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Gutscheine halten das Weihnachtsgeschäft am Laufen


Autor: Benedikt Borst

Kitzingen, Donnerstag, 27. Dezember 2012

Die Einzelhändler ziehen nach Weihnachten Bilanz: Der Vorjahresumsatz wird voraussichtlich übertroffen. Der Internethandel macht sich als Konkurrenz zunehmend bemerkbar, dominiert aber noch nicht.


Die Feiertage sind Geschichte, der Festbraten ist gegessen und die Plätzchendosen leeren sich. Die Geschenke sind ausgepackt und im Müll stapelt sich buntes Geschenkpapier mitsamt Schleifchen, Glitzer und Lametta. Für den Einzelhandel beginnt jetzt zwischen den Jahren die zweite Phase des Weihnachtsgeschäftes. "Wir haben dieses Jahr viele Gutscheine verkauft", berichtet Manfred Beck, Kreisvorsitzender des Kitzinger Einzelhandelsverbandes und Inhaber des Bellissimo Schuh- und Modeladens am Marktplatz.

Die neueste Frühjahrsmode ist bereits in die Regale geräumt, wohingegen Winterstiefel und Wollpullover mit roten Schildern und deutlichen Preissenkungen auf sich aufmerksam machen. Beck geht nochmal von einem arbeitsreichen Jahresendspurt in seiner Boutique aus. "Viele Leute haben jetzt Urlaub. Ich denke, dass einige die Zeit nutzen werden, um Gutscheine oder Geldgeschenke einzulösen", vermutet er.

Die Kunden wissen, dass der Einzelhandel nach Weihnachten die Preise senkt und seine Waren jetzt vielfach günstiger anbietet. "Deshalb schenken sie vermehrt Gutscheine", hat Beck beobachtet.

Tendenziell liegen in den letzten Jahren immer häufiger Gutscheine unter deutschen Christbäumen. Das macht sich auch andernorts bemerkbar: Die Umtauschquote sinkt. Wie der Deutsche Einzelhandelsverband vor kurzem mitteilte, werden Sortiment übergreifend nur noch fünf Prozent aller Geschenke zurückgegeben. Einzig bei Spielwaren liege die Quote höher. Bei einwandfreier Ware besteht übrigens kein gesetzlicher Anspruch darauf, dass der Händler wie Ware zurücknimmt. Deshalb betont Beck die Kulanz vieler Händler: "Es wird selbstverständlich gemacht. Man will den Kunden ja nicht verärgern."

Buden zogen Kunden in die Geschäfte
Positiv wertet der Modehändler die Situation am Kitzinger Marktplatz. Er ist froh, dass dort auch wieder Weihnachtsmarkt-Buden aufgebaut waren. Diese waren gut besucht und zogen dadurch zusätzliche Kundschaft in die Geschäfte. Beck hat direkt nach Ladenschluss am 24. Dezember seine Zahlen durchgerechnet und kann sich zurücklehnen "Wir haben bisher ein leichtes Plus im Vergleich zu letztem Jahr", meint er erfreut.

Der Blick auf seinen Umsatz zeigt, dass er 2012 noch nicht von der stark wachsenden Internet-Konkurrenz getroffen wird. Verbraucher bestellen ihre Geschenke zunehmend bei großen Onlinehändlern wie Amazon oder Zalando. Allein die deutsche Post stellt in der Adventszeit sieben Millionen Pakete täglich zu. Das sind doppelt so viele wie an einem normalen Werktag. "Dadurch, dass wir die Zahlen aus dem Vorjahr erreicht haben, haben wir das nicht bemerkt", analysiert der Einzelhändler. "Aber irgendjemanden wird es bestimmt treffen. Vielleicht ist das branchenabhängig", schätzt er.

Dass der Onlinehandel sich bemerkbar macht, bestätigt Volker Wedde, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE). "Es ist aber nicht so, als ob der Onlinehandel alles dominiert", sagt er. Schließlich sind auch kleine Einzelhändler in der Lage, von dem wachsenden Internetgeschäft zu profitieren. "Etwa wenn sie einen eigenen Online-Shop aufmachen." Er findet nicht, dass sich der Onlinehandel auf spezifische Branchen auswirkt. Schwankungen, also dass manche Händler ihre Zielvorgaben erreichen während andere sie verpassen, seien "durchaus üblich".

Zufrieden und optimistisch
Im Durchschnitt ist die Stimmung in Kitzingen zufrieden und optimistisch. "Wir liegen bundesweit voll auf der Linie und können auf ein gutes Weihnachtsgeschäft zurückblicken", hält Wedde fest. Die Vorjahreszahlen wurden erreicht. Ob mit einem Plus abgeschlossen wird, zeigt sich allerdings erst in den nächsten Tagen. Für den Bezirk Unterfranken rechnet Wedde mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. "Das wäre eine Verbesserung um circa ein Prozent", prognostiziert er. Wie er angibt, waren 2012 besonders Spiel- und Elektrowaren gefragt.

Einzig in der Textillbranche ist die Stimmung etwas getrübt, denn die milden Temperaturen schlugen sich auf die Kauflaune der Verbraucher nieder. "Warme Winterbekleidung wird bei dem Wetter weniger umgesetzt", berichtet er. Wie die letzten Jahre gezeigt haben, zieht das Geschäft erst an, wenn auch die Temperaturen passen. "Die Textilhändler hoffen jetzt noch, dass es einmal so richtig kalt wird", bemerkt Wedde.

Modehändler Manfred Beck zeigt sich hingegen mit dem Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr zufrieden. "Es hat schwach angefangen, aber dann langsam aufgeholt", bilanziert er. Gerade der letzte Samstag vor Weihnachten und Heiligabend haben ordentliche Umsätze in die Kassen gespült. Je näher das Fest rückt, umso mehr wird gekauft. Der Trend scheint bei den Kunden also in Richtung "Last-Minute" Einkauf zu gehen.