Geburtstagskind beschenkt krebskranke Kinder
Autor: Diana Fuchs
LKR Kitzingen, Dienstag, 26. November 2013
Er schenkt lieber statt beschenkt zu werden: Willi Stöcker und sein "ausgefallener" Geburtstag.
Bloß kein Brimborium! Und bitte kein Getue! Kurz vor seinem 60. Geburtstag war Willi Stöcker allein der Gedanke an ein großes Fest ein Graus. "Reden, die keiner hören will, und viel zu viel Essen, auf das keiner Hunger hat" - das ist gar nicht das Ding des Vermessungsobersekretärs.
Kurzerhand entschloss sich der Bullenheimer zu einem "ausgefallenen" Geburtstag: An Stelle einer Jubelfete für sich selbst wollte Stöcker anderen Menschen Grund zum Jubeln geben.
Also verteilte er Geschenke, statt selbst welche entgegenzunehmen: 500 Euro überreichte er an Angelika Müller aus Prichsenstadt, die zum Beirat der Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg e.V. gehört. Diese Elterninitiative kann zwar die Diagnose "Krebs" nicht ändern, aber das gesamte Umfeld der kranken Kinder in der Kinderkrebsstation Regenbogen der Uni-Klinik Würzburg positiv beeinflussen. Und zwar auf vielerlei Art.
Betroffene helfen Betroffenen
"Nicht nur das Kind ist krank, die ganze Familie leidet mit", weiß die Prichsenstädterin Angelika Müller aus Erfahrung. Sie selbst hat bei ihrem erstgeborenen Sohn erlebt, wie ein bösartiger Tumor das Familienleben aus den Angeln hebt. Florian war gerade mal viereinhalb Jahre, als die niederschmetternde Diagnose kam.
Es folgten viele Monate voller Höhen und Tiefen, voller Hoffen und Bangen. Heute ist der älteste von Müllers vier Söhnen erwachsen und hat selbst schon zwei Kinder. "Ich war und bin voller Dankbarkeit, dass wir den Florian haben behalten dürfen", sagt Angelika Müller heute. Nicht bei allen Familien gab es ein Happy End.
"Das, was man in der Zeit der Krankheit erlebt, lässt einen nie mehr los", weiß die Prichsen städterin. Zusammen mit vielen anderen Müttern und Vätern engagiert sie sich in der Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder. Unter dem Motto "Betroffene helfen Betroffenen" ermöglicht die Initiative zum Beispiel eine familiengerechte Ausstattung der Kinderkrebsstation "Regenbogen", die psychosoziale Betreuung der ganzen Familie während und nach der Therapie sowie Hilfen für verwaiste Eltern.
Die Gruppierung stellt auch mehrere Elternwohnungen zur Verfügung - als Übernachtungsmöglichkeit für Angehörige des kranken Kindes - und unterstützt die Forschung sowie das Kinder-Stammzell-Therapiezentrum in Würzburg, das eine zusätzliche Heilungs-Chance für die Kinder bietet. "Wir finanzieren auch ambulante Kinderkrankenschwestern und gegebenenfalls Arztstellen, wenn dadurch die Konstanz der Behandlung gewährleistet wird", erklärt Angelika Müller.
"Wir sind sehr dankbar und empfinden es als großes Glück, wenn Menschen unser ehrenamtliches Engagement unterstützen. Denn unsere Ausgaben finanzieren wir nur über Spendengelder." Besonders schön sei es, dass manche Menschen die Initiative über einen langen Zeitraum fördern: "Da geht einem das Herz auf."
Auch Willi Stöcker hat schon einmal - vor zehn Jahren - sozusagen den Regenbogen zum Leuchten gebracht. Deshalb war es für ihn keine Frage, wer sein "Geburtstagsgeld" erhalten sollte - "obwohl es auf jeden Fall auch viele andere Organisationen gibt, die es verdient hätten".
Am liebsten würde der dreifache Familienvater deshalb auch andere Menschen zu einem "ausgefallenen" Geburtstag animieren. "Es gibt so viel Not auf der Welt und auch in Deutschland, gleich um die Ecke."
INFO:
Krebskranke Kinder
Kinder: 90 bis 100 Kinder werden innerhalb eines Jahres als Neuerkrankte in der Kinderkrebsstation "Regenbogen" der Universitätskinderklinik Würzburg aufgenommen.
Elterninitiative: Den schwierigen Weg durch die Therapie macht die Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg e.V. durch vielfältige medizinische und menschliche Hilfe leichter.
Infos: www.stationregenbogen.de; Mail: initiative.regenbogen@t-online.de: Telefon 0931/ 2994244 ldk