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Im Juni soll der Kitzinger Verkehr fließen


Autor: Gerhard Bauer

Kitzingen, Mittwoch, 06. März 2013

Groß ist die Unzufriedenheit der Kitzinger Stadträte und Bürger mit dem Verkehrsrechner und der Ampelschaltung. Sie müssen sich bis zum Sommer gedulden. Dann sollen die Programme für die optimale Steuerung fertig sein.
Ein gewohntes Bild in der Siegfried-Wilke-Straße: Linksabbieger warten auf freie Fahrt. Foto: G. Bauer


Die Ampelanlagen in der Stadt regen den Kitzinger Stadtrat wie auch die Bürger immer noch auf. Zur Sitzung des Bauausschusses sollte der Abteilungsleiter Landkreis Kitzingen des Staatlichen Bauamtes Würzburg, Stefan Weißkopf, erneut Rede und Antwort stehen.
"Dass die Ampelanlagen noch optimiert werden, wurde uns von der Verwaltung versprochen", sagte Thomas Steinruck (KIK). Einige Kreuzungsbereiche müssten auf ihre "Sinnhaftigkeit" hin untersucht werden.
"Die Kreuzung an der Siegfried-Wilke-Straße ist eine einzige Katastrophe", beklagte Gertrud Schwab (CSU). Allenfalls vier Fahrzeuge könnten nach links abbiegen, ein weiteres fahre schon bei Orange und bis zu drei Fahrer drückten noch bei Rot aufs Gas. Sie regte an, die Geradeausfahrt in die Jahnstraße und die Rechtsabbieger zeitlich zu verkürzen und dafür die Linksabbieger länger fahren zu lassen. Schwab forderte das Straßenbauamt auf, alle Technik einzusetzen, damit es schneller geht.
Ihr Fraktionskollege Hugo Weiglein regte für die Kreuzung mit der Königsbergerstraße an, zu prüfen, ob nicht eine Bedarfsampel sinnvoll wäre, denn Abbieger hätten früher nie warten müssen, stünden jetzt aber meist an einer roten Ampel.

In der Stadt stehen 20 Ampelanlagen, elf davon werden vom Staatlichen Bauamt betreut. "Bisher gab es ein träges System, das mit alter Technik zulasten der Nebenstraßen ging", erklärte Weißkopf.

Entlang der Bundesstraße B 8 und des Tangentenrings wurden 13 Messstellen eingerichtet, die den Verkehrsrechner mit Informationen füttern. Einen Bedarf für eine Grüne Welle entlang der B 8 stellte Weißkopf nicht fest und belegte dies mit Messdaten.
Der Rechner treffe anhand des Verkehrsaufkommens eine Programmauswahl, erklärte der Fachmann. Bei der Feineinstellung seien die Verkehrsteilnehmer aufgerufen, alle Feststellungen an die eigens eingerichtete Adresse ampeln-kitzingen@stbawue.bayern.de zu melden. Weißkopf erinnerte die Verkehrsteilnehmer an ihre Fahrschulzeit und unterstrich, dass bei einem grünen Pfeil der Ampel wie an der Siegfried-Wilke-Straße uneingeschränkt gefahren werden dürfe, es gebe weder Gegen- noch Fußgängerverkehr. Zu wenigen Autofahrern sei dies bewusst und sie zögerten zu lange. Manuel Müller (UsW) bat um Verständnis für die Autofahrer, die es 25 Jahre lang gewohnt waren, auf Gegenverkehr und Fußgänger zu achten.
"Es kann nicht sein, dass man für einen normalen Weg eine Umleitung sucht", schimpfte Astrid Glos (SPD) über die Verkehrsverhältnisse in der Siegfried-Wilke-Straße besonders zu Stoßzeiten. "An dieser Kreuzung ist die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht", räumte Weißkopf ein. Bei dieser Kreuzung handele es sich um die derzeit am meisten belastete. Die Linksabbiegespur sei aufgrund des Unfallgeschehens mit unzureichender Signalisierung beschlossen worden, was Glos allerdings bestritt. Eine Optimierung der Schaltzeiten soll hier kürzere Wartezeiten bewirken.

"Wir haben zu viele Ampeln, die zu lange in Betrieb sind", stellte Thomas Steinruck fest.

Er stehe oft alleine an einer Ampel und warte. Er regte an, Ampeln von 22 Uhr bis 6 Uhr und samstags ab 14 Uhr für das restliche Wochenende abzuschalten.
Das aber lehnte Weißkopf kompromisslos mit dem Hinweis ab, dass der Verkehrsrechner dann sinnlos sei. Stünden an einer roten Ampel ohne Querverkehr Fahrzeuge, sei das ein Logikfehler, der behoben werden müsse. Er kündigte kürzere Wartezeiten mit einem 60-Sekunden-Umlauf im Nacht- und Feiertagsbetrieb an.
Die Optimierung der Ampeln soll spätestens im Juni abgeschlossen sein. Daran werde zwar mit Hochdruck gearbeitet, Zählwerte müssten jedoch erst erhoben werden.
Weißkopf notierte hingegen den Hinweis Weigleins, dass an der Kreuzung mit der Königsbergerstraße einige Fahrspuren sinnlos Rot zeigten.

Für die Rad fahrende Bevölkerung fragte Jens Pauluhn (ödp), ob denn Radfahrer Grün auslösen könnten und erfuhr, dass das bei einigen Ampeln so sei.

Bürgermeister Klaus Christof (KIK) verfolgte die Debatte und wollte wissen, was passiere, wenn der Stadtrat das Abschalten von Ampeln beschließen sollte. Ordnungsamtsleiter Georg Schwarz erklärte dazu, dass die Regierung als nächsthöhere Verkehrsbehörde entscheiden müsse, sollten sich die Beteiligten nicht einigen.
Bauamtsleiter Oliver Graumann riet dazu, die Ampeln noch einige Zeit auszuprobieren, sonst lohne sich der Verkehrsrechner wirklich nicht.
Karl-Heinz Schmidt (UsW) griff die Eselsberg-Ampel und ihre Wartezeiten auf. Niemand verstehe, dass bei einem Rückstau, der die Abfahrt in die Altstadt behindere, nur zwei Fahrzeuge durchfahren könnten. Ein Rechtsabbiegepfeil wäre eine Lösung.

Dem widersprach Georg Schwarz mit dem Hinweis, dass ein Grüner Pfeil wegen des kreuzenden Geh- und Radweges nicht erlaubt sei.

Schwarz will auch die stadteinwärts geltende Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h im Bereich der Siedlung überprüfen, die Klaus Heisel (SPD) ansprach.
Ampelschaltungen sind nicht generell auf den fließenden Verkehr abgestimmt, es gebe Fußgängerampeln, die auf einen weiteren Knopfdruck hin das Fußgänger-Grün verlängerten. Nachdem Pauluhn die Sinnhaftigkeit über die vorliegenden Anträge ohne abgeschlossene Optimierungsphase bezweifelte, waren KIK und CSU als Antragsteller damit einverstanden, die Entwicklung zunächst weiter zu beobachten.