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Hochwasser wirkt im Raum Kitzingen auf den Feldern nach


Autor: Carmen Schmitt

Stadelschwarzach, Freitag, 12. Juli 2013

Regen und Kälte tragen keine Früchte. Obwohl sich die Ernte der Bauern im Landkreis Kitzingen verzögert entwickelt, will niemand schwarzmalen.
Roland Krapf, Gerd Düll, Alois Kraus, Rudolf Bender und Rainer Zörner (oben) wollen nicht jammern. Trotz Hochwasser und ungünstigem Wetter ist die Situation der Landwirte zufriedenstellend. Fotos: Carmen Schmitt


Die ersten Getreidefelder werden in diesen Tagen mit den großen Erntemaschinen bearbeitet. Das Korn ist soweit, um es zu dreschen. Für die Landwirte im Landkreis bleibt es spannend. Seit das Hochwasser auf den Feldern wieder verschwunden ist, leiden die Früchte.

Dort hatte sich das Wasser gesammelt, Staunässe entstand. Je nach Boden sind besonders die Zuckerrüben die Leidtragenden. Hellgrüne statt satte dunkle Blätter zeugen von den Stellen, an denen das Wasser stand. Dort haben sich die Zuckerrüben nicht so gut entwickelt.

Die Hochwasserschäden für die Bauern im Landkreis belaufen sich auf eine halbe Million Euro. Ohne die Kleinschäden bis 5000 Euro, die von der Kommune getragen wurden, erklärt Gerd Düll. Im Vergleich zu den Gartenbauern sind die Landwirte nicht einmal die größten Opfer.

Den Gartenbau hat es am härtesten getroffen, mit einer Dreiviertelmillion Schaden.

Mais und Rüben hinken hinterher

Nicht nur das Hochwasser machte vielen Bauern in der Region zu schaffen. Auch das Wetter war oft und lange nicht gerade so, wie es für die Landwirte optimal wäre. Einiges hat sich verzögert: "Der Mais hängt massiv hinten nach. Mindestens vier Wochen ist der hinterher, genauso die Zuckerrüben", sagt Rainer Zörner, Landwirt aus Stadelschwarzach.

"Die Gerste steht gut da, aber es gibt wohl keinen Spitzenertrag." "Die Winterkulturen haben es gut verkraftet", sagt Gerd Düll, Leiter des Landwirtschaftsamtes in Kitzingen. Auf der Hälfte des Ackerlandes im Landkreis Kitzingen wird Getreide angebaut. Winterweizen und Wintergerste machen flächenmäßig den größten Anteil aus. Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis setzen auf diese beiden Sorten. "Das Getreide steht sogar besser da als in den letzten beiden Jahren", meint Kreisobmann Alois Kraus.

Entscheidend für den Ertrag der Landwirte ist auch ihr Land. Die Qualität der Böden ist im Landkreis ganz unterschiedlich, Die Güte richtet sich auch danach, wie ein Boden das Wasser hält, sagt Düll. Von Biebelried nach Stadelschwarzach gibt es große Unterschiede, meint Kreisobmann Kraus. Der Aufwand des Landwirts sei auch abhängig vom Boden. "Über die Düngung bis zur Bodenbearbeitung muss alles zum richtigen Zeitpunkt passieren." Ist der Boden nicht so gut, macht sich das noch extremer bemerkbar, erklärt er.

Hochwasser wirkt nicht auf Preis

Keinen Einfluss hat der Bauer dagegen auf das Wetter. Gegen das Hochwasser war niemand gefeilt. Doch Alois Kraus beschwichtigt: "Das Hochwasser wirkt sich auf den Preis letzten Endes nicht aus." Den mache der Weltmarkt. "Die Situation sieht weltweit gut aus", sagt Rudolf Bender, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands in Kitzingen. Es gibt gerade keine Extreme, mit denen man rechnen muss, erklärt er.

Gerd Düll prognostiziert: "Prinzipiell ist der Markt nicht überversorgt. Ich gehe davon aus, dass der Preis im Winter wieder steigt. Das gilt aber nicht für Roggen, sondern eher für Weizen." Der Preis für Roggen sei extrem niedrig. "Roggen wird nur in Deutschland, Russland und Polen gegessen. Da entsteht ein stärkerer Marktdruck als beim Weizen", erklärt Düll.

Bauer als Börsenspezialist

Seit die Landwirte nicht mehr mit garantierten Preisen vom Staat kalkulieren können, müssen sie ihre Anbaustrategie ändern: "Wir streuen das Risiko", sagt Alois Kraus. "Man muss ja schon ein halber Börsenspezialist sein, um eine Tendenz erkennen zu können." Es sei schwieriger geworden, die Märkte zu überblicken, erklärt der Kreisobmann. Trotzdem sieht er für die Landwirte als freie Unternehmer mehr Chancen.
Auch für dieses Jahr ist noch alles möglich, sind sich die Landwirte einig.

"Mit dem Mais und den Zuckerrüben müssen wir noch etwas Geduld haben", sagt Bender. "Wir bräuchten jetzt nachts etwas wärmere Temperaturen und ab und zu ein Schluck Wasser wäre nicht schlecht", meint Roland Abel und lächelt. Anfang Juni hat es zuletzt geregnet, erzählt Roland Krapf. "Von dem Regen im Mai hätten wir etwas im Juni gebraucht." 166 Liter Regen pro Quadratmeter hat sich der Stadelschwarzacher Landwirt notiert. "Ob gutes oder schlechtes Jahr, das wissen wir erst im Dezember", sagt Abel.