Geldscheine können die Geschichte erzählen
Autor: Gerhard Bauer
Segnitz, Montag, 12. November 2012
Fünf Billiarden oder ein Rentenpfennig - so wie die Zeiten änderte sich auch das Geld. Eine Schau in Segnitz lässt auf vergangene Jahrzehnte zurückblicken.
Geld spielt im Leben von Norbert Bischoff eine ganz besondere Rolle. Über den täglich Gebrauch hinaus sammelt er historische Geldscheine, die er zu einer Ausstellung zusammenstellte und derzeit im Gemeindehaus in Segnitz zeigt.
"Geld hat jeder gern und diese historischen Scheine sind keinen Wertschwankungen mehr unterworfen", sagt Bischoff, der vor allem in Papierscheinen aus Notzeiten kleine Kunstwerke sieht, die auch Geschichte erzählen.
Aus Geldmangel begannen viele Städte und sogar Gemeinden in der Reichszeit damit, eigenes Geld zu drucken. Eine Herausforderung für manche Druckerei, die das Recht zum Gelddrucken bei der Kommune kaufte.
"Der Hintergrund war, dass es kein Geld gab", erzählt Bischoff.
Chronologie umfasst auch DDR
Er hat die Ausstellung ausgehend von der deutschen Reichsgründung 1871 bis zur Euro-Krise chronologisch zusammengestellt und zeigt rund 280 Geldscheine aus der Zeit der selbstständigen Länderbanken, der Rentenmark, der Reichsmark, Besatzungsgeld, Geldscheinen der Alliierten, der Bank deutscher Länder nach dem Krieg und schließlich der Bundesbank. Vertreten ist auch die Geldgeschichte der ehemaligen DDR.
Norbert Bischoff sammelt Geldscheine bereits seit rund 40 Jahren und hat dabei auch Raritäten auffinden können. Fündig wurde er immer wieder einmal auf Flohmärkten und auf Börsen.
"Der höchste Wert dieser Ausstellung stammt aus dem letzten Inflationsjahr 1924 und trägt den unvorstellbaren Aufdruck fünf Billionen Mark", sagt Bischoff und zeigt auf eine Besonderheit. Der kleinste Wert hingegen zeigt einen Reichspfennig.
Als Sammler ist Bischoff allerdings nicht bereit, große Beträge für seltene Geldscheine auszugeben, mögen sie auch noch so rar sein.
Der Auftakt zur Ausstellung "Von der Mark zum Euro" mit Geldscheinen aus drei Jahrhunderten fand am 11.11.2012 an einem denkwürdigen geschichtsträchtigen Datum statt. Pfarrer Matthias Wagner sieht in der Ausstellung auch eine Erinnerung an den vor 125 Jahren gegründeten Darlehenskassenverein Segnitz.
Das Christentum habe eine differenzierte Einstellung zu Geld.
Geld und Gut sei nicht als Selbstzweck zu sehen, aber als Mittel, um etwas in Bewegung zu setzen. Es gehe durch viele Hände, werde aber bisweilen auch unter der Matratze versteckt. Der Geistliche beschrieb Geld als Symbol für die Sorge des Menschen um eine sichere Zukunft. Hinter der Erkenntnis, in Geld zu schwimmen wie Dagobert oder nichts zu besitzen, seien immer wieder Lebensgeschichten zu finden.
Wagner würdigte den Vorschlag Bischoffs, den Erlös der Ausstellung für neue Gemeinderäume zur Verfügung zu stellen. Die Räume mit feuchten Wänden und unzureichenden sanitären Einrichtungen seien nur umständlich erreichbar.
Kleine Kunstwerke
"Bargeld spielt zwar immer weniger eine Rolle, doch diese kleinen Kunstwerke haben Zeitgeschichte geschrieben", lobte Franz-Josef Hartlieb, Prokurist der VR-Bank in Kitzingen die Ausstellung.
Die Präsentation stehe auch für 125 Jahre Raiffeisenbank Segnitz, die 1887 von 32 Bürgern als Darlehenskassenverein als Hilfe zur Selbsthilfe gegründet wurde. Schon in den sechziger Jahren sei über die Gründung größerer Einheiten nachgedacht worden. Marktsteft, Michelfeld und Segnitz schlossen sich zusammen, 1972 kamen Westheim und Iphofen hinzu, die Raiffeisenbank Kitzingen entstand. Sie schloss sich in den neunziger Jahren mit der Volksbank Kitzingen zur VR-Bank Kitzingen zusammen.
125 Jahre Darlehenskassenverein Segnitz sei zwei ein denkwürdiges Ereignis, doch sei die Volksbank mit 145 Jahren älter. Damit begründete Hartlieb, weshalb das Ereignis keine besondere Feier erfährt. Fest stehe jedoch, dass die Segnitzer Bürger die Bank entscheidend mitgeprägt haben. Für Umbau und Renovierung des Gemeindehauses kündigte Hartlieb eine Geldspende der VR-Bank an.
Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist an allen Sonntagen bis zum 2. Dezember jeweils von 14 Uhr bis 17 Uhr und an Donnerstagen von 18 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. bag