Iphofen: Knauf plant riesiges Gipsbergwerk - zahlreiche Einwände
Autor: Agentur dpa
Iphofen, Montag, 10. März 2025
Der geplante Gipsabbau in der Nähe von Würzburg sorgt für Diskussionen um den Schutz des Trinkwassers. Trotz Einwänden hält der Hersteller Knauf an den Plänen fest und will die Bedenken entkräften.
In Deutschland droht nach Angaben des Baustoffherstellers Knauf aus Iphofen eine Lücke bei der Gipsversorgung - der Rohstoff wird etwa beim Hausbau, für Fundamente von Windrädern oder Brücken gebraucht. Grund für die Lücke sei der geplante Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kohle. Dabei fallen bisher große Mengen an sogenanntem Rea-Gips als Nebenprodukt an, die spätestens von 2038 an fehlen. Bislang würden über diesen synthetischen Gips gut 40 Prozent des Bedarfs gedeckt, über Natur-Gips 55 Prozent, der Rest durch Recycling.
Schon 2022 geriet Knauf wegen des geplanten Bergwerks in der Altertheimer Mulde nahe Würzburg in die Kritik. Nicht nur Umweltschützer gingen auf die Barrikaden. Doch der Plan steht: 2027 soll der Abbau beginnen. Das Bergwerk soll sich über rund 7,1 Quadratkilometer erstrecken. Knauf rechnet mit einem Gipsvorkommen von rund 100 Millionen Tonnen, etwa 48 Millionen Tonnen seien abbaufähig.
Knauf will Hunderttausende Tonnen Gips im Kreis Würzburg fördern - Sorge um Trinkwasser
Nach Angaben des Bundesverbands der Gipsindustrie kann Recycling-Gips die entstehende Lücke auf absehbare Zeit nicht füllen. "Das liegt vor allem an der begrenzten Menge recycelbarer Gipsabfälle." Deutschland habe einen Bedarf an Gips von etwa zehn Millionen Tonnen jährlich, mit leicht steigender Tendenz. "Er wird größtenteils aus heimischen Rohstoffquellen gedeckt."
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Knauf will zunächst rund 300.000 Tonnen Gipsgestein jährlich fördern. In der Spitze seien jedes Jahr bis zu einer Million Tonnen möglich. Die Arbeiten sollen in 70 bis 130 Metern Tiefe erfolgen. Der Transport in die etwa 55 Kilometer entfernte Gipswerke nach Iphofen sei vergleichsweise kurz und verursache weniger klimaschädliches Kohlendioxid als der Import. Parallel zum bergrechtlichen Verfahren ist derzeit ein Verfahren beim Landratsamt Würzburg anhängig, in dem es um die Erweiterung des Wasserschutzgebietes "Zeller Quellstollen" von derzeit 8 auf künftig 66 Quadratkilometer geht.
Das geplante Bergwerk würde innerhalb der für die Wasserschutz-Gebietserweiterung vorgesehenen Flächen liegen - daher steht laut Bergamt neben dem Schutz des Grundwassers die Sicherung des Trinkwassers besonders im Fokus. Bedenken gegen das Bergwerk haben vor allem umliegende Kommunen im Landkreis Würzburg wie Zell am Main und Eisingen. Zudem gibt es kritische Stimmen in Würzburg. Die "Zeller Quellen" versorgen seit mehr als 100 Jahren rechnerisch die Hälfte der Würzburger Bevölkerung - also etwa 60.000 Menschen - mit Trinkwasser. Der Trinkwasserversorger Würzburgs befürchtet, dass durch das Bergwerk Trinkwasser verloren geht.
Etliche Einwendungen gegen geplantes Bergwerk - Knauf entgegnet Kritik
Beim Bergamt Nordbayern sind Hunderte private Einwendungen gegen das Gips-Bergwerk eingegangen. "Erwartungsgemäß befasst sich der Großteil der Einwendungen mit der Sorge um eine sichere Trinkwasserversorgung", teilte ein Sprecher der Regierung von Oberfranken in Bayreuth mit. Bedenken gebe es aber auch wegen der Belastung durch zusätzlichen Lastwagenverkehr oder eines möglichen Eingriffs ins Landschaftsbild. Neben den Einwendungen lägen weitere Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange vor. Die Frist für Einwände endete am Donnerstag (6. März 2025).
Da zusätzlich in 13 Gemeinden bis zum Stichtag Einwendungen erhoben werden können, geht die Behörde davon aus, dass Mitte März dann alle vorliegen werden. Mit Wiederaufnahme des Genehmigungsverfahrens Ende 2024 hatte die Behörde mehr als 70 Träger öffentlicher Belange, insbesondere Fachbehörden, Kommunen und Verbände um Stellungnahme zu dem Projekt gebeten. Knauf zufolge hat ein unabhängiges Gutachten ergeben, dass durch den Abbau keine nachteiligen Auswirkungen auf die Trinkwassergewinnung sowohl in Menge als auch in Qualität zu erwarten sind.