Druckartikel: Hoch das Bein,hoch die Tassen

Hoch das Bein,hoch die Tassen


Autor: Alfred Molitor

Nordheim am Main, Sonntag, 27. Januar 2013

Der Weingenießer-Club frönt längst nicht nur dem Rebensaft. An Fasching reißt der Club Jung und Alt von den Stühlen.


Sitzungspräsident Jürgen Förster läuft aufgeregt durch die noch fast leere Mainschleifenhalle. Viele Gedanken gehen ihm durch den Kopf: Passt alles, haben wir an alles gedacht? Immer wieder schaut er auf die im Vorfeld erstellten Pläne der Sitzung. Die Nervosität ist greifbar.

Obwohl die Planungen für die große Faschingsveranstaltung schon sehr früh begonnen haben - am Abend selbst heißt es "life ist live", und damit ist ein kleines Restrisiko nicht auszuschließen.
Am Wochenende stand die große Faschingsveranstaltung des Nordheimer Weingenießer-Clubs auf dem Programm. "Es ist gut, dass wir zurzeit 34 Elferräte haben. So verteilt sich die Arbeit auf viele Schultern", stellt Förster klar. "Auch bei Gastauftritten müssen nicht immer die Gleichen rausfahren."

1968 wurden der Weingenießer-Club Nordheim gegründet. Vier Jahre später ging es dann mit den Faschingssitzungen los. "Im Verein bin ich eigentlich, seit ich geboren bin", erinnerte sich Jürgen Förster. Im Laufe der Zeit ist er immer fester mit dem Club verwachsen. Vor 14 Jahren hat er das Amt des Sitzungspräsidenten übernommen.

"Wir sind eine ganz große Gemeinschaft", schwärmt Jürgen Förster von Weingenießer-Club. Der Einzelne könne wenig bewirken, "doch gemeinsam sind wir stark".
Den Elferrat bezeichnet Förster als "Superhaufen". Es sei ganz großartig, wie alle mithelfen. "Was nicht ganz so schön ist, ist die Tatsache, dass wir so wenig Eigengewächse haben." Dabei hatte der Club mal eine sehr erfolgreiche Garde. Durch diverse Ereignisse musste man jedoch gemeinnützig werden und dazu wurde ein zweiter Verein gegründet. "Danach ging es leider Bach runter."

Stimmung im Narrenvolk

In die andere Richtung - nämlich nach oben - ging es nun aktuell aber mit dem Stimmungsbarometer. Nach dem Einzug der Nordheimer Elferräte, flankiert von Ihrer Lieblichkeit Prinzessin Ilona I. und seiner Tollität Prinz Dietrich I. sowie den Gastvereinen, diktierte Jürgen Förster dem Narrenvolk das Motto des Abends: "Vergesst für ein paar Stunden Kummer und Sorgen, hier und heute in der Mainschleifenhalle!"
Dieses Motto umzusetzen, machten die Akteure den Zuschauern leicht: Bernhard Schäfer sowie Jasmin und Andre vom Schäfers-Clan sorgten gleich zu Beginn für mächtige Stimmung im Saal. Was so ein Feuerwehrmann alles erlebt, darüber ließ sich das "Kümmerle" Otmar Schraut aus: "Ich bin zur Eurer Sicherheit hier und habe die Lizenz zum Löschen."
Training zahlt sich aus - das zeigten die "Glitzer-Freaks" bei ihrem Auftritt. Gekonnt legten sie einen flotten Tanz aufs Parkett. Und der "Fränkische Stanzler" (Otmar Schmelzer) übte, bevor es mit seiner Büttenrede losging, erst mal, wie man richtig und vor allem laut einen Künstler mit Applaus bedenkt.
Was fürs Auge gab es beim Auftritt der Gardemädchen aus Schwebheim. Zu Polka-Musik zeigten sie ihr ganzes Können.
Dass man seinem Nachwuchs noch Zucht und Ordnung - zu mindestens auf der Bühne - beibringen kann, zeigte Hauptmann Küppers in seiner Büttenrede. Allerdings erwähnte er auch, dass keiner mehr Zeit für irgendwas hat. "Wenn ich keine Zeit mehr zum Kochen habe, fahre ich in ein Schnellrestaurant. Mit den Folgen haben vor allem die Frauen zu kämpfen", wusste der Hauptmann zu berichten.
Einen flotten Solotanz legte Carina Weißenberger hin. Gekonnt zeigte sie, was alles zu einem Tanzmariechen gehört.
Ganz still im Saal wurde es, als der Nordheimer Till ( Dr. Dietrich Heinemeyer) zur Bütt ging. Mir spitzer Zunge nahm er nicht nur die Weltereignisse auf die Schippe. Auch für Volkachs Bürgermeister Peter Kornell hatte er einen Wunsch: Ihm sollte es genauso gehen wie vielen in Volkach, die nur mal kurz parken wollen, um zur Bank gehen, und doch sogleich von den Politessen abkassiert werden.
Leuchtende Augen vor allen beim männlichen Publikum, als die Gardemädchen aus Bensheim auftraten.
Apropos Männer und Frauen:
Dass ein Rentner noch sehr aktiv - und das vor allem bei den Frauen - sein kann, dies bewies Wolfgang Düringer in einer ausgefeilten Bütt. Sport und Eleganz, gepaart mit viel Ausstrahlung: Beim Marschtanz klebten alle Blicke fasziniert an den Mädchen der Volkacher Garde.
Bekannte Akteure aus Funk und Fernsahen sorgten im weiteren Verlauf des Abends für beste Unterhaltung. Nachdem Lubber und Babbo - Thomas Klug und Matthias Schmelzer - als zwei verirrte Jäger erzählten, was bei einer Jagd alles passieren kann, kam zum Schluss noch ein verirrter Professor (Michael Bechold) in die Bütt. So mancher im Saal erinnerte sich bei den Ausführungen an sein eigenes Studium.
Die "Rockstars" aus Schwebheim mit ihrem Schautanz und die "Fun Music Connection" mit rockigen Liedern sorgten für einen stimmungsvollen Abschluss der Faschingssitzung. Nun, am Ende eines gelungenen Abends, strahlte Sitzungspräsident Jürgen Förster. Sein Lampenfieber hatte sich wieder einmal gelohnt.



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