Hochsaison für Süßmost: Saft aus eigenem Obst steht hoch im Kurs
Autor: Andreas Stöckinger
Kitzingen, Dienstag, 20. Oktober 2020
Drei Keltereien im Kreis Kitzingen bieten Kunden an, Saft aus eigenem Obst zu pressen. Das kommt an. Obwohl die Obst-Ernte 2020 gut ist, brummt das Geschäft nicht wie früher.
Saft aus eigenen Äpfeln, das hat was, finden viele Bürger auch im Landkreis Kitzingen. An drei Stellen, beim Obst- und Gartenbauverein in Kleinlangheim, bei Annette Drescher in Eichfeld und bei Ludwig Albert in Wiesentheid, können Fruchtsaft-Freunde ihre Äpfel abliefern, pressen und abfüllen lassen – und den Saft für den eigenen Bedarf mitnehmen.
Der Endspurt läuft derzeit bei allen drei Obstkeltern. Bis etwa Anfang November noch werden die Früchte angenommen, um daraus Saft zu machen. Es hat nicht nur für die Kitzingerin Sandra Stürmer etwas für sich, sein eigenes Obst so zu verwerten. "Da weiß man einfach, was man hat. Das schmeckt auch ganz anders als vom Supermarkt. Unsere eigenen Äpfel sind biologisch, wir haben sie erst gestern selbst gepflückt. Letztes Jahr gab es 150 Liter, die waren gleich weg", sagt sie, während sie in der Kelterhalle in Kleinlangheim kurz auf ihren Apfelsaft wartet.
Kurz darauf ist Michael Zehnder an der Reihe, der mit seinem Sohn Moritz und Opa Kurt die Äpfel aus den Säcken in die Presse leert und wenig später die Boxen mit den Fünf-Liter-Säcken Saft wieder einlädt. "Der ist viel besser und man weiß, was drin ist. Es ist zwar einiges an Arbeit, bis man es trinken kann, aber das machen wir gerne", sagt der Kleinlangheimer. Vor allem sein Sohn Moritz ist begeistert von dem Saft. 180 Liter hat die diesjährige Ernte ergeben, das reicht fürs Erste. Die Zehnders machen sich zufrieden auf den Heimweg.
Nicht nur in Kleinlangheim ist man zufrieden mit der diesjährigen Ausbeute. Dort, rechnet Vorstand Hans-Werner Stier, dürften es dieses Jahr an die 200 000 Liter werden, die aus der Presse gehen. Viel mehr als vergangenes Jahr, da fiel die Ernte eher bescheiden aus.
An diesem Samstag herrscht Hochbetrieb in der großen Anlage. Gut ein Dutzend Helfer hat der Verein im Einsatz, damit alles reibungslos läuft. Nach Voranmeldung müssen sich die Obstlieferanten beim Kommen nochmals eintragen, mit Namen, Adresse und so weiter, wegen der Corona-Vorschriften. Natürlich herrscht Maskenpflicht auf der gesamten Anlage.
Mit Stolz zeigt Stier, wie das Ganze läuft. Die Maschinen und Pressen sind auf dem neuesten Stand, die Helfer, die der Verein nach Mindestlohn auch bezahlt, machen das schon einige Jahre und kennen sich bestens aus. So nimmt etwa Hermine Weimann im Vorfeld die Anmeldungen entgegen und teilt das Personal ein, seit 22 Jahren bereits. Das sind Rentner, Berufstätige, Studenten, die auch mal zwölf Stunden am Stück im Einsatz sind. "Wir haben eine super Mannschaft. Wenn die Saison vorbei ist, machen wir auch mal ein Fest für alle, vorher ist dazu keine Zeit", sagt sie.
Sauberkeit ist das A und O, zwischendurch und vor allem abends wird gereinigt. Dass an den Maschinen alles in Ordnung ist und läuft, dafür sorgt Rainer Weimann. Er erklärt genau den Ablauf, die Presse, der Separator, bis hin zum Erhitzen und Abfüllen. Der Verein hat sich erst eine neue Anlage zum Abfüllen von Flachen angeschafft. Kosten: rund 8000 Euro, wie Vorsitzender Stier sagt. Mit der Zeit geht man auch, neuerdings kann man sogar mit der EC-Karte zahlen.