Gründerpreis für Mainfränkische Werkstätten
Autor: Sabine Paulus
Schwarzenau, Donnerstag, 16. Mai 2013
Die Mainfränkischen Werkstätten haben am Donnerstag den Bayerischen Gründerpreis erhalten, weil sie Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schaffen. Und die Verantwortlichen haben noch viele Ideen.
"Von Aschaffenburg bis Nürnberg gibt es wohl keine Krankenhausküche, die nicht unsere Kartoffeln hätte." Betriebsleiter Thomas Wülk sagt das mit Stolz und schaut dabei einem Mitarbeiter zu, wie er halbierte Kartoffeln in eine hitzebeständige gelbe Kunststofftüte abfüllt. Zuvor ist das Gemüse gewaschen und geschält worden - von Menschen mit Behinderung, unterstützt von Maschinen.
Beschäftigte mit Behinderung
Im Schälbetrieb Mainfrankenhof Schwarzenau haben sich die sechs sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Behinderung und die 19 Werkstätten-Mitarbeiter auf das Lagern, Schälen, Garen, Verpacken und Vermarkten von küchenfertigen frischen Kartoffeln und Karotten spezialisiert.
Konzentriert erfüllt jeder seine Aufgaben. Zwischendurch macht mal jemand eine lustige Bemerkung, auf die die anderen mit großer Heiterkeit reagieren.
Der Betrieb ist Teil der Unternehmensgruppe Mainfränkische Werkstätten GmbH Würzburg. In diesem Bereich bieten die Werkstätten Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, tariflich und sozialversicherungspflichtig zu arbeiten. Die Werkstätten gibt es schon seit einigen Jahrzehnten. Doch die Zeiten, als nur in langen Reihen an Tischen gesessen und montiert wurde, sind vorbei. In der jüngeren Vergangenheit begann ein Umdenken in der Gesellschaft.
Mittlerweile ist es ein Muss: Menschen mit Behinderung sollen die Möglichkeit haben, selbstbewusst ihre Stärken zu zeigen und für sich selbst Entscheidungen treffen zu können. Die Mainfränkischen Werkstätten setzen dies um.
Über 2100 Menschen mit und ohne Behinderung haben ihren Arbeitsplatz in dem Unternehmen.
Die Tagesstruktur setzen die Mitarbeiter selbst fest. "Mitbestimmung ist ganz wichtig", beschreibt Thomas Wülk einen wichtigen Teil des Konzepts, das nicht nur für den Mainfrankenhof gilt.
Stupides Vor-sich-hin-arbeiten gibt es nicht. Im Schälbetrieb ist eine Job-Rotation eingerichtet. "Und wir fragen die Mitarbeiter nach ihrer Meinung", sagt Wülk. Auf dem Mainfrankenhof arbeiten rund 60 schwer und mehrfach Behinderte. Zudem werden Ungelernte zu qualifizierten Fachwerkern ausgebildet.
In den vergangenen Jahren wurden immer mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Erwachsene eingerichtet, die auf dem 1. Arbeitsmarkt wenig Chancen hätten.
Das gelingt mit den Integrationsfirmen der Unternehmensgruppe. Sie entwickeln Stellen für Betroffene, die aus mehrerlei Gründen kaum vermittelbar sind.
Zudem investiert die GmbH in die berufliche Bildung von Schülern, indem sie Kooperationen mit anderen Unternehmen eingeht und sich vernetzt. So können die Auszubildenden wertvolle Qualifikationen erwerben, so dass sie sich in der Arbeitswelt zurechtfinden und nicht ausgegrenzt fühlen müssen.
Das ist bayernweit einmalig.
Für dieses Engagement erhielt die Unternehmensgruppe am Donnerstag in Nürnberg eine besondere Auszeichnung: die bayerischen Sparkassen überreichten ihr den Bayerischen Gründerpreis 2013.
In der Laudatio werden das innovative Netzwerk, die zukunftsweisenden Projekte wie etwa die Bildungs-Kooperationen mit der Don-Bosco-Berufsschule, dem Theater Augenblick, der Umweltstation und dem Tierpark Sommerhausen, dem Integrations-Fachdienst oder dem Inklusion-Sportverein gewürdigt.
Im März hat Geschäftsführer Werner Sendner eine Präsentation eingereicht. "Unsere innovativen Ergänzungen zum Angebot der Werkstatt für Menschen mit Behinderung haben das Gremium offenbar beeindruckt", freut sich Sendner.
Überhaupt herrschte am Donnerstagnachmittag helle Freude bei den Mainfränkischen Werkstätten. Der Gründerpreis ist für alle Beteiligten ein Ansporn, weitere Ideen zu realisieren. So erzählt Catering-Betriebsleiter Alexander Seith, derzeit würden viele Bereiche des Unternehmens erweitert, um den Mitarbeitern noch mehr verschiedene Berufsfelder zu bieten.
Popcorn-Produktion
Beispielsweise kam kürzlich die Popcorn-Produktion im erst 2011 gegründeten Imkereizentrum hinzu. Es sei nicht schwierig gewesen, dafür Mitarbeiter zu finden, sagt Seith. "Weil da viel Action ist, sind sie ganz begeistert und haben viel Spaß bei der Arbeit."