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Gesunde Ernährung ist nicht schwierig


Autor: Carmen Schmitt

Kitzingen, Mittwoch, 06. März 2013

Wer kocht eigentlich gesundes Essen, wer isst es und - schmeckt es überhaupt? Am Donnerstag - 07. März - ist Tag der gesunden Ernährung. Wir haben einen Produktionsbetrieb, eine Firma und eine Schule besucht und das Essen getestet.
Kochbesteck in der Küche der Mainfränkischen Werkstätten. Foto: Carmen Schmitt


Frischer Zitrusduft schwebt in dem gekachelten Raum. Die Damen in der Obstabteilung haben Orangen geschält. In der nächsten Abteilung beim Gemüse beißt sich scharfer Zwiebeldunst in die Augen. In den Produktionshallen der Albertshofer Töpfer GmbH wird Obst, Gemüse und Salat von geschulten Mitarbeitern geschnippelt, gehackt, gewaschen und verpackt. Und das bei steigender Nachfrage.

Nur frische Lebensmittel
Auch Jürgen Hautsch, Küchenleiter in der Zentralküche der Mainfränkischen Werkstätten, kauft frische Lebensmittel von dem Traditionsbetrieb. Etwa 4000 Portionen Mittagessen liefert der Betrieb jeden Tag in die Küchen und Kantinen von Kindergärten, Schulen und Firmen in Kitzingen und der Umgebung. Ihm ist wichtig zu wissen, woher die Lebensmittel kommen, die er mit seinem Team für die vielen Kinder, Schüler und Angestellten verarbeitet.

"Produkte aus der Region stehen ganz klar an erster Stelle", betont Jürgen Hautsch, "das erspart lange Transportwege und unterstützt außerdem die Arbeitsplätze in unserer Region." Bei der Qualität der Lebensmittel geht er auf Nummer sicher: "Lieber bezahle ich ein bisschen mehr und bekomme dafür ein vernünftiges Produkt", sagt der Küchenleiter.



Gewürfeltes Gemüse - frisch aus der Region
Für das 23-köpfige Küchenteam steht gerade die Vorbereitung von Lasagne auf dem Dienstplan, denn die soll es heute in der Mittelschule Kitzingen-Siedlung geben. Stephanie Schöppach steht am Herd und brät das Hackfleisch an. Sie hat die Haare nach hinten gebunden und trägt eine Kappe. Gewürfelte Möhren, Sellerie und Zwiebeln mengt sie unter das Fleisch. Es dampft.

"Wir verwenden keine Fertigsoßen und auch sonst nichts, was deklarationspflichtig ist", sagt der Küchenchef stolz, "selbst in unserer Gemüsebrühe sind keine Zusatzstoffe."

Das gefällt auch Friedrich Tasch, dem Rektor der Mittelschule Kitzingen-Siedlung. "Die Kinder brauchen mittags etwas Vernünftiges." Er sieht in dem Mittagessen in der Pause ein Gemeinschaftserlebnis. Es sei wichtig, dass die Schüler ihre Energiereserven auftanken. Sonst sei mit den Schülern nachmittags nicht mehr viel los, "die Leistung nimmt rapide ab", weiß der Rektor. In dem Ganztagskonzept der Schule ist das Mittagessen ganz selbstverständlich.

Rektor will nicht, dass Schüler Fast Food essen
Der Rektor könne aber niemanden zwingen, das Angebot der Schule zu nutzen. "Wer nicht zusammen mit den anderen essen will, bringt sich selbst etwas mit oder hat dann eben Hunger." Denn die Schüler dürfen das Schulgelände nicht verlassen. So kommen sie auch nicht in Versuchung, ihren Hunger kurzfristig mit Fast Food zu stillen. Dass Letzteres nicht besonders gesund ist, glaubt auch der 17-jährige Volkan Karaciger. Dem Neuntklässler schmeckt das Essen in der Schulmensa. "Aber wenn es mehr Fleisch geben würde, wäre es noch besser", sagt er.

Vorgaben des Ministeriums
Wie viel Fleisch, Fisch oder Nudeln auf dem Speiseplan der Mittelschüler steht, orientiert sich auch an den Vorgaben des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Bayern ist eine Initiative des Ministeriums und will helfen, das Essen in Schulen zu verbessern. Das Angebot der Kioske, Schülercafés und Mensen soll "gesundheitsförderlich, schmackhaft, akzeptiert sowie bezahlbar" sein. "Wir versuchen, den Preis für das Mittagsessen immer auf etwa drei Euro zu halten", sagt Friedrich Tasch. Doch auch die Optik sei ausschlaggebend dafür, ob das Essen bei den Schülern gut oder weniger gut ankommt. "Es ist enorm schwer zu planen, weil man nur schlecht abschätzen kann, wie die Kinder das Angebot nachfragen."

Dabei hat der Schulrektor schon gelernt, dass man mit der Ausschreibung "gesundes Essen" nicht sehr weit kommt. Die Eltern überzeugt das, die meisten Schüler verbinden mit dem Wörtchen "gesund" allerdings nichts Positives.

Bewusste Verbraucher
Die Geschäftsführerin der Töpfer GmbH, Miriam Weihprecht, spürt ein Umdenken bei den Verbrauchern. "Das Bewusstsein für die Ernährung stärkt sich zunehmend. Die jungen Leute wollen wissen, was wirklich drin steckt und wo die LebensmittDie Geschäftsführerin der Töpfer GmbH, Miriam Weihprecht, spürt ein Umdenken bei den Verbrauchern. "Das Bewusstsein für die Ernährung stärkt sich zunehmend. Die jungen Leute wollen wissen, was wirklich drin steckt und wo die Lebensmittel herkommen." Das ist in der Töpfer-Manufaktur glasklar: "Bei uns ist drinnen, was draufsteht", so ist die Firmenphilosophie. Die Industrie macht es den Verbrauchern nicht leicht, sich zu sensibilisieren. "Was aus dem Handel kommt, ist standardisiert. Ein Apfel verändert aber seinen Geschmack während des Reifeprozesses."

Das muss auch der Verbraucher schmecken können. Verlernen die Kinder das echte Schmecken?
"Man muss die Kinder wieder an frische Lebensmittel heranführen", empfiehlt Miriam Weihprecht. Verantwortlich dafür sieht sie neben den Eltern auch ihre Kundschaft: Kindergärten und Schulen, Krankenhäuser und Betriebskantinen. Mit den Verpflegungs-Programmen des Ministeriums für die Grundschulen sei man schon auf einem guten Weg.

Seit zwei bis drei Jahren spürt sie das auch in den Auftragsbüchern: Frisches ist wieder angesagt, die Dose ist out. Der Appell der Geschäftsfrau: "Regional und saisonal einkaufen und kochen." Regionale Produkte seien in jedem Fall ökologischer, denn: "Was ist an einem Bio-Apfel aus Ghana noch Bio?" Lebensmittel einkaufen, die gerade geerntet werden, also Saison haben, rät sie den Verbrauchern. "Bei allem anderen leidet der Geschmack", sagt Miriam Weihprecht.