lang
Doch jetzt gibt es wieder Hoffnung, haben die beiden lang ersehnten Spargelspitzen der Frühsorte Ginlym alle Sorgen und alles Warten wie im Nu vertrieben. "Dank der Sonne. Das war heute der erste Tag mit intensiver Sonneneinstrahlung", erklärt der 62-Jährige gestern. Zehn Zentimeter sind die Spargel bereits lang. Die verkaufsfertige Ware ist 22 Zentimeter lang, dennoch wird das Gemüse erst bei 40 Zentimeter gestochen, damit die Erntehelfer den Spargel nicht kaputt machen. Scheint die Sonne weiter, kann es jetzt ganz schnell gehen und schon nächste Woche mit dem Ausstechen begonnen werden: "Mitte bis Ende nächster Woche gibt es den ersten Spargel!"



Viel zu tun haben Hans und sein Neffe Christian Wolf aber auch jetzt schon. Sämtliche Beete der verfrühten, mittelfrühen und späten Sorten mussten die letzten Wochen über vorbereitet werden. Die Frühsorten wurden auf sechs Hektar bereits im November mit einer Spargeldämmfräse aufgedämmt. Eine schwarz-weiße Folie hält den Spargel warm, zieht Wärme an und sorgt dafür, dass der Spargel weiß bleibt - und nicht violett wird. "Hier bei uns will man weißen Spargel. In Frankreich dagegen steht man auf violetten Spargel", sagt Christian Wolf, der Nachfolger des Spargelhofes werden soll. Über die Folie bauten die Wolfs vor sechs Wochen einen Tunnel - und der hat einen ganz besonderen Zweck: "Durch die Luft zwischen dem Tunnel und der Folie erwärmt sich das Ganze schneller und der Spargel kommt früher", erklärt der 23-Jährige.

70 Helfer, vor allem Rumänen und Polen, kommen nächste Woche zur Ernte. Hans Wolf hatte sie letzte Woche persönlich informiert. "Viele konnten es gar nicht mehr abwarten und haben x-mal angerufen", meint Hans Wolf. Zwei Monate werden sie dann bleiben: zum Ausstechen, Sortieren und Verpacken. Der Spargel ist dann nicht nur auf dem Spargelhof selbst, sondern ab Ende April auch in sämtlichen Edeka-Filialen in Franken erhältlich. Offizielles Ende der Spargelsaison ist der 24. Juni. Und eins steht jetzt schon fest: "Der Spargel wird dieses Jahr teurer." Wie viel, das können die Wolfs noch nicht einschätzen. Sie freuen sich jetzt einfach nur auf die Ernte, können es gar nicht mehr erwarten, bis es endlich los geht - und auch bei ihnen zuhause wieder der Spargel auf den Teller kommt. "Am liebsten mit Butter und Kartoffeln." So mögen ihn beide am liebsten.

Sorten Der Spargelhof Wolf hat drei verschiedene Spargelsorten: verfrühte (Ginlym), mittelfrühe (Gromlin) und späte (Backlim). Die verfrühte Sorte wird nächste Woche gestochen, die mittelfrühe in zwei Wochen, die späte Ende April.

Anbau Der Boden in Prichsenstadt bietet sich dem Hofbetreiber Hans Wolf zufolge besonders zum Spargelanbau an. Im typischen Weinbergsklima bietet er Wärme, ist locker, sandig und bietet dem Gemüse natürliches Wasser.