Gemeinderat Obernbreit: Wohin geht es in Sachen Photovoltaik?
Autor: Robert Haaß
Obernbreit, Donnerstag, 17. März 2022
Montagabend im Stadtrat Marktbreit, Mittwochabend im Obernbreiter Gemeinderat: Freiflächenphotovoltaik ist in Ratssitzungen der Nachbarn das bestimmende Thema. In beiden Gemeinden geben sich mögliche Investoren die Klinke zur Bürgermeistertür in die Hand - aber es gibt einen deutlichen Unterschied.
Montagabend im Stadtrat Marktbreit, Mittwochabend im Obernbreiter Gemeinderat: Freiflächenphotovoltaik ist in Ratssitzungen der Nachbarn das bestimmende Thema. In beiden Gemeinden geben sich mögliche Investoren die Klinke zur Bürgermeistertür in die Hand - aber es gibt einen deutlichen Unterschied.
Denn schon seit Oktober 2020 gibt es im Obernbeiter Rat einen Grundsatzbeschluss, keine weiteren Photovoltaikanlagen in der Fläche zu zulassen. Um für künftige Entwicklungen gewappnet zu sein, beschloss das Gremium im Februar, sich eingehende Informationen zu holen. Am Mittwoch informierte Benjamin Geßlein, Kommunalberater des Energieversorgers ÜZ Mainfranken, über das Thema erneuerbare Energien und die Perspektiven für Obernbreit.
Rund eine Stunde lang machte Geßlein klar: "Wir sind nicht mehr an einem Punkt zu diskutieren, wir können nur noch den Schaden begrenzen." Denn die vergangenen fünf Jahre, alles Rekordjahre was Wärme betrifft, zeigen die Klimawandel deutlich. Strom werde der zentrale Energieträger der Zukunft. Freiflächenfotovoltaik sei in Bayern derzeit die einzig mögliche erneuerbare Energiequelle, da Windkraftanlagen durch die beschränkende 10H-Regelung kaum noch umsetzbar sind.
Goldgräberstimmung unter den Investoren
Um die für das Jahr 2040 festgelegten Ziele bei der Klimaneutralität zu erreichen, müssen pro Jahr durchschnittlich gut 200 Gigawatt Solarleistung erzeugt werden, der Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2018 lag bei gerade mal 1,8 Gigawatt.
Der gesunkene Preis und die stark erhöhte Effizienz für die Solarmodule sorgen derzeit für eine Goldgräberstimmung unter den Investoren, denn es ist möglich, Strom auch außerhalb er geförderten EEG-Gebiete, etwa entlang von Autobahnen, wirtschaftlich zu produzieren. Dafür ist eben Fläche nötig.
Im Gegensatz zur Windkraft hat bei der Sonnenenergie die Gemeinde die Planungshoheit. Deshalb sollte sich der Obernbreiter Rat klar machen, was er überhaupt wolle. Dem schließt sich die Suche nach einem sinnvollen Standort an, der unter anderem von der Bodenbonität, der Entfernung zum möglichen Einspeisepunkt und auch der Akzeptanz der Bürger abhängt. Einfluss nehmen kann die Kommune dann auch auf eine lokale Wertschöpfung beim Bau und möglicher Bürgerbeteiligung. Auch finanziell kann die Gemeinde gut partizipieren, nicht nur bei Gewerbesteuereinnahmen.
Flächenfraß durch Photovoltaik
Eine gute halbe Stunde diskutierten Räte und Zuschauer. Dabei wurde klar, dass die gut 125 Prozent Energiemenge, die in Obernbreit erzeugt werden, weit weg von einem "energieautonomen Dorf" sind, wie Bürgermeisterin Susanne Knof sagte. Denn diese Energie bezieht sich nur auf Strom, nicht aber auf Wärme und Mobilität. Ratsmitglied Otmar Faber fand "den Flächenfraß durch Photovoltaik bedenklich", im Rat keine Einzelmeinung. Die Bürgermeisterin machte deutlich, dass es nun am Gremium liege, wie weiter mit dem Thema umgegangen wird - die Beratung darüber folge in einer der nächsten Sitzungen.