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Hoffnung für Mainbernheimer Grabengärten


Autor: Gerhard Bauer

Mainbernheim, Sonntag, 18. November 2012

Susanna Biro hofft, dass die Mainbernheimer Grabengärten wieder aufblühen.
Susanna Biro Foto: G.Bauer


Ihren Grabengarten an der Bundesstraße 8 bewirtschaftet Susanna Biro schon, seit sie 1985 nach Mainbernheim kam. "Zuhause in Rumänien war ich die Gartenarbeit gewöhnt", erzählt die inzwischen 76-Jährige, die gerade einmal fünf Gehminuten von ihrer grünen Oase an der Mainbernheimer Stadtmauer entfernt wohnt.

Kein Problem für sie also, bewaffnet mit Spaten, Haue und Rechen durch das Tor in der Stadtmauer ihr grünes Paradies aufzusuchen. Wann immer es geht, ist sie dort zu finden - um sie herum allerdings sieht man immer weniger Menschen und dafür immer mehr Parzellen, die nicht mehr bewirtschaftet werden. Die Stadt Mainbernheim will das Areal nun mit neuem Leben füllen. Nur wie, das ist noch nicht klar.

Als Susanna Biro damals in Mainbernheim ankam und ihr das Grundstück zugewiesen wurde, war schon alles abgesteckt, sie konnte sofort anfangen, ihr Stück Land zu bestellen.

Gelbe Rüben, Petersilie, Knoblauch und Kartoffeln baut sie an, dazu Rosen und seit einigen Jahren auch Trauben. "Die werden sehr süß und sind zum Essen gut geeignet", erzählt sie.


"Alle schon zu alt"

Gleich nebenan hat auch die Stadt ein kleines Rebenfeld angelegt, das aber einen wenig gepflegten Eindruck hinterlässt. "Die Pächter sind schon alle zu alt", bekennt die Rentnerin und beklagt zugleich das geringe Interesse der Bevölkerung an den Gärten. Auch sie selbst entscheidet von Jahr zu Jahr, ob sie weitermacht und es schafft, ihren Garten wieder für ein Jahr zu übernehmen.

Dort, wo Gärten einfach aufgelassen wurden und sich Unkraut ausgebreitet hat, wäre ihr eine Wiese lieber als der "unsaubere Anblick". Sie beklagt weiter, dass die als Erholungs- und Ruheanlage gedachten Wiesenbereiche ebenso wie die Trampelpfade zwischen den Gärten von uneinsichtigen Hundebesitzern als Auslauf für ihre Vierbeiner genutzt werden. In den Wiesenbereichen neben dem Weg ist die "Tretminengefahr" besonders hoch, berichtet die Mainbernheimerin.

Ein weiteres Ärgernis ist, dass die angebauten Früchte sich über Nacht oftmals rasant verringern, weil mancher glaubt, sich in den nicht eingezäunten Bereichen jederzeit bedienen zu können.


Suche nach Fördermitteln

Aller Schwierigkeiten zum Trotz: Die Stadt möchte die Grabengärten reaktivieren. Nach Werkstattgesprächen mit Bürgern ist die Kommune derzeit auf der Suche nach Fördermitteln. Völlig überraschend für Bürgermeister Karl Wolf (FW) hat das Staatliche Bauamt dem Bau eines Radweges entlang der Grabengärten einschließlich der Kostenträgerschaft zugestimmt, wenn gleichzeitig eine Anbindung an den Radweg nach Kitzingen erfolgt. Allerdings gäbe es bei anderen Fördermöglichkeiten weniger Zeitdruck, berichtete Wolf am Freitag im Mainbernheimer Stadtrat.

Wegen der Ausstattung wollte Robert Finster (SPD) beim Fördergeber Leader noch einmal nachhaken, denn die Schätzkosten belaufen sich derzeit 208.000 Euro zuzüglich Nebenkosten und Mehrwertsteuer. Das Straßenbauamt übernähme allerdings die Planungs- und die Baukosten. Der Stadtrat beschloss zunächst, die Fortführung des Radweges nach Kitzingen zu prüfen.

Was genau baulich an den Grabengärten verändert werden soll, steht noch nicht fest, "nur, dass die Grabengärten unter allen Umständen erhalten werden sollen", betonte Bürgermeister Wolf. Das Angebot des Straßenbauamtes zum Radwegbau hatte ihn erst kurz vor der Sitzung erreicht. "Die Stadt befindet sich noch in Verhandlungen mit dem Staatlichen Bauamt, ob entlang der B8 Haltebuchten angelegt werden können." Wolf geht aber davon aus, dass diese Genehmigung erteilt wird. Seine Erwartung begründet er damit, dass die Gartenbewirtschafter ihre Fahrzeuge auf der gegenüberliegenden Seite der Bundesstraße abstellen und dann als Fußgänger die Straße überqueren müssen, was nicht ganz ungefährlich sei. Zufahrtsmöglichkeiten in die Grabengärten verweigere das Straßenbauamt.

Nicht nur Susanna Biro ist gespannt, wie die Stadt die Probleme an ihrem "Postkartenmotiv" löst. Sie würde sich freuen, wenn die malerischen Gärten von einst wieder aufblühen würden - im wahrsten Sinn des Wortes.