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Großlangheim geht ein LED-Licht auf


Autor: Julia Volkamer

Großlangheim, Donnerstag, 07. Februar 2013

Energie sparen muss sein, auch an der Straßenbeleuchtung. Welches Leuchtmittel aber für welchen Standort das richtige ist, will gut überlegt sein. Großlangheim setzt auf LED.
In Großlangheim werden die Straßen bald mit LED-Licht beleuchtet. Fotos: Julia Riegler


Sie könnten Pioniere der Energieeinsparung werden, die Großlangheimer. Zumindest trauen sie sich wahrscheinlich bald als erste Gemeinde im Landkreis Kitzingen, ihre gesamte Straßenbeleuchtung mit LED auszustatten. "LED ist die Zukunft. Und Großlangheim tut was für die Energieeinsparung", findet deshalb auch Bürgermeister Karl Höchner. Er hat die Idee gerade im Gemeinderat auf den Tisch gebracht - und ist damit vielen Kollegen voraus. Zum Beispiel denen in Kitzingen.

Der Stadtrat um Oberbürgermeister Siegfried Müller will aber in den nächsten Jahren "unbedingt ran" ans Energiesparen, schließlich sollen die Kosten auf bis zu 385.000 Euro im Jahr steigen. Dem würde der Kitzinger Rat gerne entgegenwirken. Aber wie? Die LED-Variante kam auch dort auf den Tisch, stößt allerdings vor allem bei den Experten von den Licht-, Kraft- und Wasserwerken (LKW) auf wenig Begeisterung.

Zusammen mit zwei Kollegen ist Ralf Weinkirn für die Wartung der insgesamt 3500 Straßenlampen im Kitzinger Stadtgebiet verantwortlich. Und er hat Bedenken.

Noch nicht ausgereift

"Die LED-Technik ist noch nicht ausgereift", erklärt der Elektromeister - zumindest nicht für die Beleuchtung von Hauptverkehrs- und Bundesstraßen. "An eine Straßenlampe werden ganz andere Anforderungen gestellt." Er sieht die Entwicklung aus mehreren Gründen kritisch. Zum einen gebe es viele Hersteller, die nur kurzfristig auf dem Markt bestehen. "Wo bekommt man dann in einigen Jahren Ersatzteile her?" Zudem lasse die Technik in Bezug auf Hitzeentwicklung noch zu wünschen übrig, die Wärme werde nicht genügend abgeleitet. Drittens enthalte jede Diode elektronische Bestandteile wie Platinen und Lötbahnen, auf die kaum ein Hersteller mehr als fünf Jahre Garantie gebe. "Was nützt es da, wenn manche über 100.000 Stunden brennen, wenn immer wieder welche ausgetauscht werden müssen? Und wie kompliziert ist es, sie auszutauschen?"

A propos austauschen: Seit Mitte der 80er Jahre wurden die weiß-leuchtenden Quecksilberdampflampen in der Straßenbeleuchtung nach und nach durch Natriumdampflampen ersetzt und damit schon eine Menge Energie - und viel Geld - eingespart. Dahingehend haben unter anderem auch die Gemeinden an der Mainschleife umgerüstet. "Wir haben 2006 und 2007 komplett auf Natriumdampflampen umgestellt", erklärt Volkachs Bürgermeister Peter Kornell. An LEDs hat man sich bisher noch nicht gewagt, sie sollen aber im Neubaugebiet erstmals eingesetzt werden. "Das passiert in Zusammenarbeit mit der Überlandzentrale in Lülsfeld. Dort heißt es, die Beleuchtung sei noch effizienter." Da leuchtet es im wahrsten Sinne des Wortes ein, dass laut EU-Beschluss bis 2015 keine Quecksilberdampflampen mehr im Umlauf sein sollten.

Und bis dahin braucht es auf jeden Fall auch in Kitzingen eine Entscheidung, so Ralf Weinkirn. "Es wäre Unsinn, die restlichen Quecksilberdampflampen dann durch Natriumdampflampen zu ersetzen und ein paar Jahre später dann alles auf LED umzustellen", findet er. Dieses Zeitfenster sollte sich die Stadt seiner Meinung nach aber noch geben - zumal andere Städte in absehbarer Zeit schon in ihre Testphasen eintauchen - zum Beispiel die Stadt Kassel.

Leuchtmittel der Zukunft?

Großlangheim ist ihnen allen schon einen Schritt voraus, hat aber natürlich auch nicht mit der gleichen Menge und den gleichen Anforderungen zu kämpfen wie die Große Kreisstadt. Der bevorstehende Austausch aller 164 Straßenlampen, einschließlich der Wartung einiger alter Masten, liegt bei 138.500 Euro. Eingespart wird schon bei der Wartung, die alle vier bis fünf Jahre rund 45.000 Euro kostet. Und im jährlichen Verbrauch, der aktuell bei 13.808 Euro liegt, wird noch einmal fast die Hälfte an Stromkosten gespart.

Angesichts solcher Zahlen ist man schnell versucht, die LED als Leuchtmittel der Zukunft zu sehen - wo sie passen. Welches für die Stadt Kitzingen und die anderen Gemeinden das Richtige ist, muss man erst noch herausfinden.


Es wurde Licht...

Quecksilberdampflampen
Zwischen zwei Elektroden findet im Inneren eine elektrische Entladung statt. Die Lampe wurde im Jahre 1892 vom Berliner Physiker Martin Leo Arons erfunden. Sie zeichnet sich durch einen hohen Lichtstrom bei geringer Leistungsaufnahme aus. Im Zuge des Glühlampenverbots müssen auch Quecksilberdampflampen ab April 2015 bestimmte Energieeffizienzklassen erfüllen.

Natriumdampflampen funktionieren ähnlich wie Quecksilberdampflampen, nur mit Natriumdampf. Sie werden zumeist in der Außenbeleuchtung (Straßen und Fußgängerüberwege) verwendet. Sie brauchen einige Minuten, bis sie die volle Helligkeit erreicht haben.

LED (von "light-emitting diode" = "licht-emittierende Diode") ist ein Halbleiter-Bauelement, das besonders sparsam, langlebig und wartungsfrei sein soll. Eine normale Glühbirne brennt etwa 1000 Stunden lang, dann sind die empfindlichen Glühdrähte durch die Wärmeentwicklung so spröde geworden, dass sie reißen. Eine LED-Lampe besteht aus Leuchtdioden, die nur sehr wenig Wärme entwickeln und keine Glühdrähte haben, die durchschmelzen können. Die Folge: Eine LED-Lampe brennt bis zu 100 000 Stunden, bevor sie den Dienst quittiert. Der Anwendungsbereich der LEDs umfasste zunächst aufgrund geringer Lichtausbeute und fehlender Verfügbarkeit hauptsächlich Anzeigeelemente. Neben der Raumbeleuchtung oder Straßenbeleuchtung kommen LEDs auch zunehmend in Taschenlampen und bei der Effektbeleuchtung vor. Auch Signalisierungen wie bei Verkehrsampeln lassen sich mit LEDs verwirklichen.
Quelle: lampenwelt.de