Game of Drones
Autor: Diana Fuchs
Castell, Donnerstag, 13. Sept. 2018
Wer fliegen will, ohne dabei in die Luft zu gehen, der ist bei den Drone-Racern richtig. Moderne Videotechnik sorgt für rasanten Spaß.
Echt crazy! Da sitzen große Männer auf kleinen Campingstühlen in einer Reihe nebeneinander, alle tragen Riesenbrillen. An deren Seiten ragen dünne Antennen senkrecht in die Luft. Die Köpfe bewegen sich im Rhythmus eines Summgeräuschs. Es klingt, als greife ein Schwarm Hornissen an. Einer der Brillenmänner beißt sich auf die Lippe, ein anderer redet kryptisches Zeug: "Schöne Schraube. Ahhh! Crash! Walk of Shame!". Wird hier eine neue Folge von Star-Trek gedreht?
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Wahrscheinlich hätten die Jungs nichts dagegen. Die meisten von ihnen mögen den Science-Fiction-Dauerbrenner. Bei den Abenteuern im All geht es ja auch um Technik, Effekte und physikalische Phänomene. Tore zu fremden Welten gibt es auf dem Sportplatz, auf dem die Männer sich befinden, zwar nicht zu durchqueren, aber auch hier warten "Gates" zum Durchfliegen. Und Gänsehautgarantie.
Drone-Racing ist ein junger Sport. Erst vor zirka vier Jahren war die Technik so weit ausgereift, dass man ferngesteuerte Flugroboter durch Hindernisse lotsen konnte - versehen mit kleinen Kameras, die das Bild vom Flieger direkt in eine Brille übertragen. Der Pilot lenkt seine Drohne, Copter genannt, via Funksteuerung und Video-Brille durch einen abgesteckten Parcours, den Race-Track.
"Es gibt auch Leute, die unpassende Strecken wählen, durch belebte Parks zum Beispiel. Das tun wir nicht. Wir wollen niemanden erschrecken", erklärt Stefan Hartung. Der 37-jährige Industriemeister Metall hat früher Modellautos gebaut und kam vor zweieinhalb Jahren durch seinen Chef, einen Copter-Piloten, zum Drone-Racing. "Über eBay-Kleinanzeigen entstand Kontakt zu Gleichgesinnten."
Aktuell treffen sich etwa ein Dutzend fränkische Drone-Racer regelmäßig. Besonders gern fliegen sie auf dem Sportplatz in Castell, nahe dem Drei-Franken-Eck. Hier sind sie Mitglied im örtlichen TSV. Mit rot-weißen Toren und Stangen verwandeln sie das Fußballfeld in einen dreidimensionalen Race-Track. Unter anderen gibt es einen "Power Loop" für schnelle Luftschrauben und ein "Gravity-Gate": Wenn man Letzteres durchfliegt, nutzt man im Sinkflug die Schwerkraft.
"Wie ein Vogel fühlt man sich", sagt Stephan Weigelt aus Kürnach bei Würzburg. Der 45-Jährige ist Mathe- und Physiklehrer. Früher fuhr er Autorennen. "Dann stand die Familie im Vordergrund und das Hobby sollte ein bisschen ungefährlicher werden."
Die Drone-Racer aus Mainfranken rücken zum Flugtag in Castell nicht nur mit Koffern voller Ersatzakkus, Motoren, Propeller und Mini-Schraubendreher an, sondern stets auch mit Grillgut und Getränken. "Wir sitzen zusammen, fachsimpeln über den richtigen Kamerawinkel oder die Vor- und Nachteile von Quadro- und Hexacoptern, also vier- und sechsmotorigen Coptern", beschreibt IT-Spezialist Benny Koos die Treffen.