Druckartikel: Historisches Hoftor in Hüttenheim restauriert

Historisches Hoftor in Hüttenheim restauriert


Autor: Ralf Dieter

Hüttenheim in Bayern, Montag, 02. Dezember 2013

200 Arbeitstage hat Restaurator Christoph Bergrath in Hüttenheim investiert. Die Arbeit kann sich sehen lassen.
Denkmal: Restaurator Christoph Bergrath zeigt Erhard Greulich und Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert das Ergebnis seiner monatelangen Bemühungen.


Christoph Bergrath ist stolz. Und das kann er auch sein. Er hat eine Menge Herzblut in diese Arbeit gesteckt. Jetzt steht er vor dem Ebracher Hof in Hüttenheim und erklärt Besitzer Erhard Greulich und Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert, welches Superlativ ihn für diese Aufgabe motiviert hat. "Es gibt nichts Vergleichbares in ganz Unterfranken."

Schon die (historischen) Daten beeindrucken: Das Hoftor am Ebracher Hof, in einer Seitenstraße nicht unweit der Kirche gelegen, datiert aus dem Jahr 1774. Mit einer Gesamtbreite von 9,30 Metern und einer Höhe von 4,76 Metern macht das Bauwerk schon auf den ersten Blick etwas her. Doch der Steinmetz- und Steinbildhauermeister Bergrath aus Zellingen sieht noch viel mehr in dem Tor. "Stilistisch und kunsthistorisch ist es ein einzigartiges Kulturgut."

Ein Kulturgut, an dem die Witterungseinflüsse der letzten 33 Jahre ihre Spuren hinterlassen haben.

1980 fand die letzte Restaurierung statt, damals mit einem anderen Verfahren. Mit Acrylharz sind die fein gearbeiteten Pyramidensockel auf den Tor-pfeilern getränkt worden. Die Aufsätze aus Sandstein haben sich im Lauf der Jahre verfärbt, sind grau geworden. Bergrath hat die Pfeiler mit speziellem Mörtel restauriert und die reiche Ornamentik teilweise ergänzt.

Als Schöpfer der "sprechenden Torpfeiler" gilt der Steinhauer Johann Georg Valtin, der 1748 in Hüttenheim einheiratete. Ihm werden auch das Friedhofskreuz und ein Bildstock zugeschrieben. Wer die drei Torpfeiler aufmerksam betrachtet, entdeckt Fabelfiguren wie zwei Neriden (halb Mensch, halb Fisch) oder eine befremdlich wirkende Szenerie: Zwei männliche Figuren winken den Betrachtern zu. Doch der Sitzende hat die Hosen herunter gelassen und entleert sich grinsend auf dem unter ihm Liegenden. "Die Deutung dieser Szene ist schwierig", sagt Bergrath.

Die Deutung des Gesamtensembles fiel ihm dagegen von Anfang an leicht. Rund 200 Arbeitstage hat er in Hüttenheim verbracht. Die Restaurierung der spätbarocken Hoftoranlage hat ihn über fast ein Jahr hinweg nicht losgelassen.

Bedeutend mehr Tage hat Erhard Greulich in dem heutigen Weingut und ehemaligen Schultheissenhof zugebracht. Greulich ist dort aufgewachsen. Nicht immer hat das Hoftor so eine Würdigung und gute Behandlung erfahren wie in den letzten Monaten. "Mindestens drei Mal ist ein Schlepper an dem Pfeiler hängen geblieben", erzählt er. Die Folge: Einer der Pfeiler ist vorsorglich um rund 70 Zentimeter versetzt worden.

Heute sind Erhard und sein Sohn Markus Greulich froh, dass die aufwändigen Arbeiten abgeschlossen sind. Die nächsten 30, 40 Jahre, sollte das bedeutende Hoftor in sehenswertem Zustand erhalten bleiben. Besucher können sich das Bauwerk jederzeit ansehen. Bürgermeisterin Reifenscheid-Eckert wünscht sich vom Restaurator weiterführende Informationen zu den Ornamenten und den Verbindungen des Ebracher Hofes zu den Zisterziensern, um den Besuchern die Geschichte des Denkmales näher bringen zu können. "So ein Bauwerk ist für den gesamten Ort von großer Bedeutung", sagt sie . Christoph Bergrath kann da nur zustimmend nicken.

Geschichte:

Seit 1350 gehört der Ebracher Hof zum Ebracher Kloster. Seit 1450 ist die Familie Greulich auf dem Hof ansässig. Der Schultheissenhof diente bis zur Säkularisation 1803 als Kurie des Zisterzienser-Klosters Ebrach. Die Hüttenheimer Schultheissen leiteten den Zehnt nach Ebrach weiter.

Finanzierung:

Die Kosten in Höhe von 17600 Euro übernehmen etwa zur Hälfe Fördergeber wie der Markt Willanzheim, der Landkreis Kitzingen, die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken, das Landesamt für Denkmalpflege und die Bayerische Landesstiftung. Die andere Hälfte der Kosten tragt die Familie Greulich.