Druckartikel: Im Handwerk steckt der (Holz-)Wurm

Im Handwerk steckt der (Holz-)Wurm


Autor: Tom Müller

Kitzingen, Freitag, 22. Februar 2013

"Faszination Holz" heißt die Ausstellung, die noch bis Sonntag in der Kitzinger Berufsschule zu sehen ist. Sie zeigt, wie der Rohstoff Holz zum Werkstoff und sogar zum Kunstobjekt wird. Und sie zeigt die Menschen, die mit dem Holz arbeiten.
Er hat seinen Traumberuf gefunden. Boris Bart ist im ersten Ausbildungsjahr und genießt die Arbeit rund ums Holz. Fotos: Tom Müller


Es gibt ihn doch noch! Der berühmteste bayerische Schreiner lässt sich noch finden, wenn auch versteckt in den Gängen der Berufsschule Kitzingen. Dort, auf einem Plakat, kann man den "Meister Eder" noch bewundern, Pumuckl natürlich inklusive.

Das Plakat zeigt, wie sich der Schreinerberuf verändert hat. Der Schreinermeister aus dem Münchener Norden steht für das "Einst", als es an mancher Straßenecke eine kleine Schreinerei gab, in der man gebrochene Stuhlbeine wieder reparieren ließ.

Mit dem "Heute" hat diese vermeintliche Idylle nichts mehr gemein. Heutige Schreinereien sind Hightech-Schmieden, in denen oft comutergesteuert präzise Arbeiten erledigt werden. Und dennoch: Ein Handwerk war es immer und ist es immer noch. Wer mit Holz arbeitet, braucht nach wie vor viel Gefühl in der Hand und jede Menge Faszination für einen Stoff, wie er natürlicher nicht sein könnte.

Holz für alle Sinne

"Faszination Holz" heißt dann auch der Titel einer Ausstellung, die noch bis Sonntagabend in der Berufsschule Kitzingen an der Thomas-Ehemann-Straße zu bewundern ist. Alles dreht sich hier ums Holz. Wer die Aula der Berufsschule betritt, bekommt auch gleich die verschiedenen Facetten des Rohstoffs zu spüren. Ein Erlebnispfad lädt ein, Holz zu riechen, es zu schmecken, zu sehen, zu hören und zu fühlen.

Und genau das muss man unweigerlich: Holz anfassen. "Es gibt Ausstellungen, bei denen darf man das Holz nicht berühren", erzählt Paul Straßberger, "Da spürst du aber das Leben nicht". Der Schreinermeister in Rente lacht und streichelt über seine Exponate. Brotzeitbretter zeigt er, die so schön sind, dass man sich nicht vorstellen kann, darauf etwas zu schneiden. Auf einem anderen Tisch präsentiert er "Brennholz-Dosen". Was das ist? "Das ist Holz, das eigentlich nur zum Verschüren gedacht war". Straßberger hat daraus Dosen gemacht, jede für sich ein Kunstwerk. "Jedes Stück Holz sagt zu mir: Mach was aus mir".

Sicher ist ein Schreinermeister wie er einer der besten Vertreter seiner Zunft. Er zeigt, was in dem Beruf steckt: Die Liebe zur Natur und die kreative Idee, ihr das Besondere zu entlocken. Straßberger ist auch da, um den Jugendlichen zu zeigen, was sie aus diesem Beruf machen können.

Nachlassendes Interesse

"Mit dieser Veranstaltung wollen wir der Öffentlichkeit den Schreinerberuf näher bringen", erklärt Alfred Hörr, Lehrer für den Fachbereich Holztechnik an der Berufsschule Kitzingen. Er beklagt ein nachlassendes Interesse am schönen alten Handwerksberuf. "Die Wertigkeit des Schreinerberufs geht bei den Menschen draußen verloren", sagt Hörr. "Heute muss jeder Jugendliche ein Abi haben und danach studieren. Das Handwerk leidet völlig zu Unrecht". Wer es beherrscht, dem stehen nämlich beruflich viele Wege offen. Rund 90 Schüler unterrichtet Hörr zurzeit. Drei Jahre beträgt die Lehrzeit.

Holzarbeit ist kreativ

Im ersten Ausbildungsjahr ist Boris Bart. Der 23-jährige Wiesentheider arbeitet in der "Lebenden Werkstatt" gerade an einem Stollentisch. "Es ist der Werkstoff Holz, der mich einfach fasziniert", schwärmt er, "und die grenzenlosen Möglichkeiten, die dir dieses Material bietet". Wie sein Bruder, so will auch Boris Schreiner werden.

Dass die Holzarbeit keine reine Männerdomäne mehr ist, beweisen die Frauen, die in dieser Schau mit zarter Hand hartes Holz bearbeiten. Jennifer Roberts zum Beispiel ist 17 Jahre jung und will ebenfalls Schreinerin werden. "Das Handwerk hat mich immer begeistert", erklärt sie. "Man kann so viel gestalten damit". Dem könnte eine andere Frau beipflichten. Anja Hartmann ist Holzbildhauerin aus Castell. Ihr Leben spielt sich zwischen Barocktüren, diversen Ornamenten oder Relief-Arbeiten ab. Sie entlockt dem Holz die Kunst und zeigt dies in der Ausstellung.

Es gibt allerhand zu sehen bei der "Faszination Holz" - und einiges zu hören: Heute Abend um 19 Uhr lädt das "Duo Clarino" zu einem Konzert und am Sonntagvormittag um 10 Uhr gibt das "Duo Sandrose" ein Harfenkonzert "mit singender Säge". Glücklicherweise klingt diese recht harmonisch, sonst könnte manch einer dabei vielleicht doch auf den Gedanken kommen, dass der Pumuckl zwischen den Exponaten herumgeistert. Aber dessen Zeit ist ja vorbei.