In Facebook drohen nicht nur Gefahren
Autor: Tobias Schneider
Kitzingen, Donnerstag, 27. Sept. 2012
Facebook & Co. bestimmen das Leben vieler Jugendlicher, oftmals wissen die Eltern aber nicht, was der Nachwuchs da eigentlich treibt. In den sozialen Netzwerken lauern Gefahren. Aber nicht nur. Expertin Martina Mühlberger klärt auf.
euen Medien nehmen rasant zu. Facebook und Co. öffnen neue Chancen, schnell Informationen auszutauschen. Es gibt aber auch oftmals Warnung vor zu viel Informationen in diesem öffentlichen Medium.
Die Chancen und Risiken dieser vielfältigen Medienstruktur zeigt eine Informationsveranstaltung der CSU heute um 19 Uhr im Landratsamt auf. Zu Gast ist Martina Mühlberger. Wir sprachen im Vorfeld mit der Referentin für Jugendschutz und Medienpädagogik an der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien.
Frau Mühlberger, ist es verständlich wenn manche Eltern die Angst packt, sobald der Nachwuchs die Welt der sozialen Netzwerke entdeckt hat?
Martina Mühlberger: Wenn die Eltern dies überhaupt als Thema erkennen, ist es schon ein positiver Schritt. Mancher will gar nicht hinschauen, was das Kind da vor dem Computer überhaupt macht. Oder man ist sich über potenzielle Risiken gar nicht bewusst.
Eine Frage des Alters?
Nicht grundsätzlich. Aber klar: Es ist eine andere Generation, es fehlt am Vorstellungsvermögen, mit welchen Dingen Kinder und Jugendliche heutzutage konfrontiert werden können. Aufklärung in diesem Bereich ist also ganz wichtig.
Im Idealfall setzen sich Kinder und Eltern gemeinsam damit auseinander. In der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und der Stiftung Medienpädagogik Bayern leisten wir hier Unterstützung. So können in ganz Bayern Referenten für Elternabende kostenlos gebucht werden.
Facebook boomt hierzulande seit einigen Jahren, soziale Netzwerke gibt es aber schon viel länger. Warum wird gerade Facebook erwähnt, wenn es um die Gefahren geht?
In den Anfangszeiten - nehmen wir als Beispiel StudiVZ oder Lokalisten - saßen die großen Anbieter der hier genutzten Netzwerke in Deutschland. Mit diesen standen wir in einem wesentlich besseren Kontakt, es herrschte auch mehr Verständnis für die Anliegen des Jugendschutzes und der Medienkompetenz. Dort wurden Jugendschutzbeauftragte benannt, es war ein Bemühen zu erkennen. Facebook ist global agierend - und handelt auch so.
Mit dem Thema Jugendschutz rennt man bei Facebook also keine offenen Türen ein?
Facebook war lange nicht greifbar, ähnlich wie Google. Das Call-Center sitzt in Irland, auch die Beschwerden gehen dorthin. Vor kurzem hatte die Kommission für Jugendmedienschutz ein Gespräch mit den Verantwortlichen geführt, eben das Thema Jugendschutz betreffend. Mittlerweile gibt es zumindest ein Facebook-Büro in Berlin.
Ab wann ist ein Kind reif, um sich in sozialen Netzwerken zu bewegen?
Eine schwierige Frage, eine pauschale Antwort kann es darauf nicht geben. Der Nachwuchs muss eine gewisse Reflektionsfähigkeit mitbringen, um im Zweifelsfall zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können.
Anmelden kann man sich bei Facebook mit 13 Jahren. Zu früh?
Offiziell darf man es mit 13 Jahren, das stimmt. Aber es wimmelt dort natürlich von Jüngeren. Letztlich müssen die Eltern schauen, wie lange sie dem Druck des Umfelds standhalten können. Wenn ich in der Rolle der Eltern wäre, würde ich aber versuchen, es solange wie möglich rauszögern.
Nun ist es eben so, dass Heranwachsende - gerade in der Pubertät - ihren eigenen Kopf haben. Welche Strategie ist aus Elternsicht am vielversprechensten?
Mit Jugendschutzprogrammen kann man sicherlich einiges erreichen, bei älteren Jugendlichen kommen sie damit aber nicht weiter. Auch, weil Jugendliche konkret nach verbotenen Inhalten zu suchen beginnen, eben weil sie nicht erlaubt sind. An diesem Punkt muss man wirklich Interesse zeigen, sich auch bewusst mit der Materie auseinandersetzen und eigene Erfahrungen sammeln.
Es bringt wenig, restriktiv Verbote auszusprechen. Das Kind ist ja nicht nur zuhause online. Medieninhalte werden überall konsumiert, auf dem Handy, bei Freunden. Ein vertrauensvolles Miteinander ist daher wichtig. Trotzdem gilt: Gewisse Grenzen müssen gesetzt sein. Nur mit Verständnis und Gesprächen geht es eben auch nicht.
Mit welchen Gefahren sehen sich Jugendliche besonders konfrontiert?
Diese sind ganz vielfältig: Es kann sich um Abzockmechanismen handeln, um einen zu geringen Privatsphären-Schutz, um verletzte Persönlichkeitsrechte oder Verstöße gegen den Datenschutz. Auch Cyber-Mobbing ist leider immer noch ein großes Thema.
Wenn einmal etwas im Internet steht, dann steht es dort - und ist schwer zu löschen. Welche Möglichkeiten bleiben Betroffenen?
Zunächst einmal sollte man sich an den Verfasser wenden, wenn dieser namentlich überhaupt bekannt ist. Wahrscheinlich wird es aber nicht von Erfolg gekrönt sein. Dann ist es ratsam, sich an den Betreiber direkt zu wenden. Das kann - wie im Fall Facebook - aber länger dauern. Wenn überhaupt nichts fruchtet, muss sich der Betroffene an die Polizei wenden.
Damit diese überhaupt tätig werden kann, muss der Vorfall aber gewichtig sein.
In der Vergangenheit gab es mehrere Fälle, in denen Kinder in Chat-Foren sexuell belästigt wurden. Ein Thema, das weiterhin aktuell ist?
Es gibt hierbei eine hohe Dunkelziffer. Wir haben vor einiger Zeit in einem Chatroom recherchiert und waren überrascht, wie schnell mit einem vermeintlichen Kind Kontakt aufgenommen wurde. Auch hier ist es ganz wichtig, dass Eltern präventiv Warnungen aussprechen. Natürlich wollen sich die Kinder selbst darstellen, das ist ja Sinn und Zweck dieser Netzwerke. Es kommt aber auf die Form des Bildes beziehungsweise der Selbstinszenierung an.
Es gibt auch ganz wichtige Regeln: Keine Handynummern rausgeben, keine Adresse angeben. So etwas muss im Vorfeld zwischen Eltern und Kind klar geregelt werden.
Weitere Infos und Tipps gibt es im Netz unter www.stiftung-medienpaedagogik-bayern.de oder unter www.blm.de