Heißer Tipp aus der Spielothek
Autor: Franz Barthel
Kitzingen, Mittwoch, 10. Juli 2013
Seinen Gewinn von 3600 Euro versteckte ein 57-Jähriger unter der Fußmatte in seinem Auto. Lange lag es dort nicht, denn die Thekenkraft hatte genau hingesehen und einen Bekannten informiert. Der rückte mit dem Hammer an.
3600 Euro Gewinn musste die Thekenkraft in einer Kitzinger Spielothek einem Stamm-Kunden als Gewinn auszahlen, aber so viel Glück hat sie ihm nicht gegönnt. Sie sorgte dafür, dass ein guter Bekannter dem Spieler das Geld noch in derselben Nacht "abgenommen" hat, unter Verwendung eines Hammers.
Eine Serie von Fahrrad-Diebstählen, Einbrüchen im Stadtgebiet Kitzingen und kleinen Rauschgift-Geschäften beschäftigt seit Mittwoch eine Große Strafkammer des Landgerichts Würzburg: Alltagskriminalität im und am Rande der Kitzinger Drogenszene.
Der einzige "bunte" Punkt in der langen Anklageschrift ist die Sache mit dem Gewinn aus der Spielothek. Ein Vertreter (57) aus dem Landkreis Würzburg, der sich "oft tagelang am Stück" in der 24 Stunden geöffneten Spielstätte aufgehalten haben soll, ließ sich Gewinne gutschreiben und, als es sich dann lohnte, an einem August-Abend im vergangenen Jahr auf einmal auszahlen.
Die Thekenkraft steckte das Geld, damit der Stamm-Spieler ja nichts verliert, in ein Kuvert und schaute dem Kunden dann intensiv nach. Dass er das Kuvert in seinem Pkw unter eine Fußmatte legte, abschloss, das Fahrzeug auf dem Parkplatz stehen ließ und wegging, hat die Thekenkraft (38) später dem Mann erzählt, bei dem sie damals wohnte und der hat den Wink verstanden - zumal den beiden wegen nicht bezahlter Rechnungen der Strom abgezwickt worden war. Er fuhr nach Mitternacht mit seinem Fahrrad zu dem Parkplatz, schlug mit einem Hammer ein Seitenfenster des Pkw ein und holte sich das Kuvert unter der Fußmatte.
1200 Euro Stromschulden bezahlt
Vor der Strafkammer sagte der Mann (44) mit Gerichtserfahrung gestern "so war's". Mit dem Geld wurden am nächsten Tag 1200 Euro Stromschulden bezahlt und damit kam Licht in das Leben der kleinen Wohngemeinschaft, Amphetamin wurde gekauft und mit dem Rest hat man dort, wo alles anfing, in der Spielothek, wieder Automaten gefüttert.
Eigentlich hatte die Strafkammer mit drei Angeklagten gerechnet, gekommen sind nur zwei: Der Mann wurde aus Strafhaft in anderer Sache vorgeführt, eine junge Frau, die mal bei ihm gewohnt hatte und an einigen Straftaten beteiligt war, kam freiwillig und die Thekenkraft, die auch mal bei ihm gewohnt und den heißen Tipp aufs Kuvert unter der Fußmatte gegeben hatte, kam nicht. Ihr Anwalt berichtete, dass Funkstille herrsche, unter der Adresse, die er hat, sei die Mandantin nicht mehr zu erreichen und das Gericht ergänzte: Eigentlich müsste die Frau längst zur Verbüßung einer rechtskräftigen Strafe im Würzburger Knast sein, aber dort ist sie trotz Vorladung nicht angekommen. Daher wurde das Verfahren gegen sie abgetrennt.
Gestohlene Fahrräder umgespritzt
Schwerpunkt des Prozesses sind Fahrrad-Diebstähle, vorüber-gehend hat der Angeklagte in Kitzingen meist bei Nacht geknackt, was zwei Räder hat, von stark abgenutzten Drahteseln bis zu 2500 Euro teuren Mountainbikes. Ob ein, zwei oder wie in einem Fall sogar drei Schlösser die Räder sichern sollten, der Angeklagte hatte immer das passende Werkzeug dabei. Die Fahrräder hat er zum Teil umgespritzt und erst dann verkauft, im Angebot hatte er auch auf Kitzinger Baustellen gestohlenes Werkzeug und gelegentlich mal ein Notebook und damit hat er für sich und wer grad bei ihm Unterschlupf gefunden hatte, den Lebensunterhalt und Drogenbedarf finanziert.
Das Geständnis sprudelte wie ein Wasserfall, daher ging das Gericht davon aus, dass der auf drei Verhandlungstage angesetzte Fall bereits beim nächsten Termin, am 23. Juli, mit Urteil zu Ende gehen könnte.