Feuerwehren: Einen Brand kann man nicht im Homeoffice löschen
Autor: Gerhard Krämer
Kitzingen, Freitag, 27. März 2020
Die geltenden Vorsichtsmaßnahmen wegen der Corona-Pandemie fordern Einsatzkräfte in besonderem Maß. Die Feuerwehren im Landkreis haben sich so gut als möglich vorbereitet.
Trotz Corona kommt die Feuerwehr. Auch in Krisenzeiten wie der gegenwärtigen gilt der Grundsatz, dass die Feuerwehren für die Sicherheit der Mitmenschen zuständig sind. Das bekräftigt Kreisbrandrat Roland Eckert in einem Schreiben an seine Kameraden. Die Feuerwehren im Landkreis Kitzingen haben sich auf die Situation eingestellt und Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
Eckert weiß, dass es bei Einsätzen schwer beziehungsweise unmöglich ist, Abstand zu halten. Mit bestimmten Verhaltensregeln hofft er aber, dass die Feuerwehrler gut mit der Situation umgehen können. Denn das "normale" Feuerwehrleben ist bereist zum Erliegen gekommen, sprich der Übungs- und Ausbildungsdienst ist eingestellt, Versammlungen oder Vereinsfeste werden nicht abgehalten und die Besprechungen der Einsatzkräfte sind auf das absolut notwendige Maß reduziert. Über WhatsApp-Gruppen hält man sich auf dem Laufenden und auch die Kreisbrandmeister-Dienstbesprechung ging virtuell über die Bühne.
Feuerwehr Kitzingen besetzt Fahrzeuge nicht mehr voll
Bei Einsätzen sieht die Sachlage anders aus. Bei niederschwelligen Alarmen könnte es sinnvoll sein, erst einmal die Lage zu erkunden, um dann gezielt zu entscheiden, wie viele Einsatzkräfte tatsächlich am Einsatzort benötigt werden, meint der Kreisbrandrat. Sein Rat, dass Feuerwehren, die über mehrere Einsatzfahrzeuge verfügen, ihre Mannschaft aufzuteilen, hat zum Beispiel die Feuerwehr Kitzingen schon beherzigt. "Wir haben uns zusammengesetzt und uns Gedanken gemacht, was nach unserem Dafürhalten des Beste ist", sagt Stadtbrandinspektor Matthias Gernert gegenüber dieser Redaktion. Die Besatzung auf den Fahrzeugen ist etwa von neun auf sechs heruntergefahren. Auf Sonderfahrzeugen rücken nur noch zwei Leute aus. Die restliche Besatzung käme mit weiteren Fahrzeugen nach.
"Wir haben auch die Mannschaften in Schichten eingeteilt", informiert Gernert. Dabei sei darauf geachtet worden, dass Maschinisten, Atemschutzträger beziehungsweise Kameraden für die Drehleiter mit dabei seien. In den Fahrzeugen sei Desinfektionsspray vorhanden, ebenso Mundschutz und Einweg-Overals. Auch werde bei jedem Einsatz die Mannschaft genau registriert. "Ansonsten schauen wir, Abstand halten zu können", betont Gernert und weiß: "Ein Restrisiko bleibt immer." Aber einen Brand könne man nun einmal nicht im Homeoffice löschen, auch keine Türe öffnen. Durch die Teilung der Mannschaft seien auch solche Einsatzkräfte betroffen, die nicht so häufig dabei sind. "Das schweißt zusammen", ist sich Gernert sicher.
Nach dem Einsatz werden Fahrzeuge und Gerät desinfiziert
Fahrzeugbesatzungen sind auch in Iphofen reduziert. Fehlendes Personal wird im Einsatzfall dann im Mannschaftstransportwagen nachkommen, sagt Kommandant Stefan Melber. "Lieber ein Auto mehr", lautet seine Devise. Um sich und Kameraden zu schützen, soll schon während der Fahrt das Visier runter. Die Wehr verfüge seit den Schwammspinner-Einsätzen über Mundschutz. Nach Einsätzen werden Lenkrad oder Türgriffe, eben alles, was angefasst wurde, mit einem Desinfektionsmittel gereinigt. "Ich hoffe, wir sind gut vorbereitet", sagt Melber, der die Mannschaft ebenfalls aufgeteilt hat.
Von jeher sensibilisiert beim Thema Hygiene ist die Volkacher Wehr, jetzt noch mehr, sagt Pressesprecher Moritz Hornung. Im Falle eines Falles wird momentan noch mit voller Fahrzeugbesatzung gefahren. An der Einsatzstelle komme man ja eh wieder zusammen. Das heißt nicht, dass man keine Vorsicht walten lässt. "Wir gehen mit aller Vorsicht an die Sache heran", bekräftigt Hornung, weswegen der Normalbetrieb längst eingestellt sei. Auch ist die Wehr mit Schutzkleidung ausgestattet.
Für Personenrettungen gelten besondere Regeln
Einsätze zur Personenrettung, also bei der Unterstützung des Rettungsdienstes, sind auch vorbereitet. Die Feuerwehr soll laut Eckert zum Beispiel nur die Türe von Wohnungen öffnen, diese aber nicht betreten. Sollte es dennoch notwendig sein, soll auf die persönliche Schutzkleidung geachtet werden. Falls eine Wehr nicht über Mundschutzmasken oder Einweghandschuhe verfügt, ist laut Eckert mit dem Rettungsdienst vereinbart, dass dieser das Material stellt.