Geplante Salatzucht: Trotz Infoabends bleiben viele skeptisch
Autor: Dominik Berthel
Wiesentheid, Freitag, 29. März 2019
Eine mögliche Salatzucht bei Wiesentheid erregt die Gemüter. Viele Bewohner lehnen das Projekt ab. Ein Infoabend hat Details des Projekts vorgestellt. Doch Fragen bleiben.
Wird es bald Wiesentheider Blattsalat in ganz Deutschland geben? Wenn es nach der Vision von Mark und Roy Delissen geht, dann schon. Die 46-jährigen Zwillingsbrüder aus dem niederländischen Beesel stellten am Mittwoch den Wiesentheider Bürgern ihr geplantes Großprojekt vor, welches auf 17 Hektar Ackerfläche von Paul Graf von Schönborn realisiert werden soll.
Salatzucht in klimatisierten Zellen, ohne Tageslicht im Etagenanbau. Was auf den ersten Blick etwas befremdlich wirkt, beweist sich bei genauem Hinsehen als moderner, nachhaltiger und Ressourcen schonender Salatanbau. In seiner knapp 20-minütigen Präsentation ging Geschäftsführer Mark Delissen detailliert auf die Aufzuchttechnik ein, die aktuell in Deutschland seines Gleichen sucht.
Salatpflanzen wachsen unter LED-Licht heran
In geschlossenen, klimatisierten Zellen beginnt der Anbau mit dem Keimen des Samens in einem fünf Quadratzentimeter großen Würfel Blumenerde. Angeordnet auf vielen Etagen übereinander und beschienen von extra entwickeltem LED-Licht, wachsen die Jungpflanzen 30 Tage, ehe sie in Gewächshäusern vollautomatisch ins mobile Rinnensystem auf einem Substrat eingebettet werden. Für die Bewässerung wird größtenteils Regenwasser im Kreislauf verwendet, das für den Einsatz an den Pflanzen immer wieder mit Nährstoffen aufbereitet wird; so gelangen keine Nährstoffe in die Umwelt und ins Grundwasser. Je nach Jahreszeit und Wärme kann der reife Salatkopf nach 60 bis 90 Tagen geerntet werden und kommt in den Handel der Discounter, jeden Tag frisch.
Die beiden Brüder betreiben mit ihrer Firma "Deliscious" seit 2012 eine Aufzucht (5,3 Hektar) im niederländischen Beesel, von der die Hälfte der Salaternte nach Deutschland exportiert – bei steigernder Nachfrage. Daher suchen Mark und Roy Delissen, die das Unternehmen ihrer Eltern weiterführen, nach einem günstigen Standort in Deutschland; mit Wiesentheid hätten sie einen gefunden. Die Lage quasi in der Mitte Deutschlands, mit direkter Anbindung an die Autobahn wäre nahezu ideal, um täglich frisch Salat in der ganzen Republik auszuliefern. Für Wiesentheid würde das maximal 25 bis 30 Lastwagen pro Tag bedeuten, sagte Mark Delissen.
Von Schönborn möchte andernorts Grund zukaufen
Durch eine Zeitungsannonce wurde der Wiesentheider Paul Graf von Schönborn auf die Idee der Delissen-Brüder aufmerksam. Er würde diesen gern sein Ackerland veräußern, da er selbst diese Fläche an anderer Stelle (Gut Wadenbrunn bei Kolitzheim) zukaufen möchte, um für seine Landwirtschaft, die er vor zwei Jahren auf ökologische Landwirtschaft umgestellt hat, größere zusammenhängende Flächen zu haben.
Die Salatzucht bei Wiesentheid hätte nach Fertigstellung auf knapp zehn Hektar Glasgewächshäuser, die nach außen abgedunkelt sein werden, um keinerlei Lichtverschmutzung zu verursachen. Für die Bewässerung wird das Regenwasser, das sich auf über 100 000 Quadratmetern Dachfläche sammelt, in rund 30 000 Kubikmeter fassenden Regenwasserspeichern aufbewahrt, worin laut den Betreibern die geringen Niederschläge in der Region Wiesentheid einkalkuliert sind. Die Wasserversorgung der Pflanzen wäre so mit bis zu 95 Prozent abgedeckt und das öffentlich Wassernetz oder eventuelle Brunnen würden nur sehr sporadisch benötigt werden.
Viele sehen keinen wirklichen Nutzen für die Heimat
Viele Wiesentheider stehen dem Projekt sehr skeptisch gegenüber, so auch die Mehrheit im vollbesetzten Pfarrheim. Sie haben große Bedenken wegen des Ortsbilds, der Wasserversorgung, der Verkehrsbelastung und einer möglichen Container-Wohnsiedlung am Aufzuchtbetrieb. Und sie sehen nicht wirklich einen Nutzen für ihre Heimat, lautete der Tenor der langen Diskussionsrunde im Anschluss an die Konzeptvorstellung.