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Friedrich Düll aus Krautheim bleibt Brauer-Präsident


Autor: Peter Pfannes

Krautheim, Freitag, 24. Mai 2013

Der Krautheimer Friedrich Düll bleibt weitere drei Jahre Präsident des Bayerischen Brauerbundes. Wie in seiner eigenen Brauerei setzt er dabei auf Teamarbeit: "Nur gemeinsam erreichen wir etwas", sagt der 49-Jährige.
Friedrich Düll zapft aus dem 148 Hektoliter großen Lagertank ein frisches Pils. Fotos: Peter Pfannes


In seiner Freizeit auf dem Motorrad durch die Gegend zu gleiten, ist für Friedrich Düll schon immer das Höchste der Gefühle. Auf seiner 1200er Laverda genießt er die Freiheit unter freiem Himmel und kann sich vom Berufsalltag so richtig erholen. Das Hobby des Brauereichefs aus Krautheim kommt allerdings seit zwei Jahren etwas zu kurz.

Seit seiner Wahl zum Präsidenten des Bayerischen Brauerbundes vor zwei Jahren müsste der Tag eigentlich mehr als 24 Stunden haben, damit er den Kickstarter seiner Maschine wieder einmal betätigen kann.

Aufgrund vieler Termine in seinem Ehrenamt muss er auf seine Lieblingsbeschäftigung zurzeit verzichten. Und nach seiner Wiederwahl am 14. Mai im Münchner Hofbräukeller wird sich an der Zeitknappheit die nächsten drei Jahre auch nicht viel ändern.

"Wichtig für mich ist es momentan, dass ich noch Zeit für meine Familie und die eigene Brauerei habe", sagt Düll und schmunzelt dabei.

Im Gespräch merkt man dem Brauereiinhaber deutlich an, dass er viel Spaß an seinem Präsidentenamt hat. 20 Arbeitstage pro Jahr ist er für den Bayerischen Brauerbund unterwegs gewesen - in Bayern, in Deutschland und in Europa. Dass   ihm  mehrmals   täglich E-Mails in Sachen Bierwirtschaft auf den Bildschirm in seinem Krautheimer Büro flattern, versteht sich von selbst.

2011 erstmals gewählt

Friedrich Düll setzt grundsätzlich auf Kontinuität. Deshalb war es für ihn auch eine Selbstverständlichkeit, das Amt des Bierpräsidenten eine weitere Periode auszufüllen. 2011 hatte der 49-jährige Unterfranke in der Delegiertenversammlung des 1880 gegründeten Verbandes die Nachfolge des Allgäuers Michael Weiß angetreten, der zehn Jahre an der Spitze der Standes- und Interessenvertretung der bayerischen Brauwirtschaft stand. Bei den jüngsten Neuwahlen im Mai wählten erstmals nicht die Delegierten, sondern Mitglieder des Brauerbundes ihren Verbandspräsidenten.

Düll sieht sich als demokratischer Teamplayer im Brauerbund. "Wir erreichen nur gemeinsam etwas", erklärt er. Erst kürzlich trafen sich einige Brauereibesitzer gemeinsam mit Bayerns Umwelt- und Gesundheitsminister Dr. Marcel Huber in    Dülls  kleiner   Brauerei, um aktuelle Themen zu beleuchten. "Was da intern besprochen wird, darf natürlich nicht gleich in die Medien", hüllt Düll die Ergebnisse des Treffens in einen Mantel des Schweigens. "Es war halt ein offenes Gespräch hinter verschlossenen Türen", schildert der Brauerpräsident mit einem Lächeln im Gesicht.

Kontakt zur EU ist wichtig

Weil die meisten Brauer-Treffen im Südbayerischen stattfinden, ist Düll viel mit dem Auto unterwegs. Sitzungen des Brauerbundes, Deutscher Brauertag, brauwirtschaftliche Tagungen und Fachmessen halten den Brauereichef das ganze Jahr über auf Trab. Präsident zu sein hat aber auch seine guten Seiten. "Ich werde schon öfter einmal auf ganz tolle Veranstaltungen eingeladen", erzählt der dreifache Familienvater. Highlights seien der Salvator-Anstich, der Maibock-Anstich im Hofbräuhaus, die Wahl der Bayerischen Bierkönigin und das Maifest im Augustinerkeller.

Zuletzt war Düll mit einer bayerischen Brauerdelegation gemeinsam mit Vertretern der bayerischen Milchwirtschaft in Brüssel, um verschiedene Themen mit den Kommissaren der Europäischen Union zu besprechen und die Kontakte zu pflegen. "Ich finde es ganz wichtig, dass man von Seiten der EU rechtzeitig Informationen über bestimmte Entwicklungen bekommt, um regional reagieren zu können", erklärt Düll.

Seit über 20 Jahren Brauereichef

Dass er all diese Termine und den heimischen Berufsalltag gut wegsteckt, liegt wohl auch an der Tatsache, dass das Bier und das Brauereiwesen nicht nur Job, sondern auch ein Hobby des Präsidenten sind. Er liebt seinen Beruf und er lebt ihn augenscheinlich. 1991 übernahm er die Traditionsbrauerei in Krautheim von seinem Vater. Mit der Übernahme der Brauerei konnte der Diplom-Brauingenieur seine Ziele in Angriff nehmen und seine individuellen Brauerkonzepte verwirklichen. Mittlerweile blickt er auf eine mehr als 20-jährige erfolgreiche Tätigkeit als Brauereichef zurück.

Die Familie packt mit an

Dass seine Familie nicht zu sehr unter den ehrenamtlichen Tätigkeiten leidet, liegt wohl auch daran, dass seine drei Kinder mittlerweile Erwachsenenalter erreicht haben und schon fest mit anpacken. "Meine Kinder haben einen hohen Grad an Selbstständigkeit erreicht. Vor zehn Jahren hätte ich nicht Präsident werden können." Und Ehefrau Martina hält ihrem Mann zuhause in der Gastwirtschaft den Rücken frei, wenn er sich wieder einmal auf Präsidentenreise befindet.

Als waschechter Franke Präsident des Bayerischen Brauerbundes zu sein, stellt für Düll kein Problem dar. "Obwohl das Bier in Oberbayern eine deutlich höhere Rolle spielt als bei uns in Franken", sagt er. Düll meint damit, dass das Bier in südlichen Regionen weniger vom Wirtschaftsfaktor her als vielmehr von den Emotionen der Menschen mehr Gewicht habe. Die Nähe der Brauer in Oberbayern "zur Politik" ist nach seiner Ansicht von Vorteil. "Wir sind halt 260 Kilometer von München weg."

Der Brauereibundchef hat ein großes Ziel, das weder allein in Süd- noch in Nordbayern zu lösen ist: "Das Bier muss wieder die Wertigkeit als Lebensmittel bekommen, die es verdient." Nur gemeinsam sei dies zu schaffen. Bestimmtes Aktionsverhalten wie Billigpreise des Handels und verschiedener Brauereien sei der falsche Weg. "Bierpreise wie vor 20 Jahren? Das darf nicht sein." Bayerisches Bier sei ein bedeutender Mythos auf der ganzen Welt. "Und Franken hat die größte Brauereidichte auf dem Globus", schwärmt Düll von seiner Heimat und der heimischen Brauwirtschaft.

Große Tour in drei Jahren

Während Düll an die Entwicklungen auf dem Brauereisektor denkt, hat er immer seinen 85 PS starken Zweirad-Boliden im Hinterkopf, der momentan "im Stall" steht und nur darauf wartet, wieder einmal ausgeritten zu werden. Seit drei Jahren will er mit seinen Freunden einen Ausflug in die Karpaten in Rumänien unternehmen. Bisher war dafür keine Zeit. "In drei Jahren ist es soweit. Dann werde ich das alles nachholen", denkt Düll schon voller Erwarten an die Zeit, wenn er nicht mehr die bayerische Bierkrone auf seinem Haupt trägt.