Fränkischer Wein soll auf der Zugspitze reifen
Autor: Peter Pfannes
Zeilitzheim, Donnerstag, 28. Februar 2013
Was macht ein Müller-Thurgau auf der Zugspitze? Fränkische Winzer wollen es herausfinden.
Experimentell und innovativ ist die Winzergruppe "der franke" in das neue Jahr gestartet. Weil die fränkischen Winzer heuer "100 Jahre Müller-Thurgau in Franken" feiern, hat sich die Gruppe etwas ganz Besonderes einfallen lassen.
Im vergangenen Herbst haben sie einen Spitzenwein der Sorte Müller-Thurgau in ihre Keller gebracht. Dieser Wein wird am 20. März in einem Holzfass aus fränkischer Eiche auf eine außergewöhnliche Reise gehen. Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, soll der Wein reifen. Entstanden war die Idee - wie sollte es anders sein - beim Skifahren.
Beim Abfüllen des Fasses am Donnerstag im Weingut Mößlein in Zeilitzheim war Frankens Weinkönigin Melanie Dietrich begeistert: "Wenn das Weinfass auf der Zugspitze ankommt, dann bedeutet das für mich Faszination pur". 100 Tage wird das Fass mit dem edlen fränkischen Inhalt auf 2 962 Meter Höhe verbringen.
Der Sprecher der Winzervereinigung, Martin Mößlein, erinnerte, dass man mit dem "Zugspitzenwein" absolutes Neuland betrete. Die Winzer seien sich auch noch nicht ganz sicher, was in dieser Höhe alles mit dem Wein passieren wird. "Anlässlich des Jubiläums wollten wir mit der Sorte Müller-Thurgau einmal etwas ganz Neues ausprobieren", erklärte er. "Für das Jubiläum haben wir im vergangenen Jahr vollreife Trauben geerntet und damit die Basis für einen hochkarätigen Spitzenwein geschaffen."
Flüchtig Aromen
Der Weingenuss in einer Höhe von 3 000 Meter Höhe sei ein anderer als im Weinbaugebiet Franken bei etwa 200 Meter Höhe. Die Flüchtigkeit der Aromastoffe verhalte sich ganz anders, das gesamte Geschmacksbild sei ein anderes. "Es ist nahe liegend, dass sich auch der Wein bei seiner Reife anders verhalten wird. Ganz sicher wird der Luftdruck einen großen Einfluss auf die Reifung haben", meinte Mößlein. Seine Vermutung: Die Selbstklärung des Weines und seine weitere Entwicklung werden deutlich langsamer von statten gehen. Die Zersetzung der Hefe wird eine andere sein.
Im Weinkeller seines Weinguts wird parallel zum "Zugspitzenwein" ein Barrique-Fass mit dem gleichen Müller-Thurgau für den sensorischen Vergleich verbleiben.
Weinbaupräsident Artur Steinmann bezeichnete den Vorstoß der Winzervereinigung als großartige Idee. "Der Müller Thurgau kommt aus der Talsohle heraus und bekommt Horizont", so Steinmann.
Wenn am 20. März das Fass mit Müller-Thurgau mit der Zugspitzbahn auf den Berg gebracht wird, dann will auch Weinkönigin Melanie dabei sein. Mit der Bayerischen Zugspitzbahn haben die Winzer von "der franke" einen zuverlässigen Partner für die Umsetzung des Projektes gefunden. "Ich bin schon gespannt, was uns da später erwartet und wie sich der Wein in dieser Höhe entwickelt", meinte die Weinhoheit.