Haschisch als Nachtisch für Hochzeitsgäste
Autor: Franz Barthel
Würzburg, Sonntag, 18. November 2012
Das Urteil gegen den Bräutigam, der seinen Gästen auf der Hochzeitsfeier Drogen servieren wollte, ist mittlerweile rechtskräftig. Der Sportlehrer stand damals unter "besonderer Polizeiaufsicht", weil er verdächtigt wird, Schuld am gewaltsamen Tod seiner Exfreundin zu sein.
Der Fall des Bräutigams, der für die Gäste seiner Hochzeitsfeier bei einem Bekannten in Berlin 200 Gramm Haschisch in Top-Qualität bestellt hatte, wird nicht noch einmal vor Gericht verhandelt. Das Urteil eines Würzburger Schöffengerichts von Oktober - eine zur Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten - ist rechtskräftig geworden. Der 32-jährige Sportlehrer aus dem Landkreis Main-Spessart hat inzwischen auf Rechtsmittel gegen das Urteil verzichtet, ebenso wie anschließend die Staatsanwaltschaft.
Das Haschisch war als "Nachtisch" für die Hochzeitsgäste gedacht, die - wie er damals - regelmäßig kiffen. Nach Angaben des Sportlehrers vor Gericht war das etwa die Hälfte der ausländischen Berufskollegen, vor allem Surf- und Snowboardlehrer, die er zu seiner Hochzeitsfeier in eine kleine Gemeinde bei Arnstein eingeladen hatte.
Ehefrau lebt in Australien
In der Verhandlung vor dem Schöffengericht hatte die Verteidigung vehement für eine Strafe unter einem Jahr plädiert. Der Angeklagte hatte um diese Chance gebeten, weil ihm sonst die Einreise nach Australien, wo seine Ehefrau inzwischen wieder lebt, verweigert werde.
Doch das Gericht sah mit Blick auf die Rauschgiftmenge, mit der nach einer Aufstellung des Angeklagten mindestens 65 kiffende Hochzeitsgäste versorgt werden sollten, und wegen der hohen Qualität des Stoffes keine Chance, über Strafaussetzung zur Bewährung hinaus dem Angeklagten noch weiter entgegen zu kommen. Zu den Bewährungsauflagen gehört eine Geldbuße von 2500 Euro, zu zahlen an den Weißen Ring.
Telefon wurde überwacht
Das Haschisch-Geschäft lief "unter den Augen" der Polizei: Da der Bräutigam im Zusammenhang mit dem nach wie vor nicht aufgeklärten gewaltsamen Tod einer Freundin auf einem Campingplatz in Australien vor sieben Jahren für die Staatsanwaltschaft immer noch dringend tatverdächtig ist, war sein Telefon überwacht und die Bestellung des Haschisch bekannt geworden. Als der Lieferant aus Berlin, der ebenfalls zur Hochzeitsfeier eingeladen war, am Schweinfurter Hauptbahnhof vom Bräutigam abgeholt wurde, griffen die Ermittler zu. Der Lieferant ging hinter Gitter, der Haftbefehl gegen den Bräutigam wurde außer Vollzug gesetzt, damit er am nächsten Tag eine Zahnarzthelferin aus Australien auch kirchlich heiraten konnte und damit die internationalen Gäste nicht umsonst angereist waren. Die standesamtliche Trauung fand kurz vorher auf Schloss Saaleck in Hammelburg statt. Kurz nach der Hochzeit ist die Braut nach Australien zurückgekehrt.
Frau verschwand nach Streit
Für die Staatsanwaltschaft Würzburg und australische Ermittler ist der Sportlehrer, so Oberstaatsanwalt Thomas Trapp, immer noch Hauptverdächtiger für den gewaltsamen Tod einer Kindergärtnerin aus Rieden im Landkreis Würzburg. Die damalige Freundin des Angeklagten, mit ihm in Australien unterwegs, war am 12. Februar 2005 nach einem Streit von einem Campingplatz verschwunden. Damals war auch schon von Drogenkonsum die Rede. Sechs Tage später fand man die Leiche der jungen Frau auf einem Sportgelände in der Nähe des Campingplatzes. Der damalige Sportstudent, inzwischen Sportlehrer mit B-Schein als Fußballtrainer und Qualifikation als Englischlehrer im Ausland, bestreitet jedoch eine Mitschuld am Tod der Ex-Freundin.