Druckartikel: Frühstück: Toilettentagebuch für Trucker

Frühstück: Toilettentagebuch für Trucker


Autor: Von Elmar Hochholzer red.kitzingen@mainpost.de

, Dienstag, 01. Januar 2013

Ach, wie wird das neue Jahr doch schön. Manche werden es angeblich sogar positiv im Geldbeutel spüren, versprachen Politiker. Vor lauter Wohlgefühl geht eine andere Nachricht fast unter: Sie betrifft eine Berufsgruppe von 1,5 Millionen Personen – den deutschen Trucker.


Ach, wie wird das neue Jahr doch schön. Manche werden es angeblich sogar positiv im Geldbeutel spüren, versprachen Politiker. Vor lauter Wohlgefühl geht eine andere Nachricht fast unter: Sie betrifft eine Berufsgruppe von 1,5 Millionen Personen – den deutschen Trucker. Er wird bewundert, weil ihn weder stundenlange Staus noch endlose Warterei beim Entladen erschüttern können, aber auch gehasst, wenn er auf den Highways der Republik zum Überholen ansetzt.

Glaubt man Gunter Gabriel, dem Patron der Dieselknechte, dann geht's dem Mann im 40-Tonner bestens: „Hinterm Lenker auf der Piste fühlt er sich wohl, er hört meistens Country Music, manchmal Rock 'n' Roll, das turnt ihn richtig an und gibt ihm die Kraft, dass er, ohne viel zu schlafen, auch die längsten Touren schafft.“

Doch das bisschen Schlaf könnte ihm neuerdings eine Anordnung des Bundesfinanzministeriums rauben. Sie legt auf zwei Seiten fest, wie die Asphalt-Cowboys die Kosten für Toilettengänge und das Duschen steuerlich anzusetzen haben. Eine einfache Schätzung über die Dauer dieser Hygienemaßnahmen tut es nicht mehr. In einer Art Toilettenfahrtenbuch müssen sie exakt die Klo- und Duschgewohnheiten nachweisen, möglichst mit Belegen. Daraus ermittelt dann das Finanzamt einen Durchschnittswert für die täglichen Bedürfnisse.

Aber wehe, wenn sie einen Rasthof ansteuern. Die dafür fällige Standgebühr enthält oft einen Essensgutschein. Will ein Trucker nun zumindest jenen Teil des Geldes, der nicht für das Essen anfällt, steuerlich geltend machen, dann muss er halt neben dem Toilettentagebuch auch ein Schnitzelprotokollbuch mit genauen Belegen führen. So einfach geht das. Da sage mal einer, im Finanzministerium säßen keine kreativen Köpfe.