Franz Böhm - ein bewegter Mann
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Montag, 27. Mai 2013
Er mag trockenen Silvaner und Urlaub in einer kanadischen Holzhütte. Franz Böhm, der am Montag 70. Geburtstag feiert, ist seit 35 Jahren Stadtrat. Er weiß: Im Vergleich zu mancher Sitzung ist Kamelreiten ein Kinderspiel.
Lebensklug ist er. Und zuverlässig. Er kann austeilen, aber auch einstecken. Oft erhellt ein spitzbübisches Grinsen sein rundes Gesicht. Es ist ebenso sein Markenzeichen wie das "XL" auf dem Nummernschild der zitrusgelben Limousine. Franz Böhm macht heute seine ersten sieben Lebensjahrzehnte voll. Die Hälfte davon ist er als Stadtrat unterwegs, zwei Legislaturperioden als stellvertretender Oberbürgermeister. Vier Rathaus-Chefs hat er erlebt, manch' gute, aber auch manch' üble Ratsentscheidung. Franz Böhm hat in Kitzingen einiges bewegt - und ist dabei immer "der Fränz" geblieben.
Was war das Beste, was Ihnen in 70 Lebensjahren widerfahren ist?
Franz Böhm: Das Beste? (lacht) 1963 hab' ich auf gut Fränkisch einen Saudussel gehabt. Da hab' ich im August meine Doris kennen gelernt. Im Mai 1967 haben wir geheiratet.
Da steht ja in vier Jahren die Goldhochzeit an.
Ja! Dabei ist's mit mir gar nicht so einfach. Ich bin zwar nicht bösartig, aber bestimmt.
Und manchmal ein Hitzkopf?
Na ja, dazu sag ich jetzt mal nichts (grinst). Wenn ich mich beschreiben muss, dann so: Ich bin ein modern-konservativer Mensch.
Haben Sie es je bereut, aus der CSU ausgetreten zu sein?
Ich bin ja nur aus der CSU-Fraktion ausgetreten, mein Parteibuch habe ich behalten. Es ging damals nicht anders, die Vertrauensbasis war zerstört. (Kurz nach der Kommunalwahl 2008 verließen Franz Böhm und Hans Schardt die CSU-Fraktion und gründeten "ProKitzingen", Anm. d. Red.) Bereut habe ich den Austritt nur insofern, als wir jetzt - zu zweit als ProKT - keine Chance haben, Mehrheiten zu bekommen.
Wie kommt man mit 34 zum Hobby Lokalpolitik?
Die Stadtpolitik hat mich schon immer interessiert. Neun Monate nach der Kommunalwahl haben sie mich zum Fraktionsvorsitzenden der CSU gemacht. Erst wollte ich gar nicht. Aber dann hatte ich das Amt
17 Jahre lang.
Was war der Reiz daran?
Es hat einfach Freude gemacht, es war eine ganz andere Zeit. Der Stadtrat war nicht so zersplittert wie heute. Es gab ja noch keine ödp, keine KIK, keine UsW. Wir haben Mehrheiten gesucht und gefunden. Es hat sich was bewegt.
Und der Zusammenhalt?
Auch wenn man einander in der Sitzung angegangen ist, hat man danach gemeinsam noch einen getrunken. Das ging bis in Dr. Rumpels Zeiten so. Heute hat man nach der Sitzung eher Fluchtgedanken.
Würden Sie im Stadtrat alles wieder genauso machen?
Erst im Nachhinein wird einem klar, was man hätte anders machen sollen. Leider kann man die Zeit nicht kurz vordrehen und gucken, was das Beste wäre.
Wenn das ginge: Bei welchem Projekt wäre dann wohl alles anders gelaufen?
Zum Beispiel beim Yachthafen.Was wäre das herrlich, wenn wir den jetzt hätten! Ich habe damals zwar dafür gestimmt, die Mehrheit aber war dagegen.
Der Yachthafen sollte in den 90er Jahren nördlich der Konrad-Adenauer-Brücke gebaut werden...
... und ein Investor hätte ihn finanziert - plus Veranstaltungshalle mit 600 Plätzen! Aus heutiger Sicht ist es unglaublich, dass so ein Angebot abgelehnt wurde. Wahrscheinlich lag es daran, dass "Yachthafen" zu großspurig klingt. Wir hätten besser von einer Anlegestelle mit Bewirtung sprechen sollen.
Apropos sprechen: Der Ton im Stadtrat ist oft alles andere als harmonisch. Haben Sie - nach 35 Jahren Erfahrung - noch Hoffnung auf ein richtig gutes, konstruktives Miteinander?
Ganz ehrlich: Da dürften drei, vier Leute nicht mehr ins Gremium reingewählt werden, dann ginge das. Es wäre zu schön, wenn sich eine stabile "Mehrheit der Vernunft" bilden würde, die bei wichtigen Entwicklungen grundsätzlich zusammensteht. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Werden Sie selbst wieder für den Stadtrat kandidieren?
Ja. Es wird eine ProKitzingen-Liste geben - die 30 Leute dafür kriegen wir locker zusammen. Hans Schardt und ich möchten außerdem den Verein ProKitzingen gründen. Als stärkere Basis, sozusagen.
Von wegen ruhiges Rentnerleben...
Einfach nur daheim sitzen, das ist nicht meins. Ich will meine Zeit nutzen - für mehr Grün in der Stadt oder eben auch für die politische Arbeit. Es muss sich doch was bewegen. Genügend Zeit für einen guten Tropfen Silvaner habe ich immer noch. Mir geht es viel besser als vor 20, 30 Jahren. Ich bin trotz aller Dramatik unterm Strich sehr zufrieden mit meinem Leben.
In Mainz geboren, kam Franz Böhm mit zwei Jahren nach Kitzingen. Sein Vater (Bild rechts), ein Dettelbacher, baute hier eine Spedition auf, in die Franz Böhm nach seiner Ausbildung zum Speditionskaufmann einstieg. Die Unternehmerzeit endete in den 90ern mit der Insolvenz der Firma.
Schon lange vorher hatte Franz Böhms politische Karriere begonnen. Seit 1978 sitzt er im Stadtrat, 17 Jahre lang führte er die CSU-Fraktion. Zwölf Jahre (bis 2008) war er Stellvertreter des Oberbürgermeisters und engagierte sich besonders für die Städtepartnerschaften. 2008 gründete der amtierende Umweltreferent mit Hans Schardt eine eigene Ratsgruppe: ProKT.
Franz Böhm ist seit 46 Jahren mit Doris Böhm verheiratet, die beiden haben zwei Töchter,
einen Sohn und derzeit
drei Enkelinnen.
Wer will gratulieren?
Zu Franz Böhms 70. Geburtstag (27. Mai) bittet die Stadt von 10 bis 11 Uhr geladene Gäste in den historischen Sitzungssaal. Von 11 bis 13 schließt sich ein privater Empfang an. "Ich freue mich über jeden, der mir gratulieren will!" Geschenke wünscht er sich nicht, höchstens eine Spende an den katholischen oder evangelischen Kindergarten:
- St. Elisabethenverein, Kindergarten St. Elisabeth, Sparkasse Mainfranken BLZ 790 500 00, Konto 45 103 488;
- oder : Gabenkasse der Stadt, evang. Dekanat, Sparkasse Mainfranken BLZ 790 500 00, Konto 25 916 .