Frank Hofmann im Ruhestand: Mit dem E-Bike durch Toskana-Franken
Autor: Frank Weichhan
Volkach, Freitag, 15. Mai 2020
Freitags-Fragen: Seit 45 Jahren ist er in der SPD, 1994 wurde er für 19 Jahre Bundestagsabgeordneter. Der Volkacher Frank Hofmann zieht Bilanz einer bemerkenswerten Karriere.
Frank Hofmann war 19 Jahre lang für seinen Wahlkreis Kitzingen/Schweinfurt Abgeordneter im Bundestag. Zuletzt saß der 1949 in Schweinfurt geborene SPD-Mann noch im Kreistag, seit dessen Neuwahl hat sich der Volkacher nun endgültig aus der Politik verabschiedet. Eine Bilanz.
Frank Hofmann: Das war keine Spontanentscheidung. Bereits zehn Jahre früher, mit 16, habe ich mich für Politik interessiert. Das Erstarken der NPD in den 60er Jahren, der Atomkraftwerksbau im Grafenrheinfeld, die soziale Ungerechtigkeiten in Deutschland und in den Entwicklungsländen waren mir die wichtigen Themen. Dann kam der Anstoß 1975 durch meinen Nachbarn Wolfgang Härtel, der damals SPD-Ortsvereinsvorsitzender und Stadtrat in Volkach war.
Sie waren früher beim Bundeskriminalamt - was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie nicht Bundestagsabgeordneter geworden wären?Hofmann: Diese Frage kann ich nicht beantworten. Aber vielleicht gibt folgendes eine Einschätzung. Mit dem späteren Polizeipräsidenten von Unterfranken bildete ich eine Fahrgemeinschaft für ein Jahr. Jeden Sonntag 400 Kilometer nach Münster-Hiltrup und Freitag zurück nach Würzburg. Das verbindet. Bei meiner Ausbildung zum höheren Polizeivollzugsdienst traf ich auch auf Jörg Ziercke, den späteren BKA-Präsidenten. Diese Vernetzungen habe ich nutzen können, um Otto Schily auf sein Amt als Bundesinnenminister vorbereiten zu können.
Hofmann: Ich hatte bereits Kontakte zur SPD-Bundestagsfraktion und wurde als Sachverständiger für Kriminalstatistiken geladen. Für die bayerische SPD-Landtagsfraktion hatte ich maßgeblich ein Wahlprogramm für die Innere Sicherheit entworfen. Vom SPD-Kreisverband Kitzingen wurde ich gefragt, ob ich mir so eine Kandidatur zutraue. In Bayern kommt man als SPDler über die Parteiliste in den Bundestag, direkt gewählt wird in der Regel der CSU-Kandidat, in Schweinfurt/Kitzingen also Michael Glos. Ich erkämpfte mir im Dezember 1993 den Platz 27 gegen zwei weitere Mitbewerber. Das brachte mich 1994 in den Bundestag.
Hofmann: Jede Menge Sitzfleisch. Ein selektives Gedächtnis ist ebenfalls gut, man darf sich nicht jede Kritik zu Herzen nehmen. Und ein Saumagen ist wichtig Es gibt keine geregelten Pausen. Alles andere als gesund.
Worauf blicken Sie am liebsten zurück?Hofmann: 1998 war ich Schriftführer im Deutschen Bundestag. Bei der Wahl des Bundeskanzlers rufen die Schriftführer die Abgeordneten zur geheimen Wahl des Bundeskanzlers auf. Wie es der Zufall wollte, rief ich Gerhard Schröder zur Stimmabgabe auf, der dann auch Bundeskanzler wurde.
Die eindrucksvollste Begegnung in dieser Zeit?Hofmann: Ein Flug nach Griechenland mit dem Verfassungsrichter Winfried Hassemer als Nachbar. Unser Thema: Darf der Verteidigungsminister den Abschuss eines Flugzeuges anordnen, um Tausende von Menschenleben zum retten? Bewegt hat mich auch ein Besuch auf einem deutsch-russischen Soldatenfriedhof in Russland.