Firmen müssen neue Wege gehen
Autor: Sabine Paulus
Kitzingen, Donnerstag, 11. April 2013
Wirtschaftskrisen gehen auch an Mainfranken nicht spurlos vorüber. Radu Ferendino, Geschäftsführer des IHK-Gremial ausschusses Kitzingen, hat sich Gedanken gemacht, wie sich die Region wirtschaftlich gut aufstellen kann. Ein Gespräch mit Redakteurin Sabine Paulus.
Für welche Branchen sehen Sie die Zukunft (die nächsten fünf bis zehn Jahre) besonders positiv? Warum?
Radu Ferendino: Heute kann man in jeder Branche erfolgreich sein. Entscheidend ist weniger die Branche, sondern vielmehr die Position, die ein Unternehmen sich im Markt erarbeitet hat. So, wie es vor Ort sehr erfolgreiche Gastronomen gibt und weniger erfolgreiche, so geht es auch einem Händler, einem Dienstleister oder einem Industriebetrieb in seinem Marktumfeld. Auffällig ist jedoch, dass wir in der Region mit einer Exportquote von rund 45 Prozent fast die Hälfte unserer Umsätze und unseres Wohlstandes dem Geschäft mit dem Ausland verdanken. Das ist umgekehrt gesehen zwar auch eine Abhängigkeit. Wir haben das in der zurückliegenden Wirtschaftskrise gesehen.
Welche Branchen werden in der Zukunft Probleme bekommen? Warum?
Deutsche und mainfränkische Unternehmen sind vor allem deshalb auf dem Markt - auch auf dem Weltmarkt - erfolgreich, weil sie offen gegenüber Innovationen sind. Unser Rohstoff heißt Wissen! Wer sich mit einem Wissensvorsprung oder einer neuen, guten Idee in den Wettbewerb begibt, der ist meist belohnt worden. Deswegen sind unsere regionalen Einrichtungen der Wissensvermittlung wie Schulen, Akademien, Hochschulen und des Wissenstransfers aus der Forschung heraus auch so wichtig. Oder anders formuliert: Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit, branchenunabhängig.
Welche wirtschaftspolitischen Probleme gibt es speziell im Geschäftsbereich der IHK Würzburg-Schweinfurt beziehungsweise im Landkreis Kitzingen?
Wir haben in der Region einerseits natürlich die gleichen Probleme, wie sie alle Unternehmen in Deutschland haben. Über eine überbordende Bürokratie klagen Unternehmen von Garmisch bis Flensburg, das ist auch in Würzburg, Schweinfurt oder Kitzingen nicht anders. Und dass unser Steuersystem seit fünf Jahrzehnten grundlegend reformiert gehört, aber es keine Regierung wirklich geschafft hat, ist auch eine Tatsache. Denken Sie nur einmal an die Mehrwertsteuerthematik mit den Kapriolen um die reduzierten Mehrwertsteuersätze. Andererseits haben wir auch klare regionalpolitische Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Wenn sich Mainfranken etwa als eigenständige Region zwischen den Metropolregionen Nürnberg, Frankfurt und Stuttgart erfolgreich behaupten will, dann heißt es auch, regionale Geschlossenheit zu zeigen. Ein Beispiel: Ob eine ICE-Neubaustrecke zwischen Rottendorf und Iphofen befürwortet werden soll, weil sie den Nordkorridor der Trasse Paris-Budapest und damit die Erschließung Mainfrankens sichert, andernfalls der Fernverkehr der Bahn nicht über Frankfurt-Nürnberg, sondern über Augsburg-Stuttgart-München verläuft, ist dann eigentlich nicht mehr nur eine Frage des Landkreises Kitzingen oder gar einer einzelnen Kommune.
Noch ein Blick auf die Arbeitskräfte: Wird der Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen sein? Wie können die Unternehmen das bewältigen? Wo können die Lösungen für das Problem/Phänomen ansetzen?
Der Mangel an Fachkräften steht uns nicht bevor, er ist längst Realität! Bereits heute sind geeignete Fachkräfte in einigen Branchen wie etwa dem Gastgewerbe Mangelware. Wir haben deshalb zum Beispiel im letzten Jahr mit starken regionalen Partnern eine Allianz zur Sicherung der Fachkräfte in Mainfranken gegründet und zehn Handlungsfelder definiert (siehe Infokasten). Wir alle führen bereits vielfältige Projekte und Initiativen durch. Passgenaue Weiterbildungsmaßnahmen oder stärkeres Ausbildungsmarketing der Unternehmen sind da nur zwei von ganz vielen Stichworten. Eine stärkere Vernetzung der beteiligten Akteure ermöglicht aber Synergieeffekte und mehr Transparenz der regionalen Angebote.
Das Gespräch führte Redakteurin Sabine Paulus.