Druckartikel: Haaß und Heinlein wollen wollen Bürgerentscheid zu Marshall-Heights

Haaß und Heinlein wollen wollen Bürgerentscheid zu Marshall-Heights


Autor: Diana Fuchs

Kitzingen, Montag, 25. Februar 2013

Sie wollen nicht tatenlos zusehen. Jutta Heinlein und Renate Haaß, beide seit vielen Jahren kommunalpolitisch aktiv, nehmen sich Barack Obamas Motto zum Vorbild und sagen: "Yes, we can! Wir wollen in den Marshall-Heights endlich etwas bewegen."
Am Eingang der Marshall-Heights machen Jutta Heinlein und Renate Haaß mit einem großen Plakat auf ihr Bürgerbegehren aufmerksam. Foto: Diana Fuchs


Gestern luden sie zum Pressetermin an den Eingang der ehemaligen US-Wohnsiedlung.
Seit die Amerikaner vor fast sieben Jahren aus Kitzingen abgezogen sind, stehen auf rund 32 Hektar über 700 Wohnungen leer, zudem öffentliche Einrichtungen wie zwei Schulen und eine große Halle, die ehemalige Bowlingbahn. Zusammen mit Gleichgesinnten und unterstützt von der Stadtratsfraktion KIK (Kommunale Initiative Kitzingen) begannen Haaß und Heinlein gestern damit, Unterschriften zu sammeln: Sie möchten einen Bürgerentscheid in die Wege leiten, der bewirkt, dass die Stadt Kitzingen ihr Erstzugriffsrecht auf die Marshall-Heights wahrnimmt, den dortigen Wohnraum erhält und den künftigen Nutzern größtmögliche Gestaltungsfreiheit gewährt.

Die Kitzinger: In einer Sondersitzung wird der Kitzinger Stadtrat kommende Woche über die Zukunft der Marshall-Heigths beraten.

Warum braucht es zusätzlich ein Bürgerbegehren?
Jutta Heinlein: Weil die Bürger nur so in die Stadtratsarbeit eingreifen können. Wir möchten, dass die Stadt das Erstzugriffsrecht auf jeden Fall wahrnimmt.
Renate Haaß: Es soll eine breit geführte öffentliche Diskussion über die Marshall-Heights in Gang gesetzt werden, Argumente sollen ausgetauscht werden, damit jeder Bürger sich eine Meinung bilden kann. Zudem reagiert der Stadtrat oft nur auf öffentlichen Druck.

Schwingt da Ärger über die bisherige Arbeit des Stadtrates mit?
Heinlein: Ich bin schon ein bisschen enttäuscht. Mir fehlt eine zukunftsweisende Stadtentwicklung.
Haaß: Sechs Jahre lang ist es versäumt worden, sich ein Konzept für die Marshall-Heights zu erarbeiten. Alles plätschert vor sich hin.

Wie stellen Sie sich die Zukunft der Marshall-Heights vor?
Haaß: Unser Ziel ist es, dass die Stadt Kitzingen das Gelände komplett erwirbt, aber nicht alles selbst entwickelt, sondern den Großteil weiterveräußert. Ich bin überzeugt davon, dass die Objekte weggehen, wenn der Preis für die Wohnungen und Häuser angemessen morderat ist, so dass eine breite Schicht es sich auch leisten kann, diese zu erwerben. In Kitzingen fehlt ansprechender Wohnraum! Wir können aktiv dem Bevölkerungsschwund entgegenwirken. Das Areal soll einer breiten Bevölkerung zugänglich sein, eine bunte Mischung soll entstehen. Wir müssen uns von engstirnigem Denken verabschieden.

Wie soll das finanziert werden?
Haaß: Wenn das Nutzungskonzept nicht auf Profit ausgelegt ist, wird der Preis von der BImA entsprechend angesetzt. Ich gehe davon aus, dass die Summe vergleichbar wäre mit dem Neubau einer Veranstaltungshalle auf dem Deustergelände.
Heinlein: Diesen Bau könnten wir uns dann allerdings sparen und stattdessen die Möglichkeiten in den Marshall-Heights nutzen.

Sind 32 Hektar mit vielen offenen Fragen zu Erschließung, Schadstoffen und Bausubstanz nicht eine Nummer zu groß, um den Bürgern eine Entscheidung darüber zuzumuten?
Heinlein: Nein, das glaube ich nicht. Bürger, denen ihre Stadt am Herzen liegt - und davon gibt es sehr viele - , werden sich einbringen. Mit der Entwicklung dieses Areals ergeben sich weitere Verknüpfungen, die sich positiv auf die gesamte Stadt auswirken. Es gibt viele Erfolgsmodelle, beispielsweise in Aschaffenburg, wo die Stadtbau-GmbH aus einstigem US-Wohnraum grandioses "Wohnen im Alter" entwickelt hat. In Kombination mit sozialem Wohn- und Lebensraum könnte das auch in Kitzingen gut funktionieren.
Haaß: Wenn man es schafft, die vielen Einzelinteressen so zu managen, dass ein großes Ganzes entsteht, dann ist das Monster auf einmal keines mehr. Zudem liegen im Prinzip alle Analysen über Erschließung, Schadstoffbelastung und so weiter vor. Man muss sich nur endlich damit beschäftigen.


Fakt Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat der Stadt Kitzingen ein Erstzugriffsrecht auf die ehemalige US-Wohnsiedlung Marshall-heights eingeräumt. Bis 21. Mai muss die Stadt erklären, ob sie dieses Erstzugriffsrecht wahrnehmen möchte oder nicht.

Bürgerentscheid Renate Haaß und Jutta Heinlein wollen, unterstützt von einer Gruppe von rund 20 Leuten sowie der KIK-Fraktion, einen Bürgerentscheid in die Wege leiten. 1300 Unterschriften von Kitzinger Wahlberechtigten sind dazu nötig. Wer unterschreibt, ist dafür, dass die Stadt Kitzingen ihr Erstzugriffrecht an den Marshall-Heights wahrnimmt, den dortigen Wohnraum so weit wie möglich erhält und ein Wohngebiet zulässt, in dem "größtmögliche planerische Freiheit" herrscht. Sobald die 1300 Unterschriften vorhanden sind, wollen die Initiatoren einen Bürgerentscheid beantragen. Dessen Ergebnis wäre für die Stadt bindend.

Aktion Am kommenden Samstag, 2. März, werden Haaß, Heinlein und ihre Mitstreiter ab 10.30 Uhr an einem Stand auf dem Marktplatz für ihr Begehren werben.

Infos www.initiative-marshall-heights.de