Hab und Gut sind in der Wohnung verbrannt
Autor: Sabine Paulus
Kitzingen, Mittwoch, 01. Mai 2013
Die Familie, deren Mietwohnung in der Königsberger Straße in Kitzingen ausgebrannt ist, besitzt nur noch die Kleider auf dem Leib. Ein Glück, dass die Mitbürger nun so hilfreich sind.
Carmen Meier hat immer noch die Flammen vor Augen. Sie kann den Anblick nicht vergessen. Im Zimmer eines ihrer Söhne brach am Mittwochmorgen ein Feuer aus. "Der Vorhang brannte, die Bettdecke brannte", erzählt Carmen Meier, während sie sich in der Küche ihrer Schwester Claudia Huggins an eine Kaffeetasse klammert. Körperlich sind Meier und ihre Familie noch glimpflich aus der Katastrophe davongekommen. Schock und Verzweiflung sitzen jedoch tief.
Es war der 1. Mai, ein Feiertagsmorgen zum Ausschlafen. Es ist ein Morgen des Schreckens geworden, kurz vor halb sieben in dem Mehrfamilienhaus in der Königsberger Straße.
Die Freundin ihres Sohnes habe plötzlich etwas Heißes an den Füßen gespürt, erzählt Meier 28 Stunden später. Es muss wohl ein Heizlüfter in Brand geraten sein. Obwohl sie aus dem Schlaf aufgeschreckt war, handelte sie überlegt und holte nasse Handtücher, um das Feuer zu ersticken. Ihre Kinder schickte sie aus der Wohnung, den Hund leinte sie vor dem Haus an. Die in ihrem Telefon gespeicherte Nummer war die der Polizei. "Holt die Feuerwehr!" habe sie mehrmals in den Hörer geschrien. Es habe gequalmt wie verrückt, erzählt die schmächtige Frau.
Das Zimmer brannte lichterloh, ein Fenster war geborsten
Stadtbrandinspektor Markus Ungerer war kurz nach halb sieben am Unglücksort. "Die Flammen schlugen aus zwei Fenstern", berichtet der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kitzingen. Das Zimmer des Sohnes stand im Vollbrand, durch die ganze Wohnung im Erdgeschoss zogen Ruß und Rauch bis in den hintersten Winkel. Ein Fenster war geborsten.
"Es war eine wahnsinnige Hitze in der Wohnung", beschreibt Carmen Meier das furchtbare Erlebnis.
Die Feuerwehr konnte den Brand zwar schnell in den Griff bekommen, jedoch nicht verhindern, dass Teile der Wohnung ausbrannten. Zur Brandbekämpfung mussten die Feuerwehrleute schweren Atemschutz einsetzen.
Der Rettungsdienst kam mit zehn Einsatzkräften, darunter einer Notärztin, und mit fünf Fahrzeugen. Unterstützt wurde er durch zehn ehrenamtliche Kräfte der Bereitschaft Kitzingen II des Roten Kreuzes.
Schlimm war für Carmen Meier, dass sie nicht wusste, ob sich ihre Tochter in der Wohnung befunden hatte, als das Feuer ausbrach.
Deswegen suchten Ungerer und seine Leute nach der vermissten Person. Es stellte sich heraus, dass sich die junge Frau über Nacht nicht in der Wohnung aufgehalten hatte.
Meiers Sohn und dessen Freundin erlitten bei den Löschversuchen leichte Rauchgasvergiftungen. Wie das Polizeipräsidium Unterfranken berichtet, hatte außerdem eine 18-Jährige aus einer Wohnung im ersten Stock einen Schock.
Von den 13 Betroffenen, die in dem Gebäude waren, seien vier leicht verletzt gewesen, erzählt Sven Appold, Leiter Rettungsdienst des BRK-Kreisverbandes. Die Verletzten wurden in das Kitzinger Krankenhaus eingeliefert. Auch Carmen Meier musste sich im Laufe des Mittwochs Blut abnehmen und ihre Lunge überprüfen lassen.
Es braucht wohl noch lange Zeit, bis sie alles verarbeitet hat. "Ich kann überhaupt nicht schlafen, dauernd geht mir durch den Kopf, was ich tun muss, was jetzt auf mich zukommt", sagt sie.
Ihre Familie hat sämtlichen Hausrat verloren. Ein paar Erinnerungsstücke wie Bilder ihrer Kinder will sie - wenn es geht - aus der zerstörten Wohnung holen. Alles andere muss sie zurücklassen, zum Beispiel die neue Waschmaschine, deren Teile völlig zerschmolzen sind.
Carmen Meier musste sich gestern gedulden mit dem Gang durch die zerstörte Wohnung. Die Kriminalpolizei Würzburg war dort, um die die Brandursache herauszufinden.
Die Höhe des Sachschadens beziffert das Würzburger Polizeipräsidium auf etwa 100 000 Euro. "Wenn man den hohen Sachschaden bedenkt, muss man froh sein, dass die Betroffenen mit leichten Verletzungen davongekommen sind. Wir haben das leider schon anders erlebt", sagt Sven Appold. Dessen Schnelleinsatzgruppe Betreuung kümmerte sich um die Familie, nachdem Carmen Meier signalisiert hatte, alles verloren zu haben bis auf die Kleider auf dem Leib.
Jetzt in der Notunterkunft
Die Einsatzgruppe brachte Feldbetten, Bettzeug, Hygieneartikel, einen Küchentisch und einen Kühlschrank in eine von der Stadt Kitzingen zur Verfügung gestellte Notunterkunft. Die Wohnung befindet sich in der Breslauer Straße und hat drei Zimmer statt der für die Familie gewohnten fünf.
Aber Carmen Meier ist froh, dass sie und ihre Kinder hier erst mal bleiben können. Denn die Sanierung der ausgebrannten Mietwohnung werde mindestens ein Vierteljahr dauern. Außerdem ist Meiers Schwester in der Nähe. Sie hatte noch am Mittwoch über Facebook um Kleider- und Hausratsspenden gebeten und eine große Resonanz bekommen.
Die Möglichkeit zu helfen und zu spenden:
Reinhard Faltermeier wird beim Kleistplatzfest in der Siedlung am Samstag, 4. Mai, eine Spendenaktion für die Familie durchführen.